anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges

zeit geschehen

Ist es nun Zufall? Heute Morgen begann ich, einen Artikel über die jugendlichen Machos zu schreiben, von denen einige virtuelle Gegner abknallen, während andere auf die Mindestanforderungen an zivilisiertem Umgang mit anderen einfach verzichten. Dann nagte ich mich so durch die Presse und siehe – mehr und mehr Probleme des Zusammenlebens der Geschlechter kamen mir ins Visier – einschließlich einer neuen deutschen Familienministerin, die offenbar denkt, dass sie den deutschen Männern erklären muss, wie sie leben sollen. Daumen runter, schon bevor sie überhaupt Bundesministerin wird. Ich verstreue das alles mal über den Abend.

1972: Bürger für Brandt. 2005: Mädchen gegen Merkel. Es gibt wohl kaum etwas, das den Zustand der Jugend besser definiert, doch muss ich erwähnen. Die Mittelgeneration ist noch schlimmer. Sie motzt mittlerweile gegen den Staat, dass die Fetzen fliegen, will nicht an ihm beteiligt sein, sondern nur eines – von seinen Geldsegnungen profitieren. Oder wie war das mit „Ihr – nicht ich“?

Ja, ich schrieb schon einmal darüber. Aber mir fiel erst jetzt ein, wie viel Zeit dazwischen liegt: 1972 der Aufbruch der Jugend für Willy Brandt – und die Kinder in der Rolle des verantwortungslosen Ohnemichels.

Polizisten haben bisweilen durchaus Humor, und Polizeipressestellen schreiben sogar manchmal über Sex – sogar über „Sex auf Bestellung mit Partnerinnen, die er sich nicht selbst aussuchen kann“. Wovon die Rede ist? Na, von einem Bullen natürlich.

Bundesbürger, habt fein acht. Wenn es so weitergeht, kommt bald Adenauers „Aktion Saubere Leinwand“ wieder – mit der BILD-Zeitung als oberster deutscher Moralinstanz.

Das geht dann so: BILD glaubt, dass eine Szene in einem TATORT-Krimi so nicht gezeigt werden darf. Nun nutzt BILD ihre Meinungsbildungskraft, um die Biederfrauen und Biedermänner von den Sofas zu holen, es kommt zu angeblichen Protesten: Vor allem von „bayrischen Landespolitikern“. Die gehen offenbar spazieren und treffen dabei ganz zufällig den ARD-Vorsitzenden Thomas Gruber, der ebenfalls ganz zufällig auf den SR-Intendant-Fritz Raff trifft, der dann seine persönliche Schere aus dem Badezimmer holt und mit Hilfe von ein paar Kolleginnen und Kollegen noch schnell am Film ein bisschen herum schnibbelt. Offizielle Lesart: „Es gab vermehrt Kritik an dieser Szene. Deshalb haben wir die Stelle korrigiert“.

Immerhin hat der „Bundesverband Regie“ interveniert -doch die ARD gab sich blauäugig: ARD-Sprecher Rudi Küffner jedenfalls leugnete, dass auf den Intendanten des Saarländischen Rundfunks Druck ausgeübt worden wäre. Nein, natürlich nicht, der hat ja seine Schere aus dem Badezimmer genommen und voller Selbstzweifel selber noch kurz vorher am Film herumgeschnibbelt.

Wie sagte einst der Vorsitzende des denkwürdigen Unternehmens, das ich hier nicht nennen will: „Die Informationen, die ich ihnen heute gebe, haben denjenigen Wahrheitsgehalt, den solche Informationen üblicherweise zu haben pflegen“.

Ich habe soeben bei Kirschrot die Geschichte eines Blind Dates gelesen, samt der Kommentare, die bei Frauenblogs ja immer recht zahlreich anfallen. Was ich dazu zu sagen hätte? Nun, vielleicht dies: Ich hatte im meinem Leben einige Blinddates – neben den vielleicht 40 bis 50 in Stuttgart eines in Lörrach, eines Kopenhagen, eines in Helsinki und eines in Joburg. Zuletzt hatte ich eines in Budapest, aber das ist eine andere Geschichte.

Bei einem Blind Date ist es so: Erwarte nichts, plane Alternativen, und sei zufrieden, wenn du ein wenig Freude daran hast. Wenn nicht, brich es möglichst bald wieder ab und verabschiede dich mit der Standardfloskel: „Ich rufe dich an“. Der Satz muss stets innerlich ergänzt werden mit „, falls ich jemals wieder ein Verlangen verspüren sollte, deine langweilige Gesellschaft zu ertragen“. Nicht, dass Sie mich missverstehen: Das ist der Satz für die Uneinsichtigen. Anderen kann man auch ruhig einmal: „Nein, leider nicht“ sagen.

Die meisten Blind Dates lassen sich gottlob abbrechen, wenn man sich richtig verhält: Beim ersten Treffen niemals zum Abendessen verabreden. „Ich habe mir überlegt, wie wir es machen und mal einen Tisch im (... folgt ein teures Restaurant) reserviert“. Lehnen sie ab, gleich, ob sie Frau oder Mann sind. Wer so hart rangeht, hat es nötig. Verabreden sie sich zum Kaffee. Wenn Ihnen ihr Partner nach einer Stunde noch gefällt, können sie immer noch essen gehen und danach noch in eine Bar und danach meinetwegen mit ihm/ihr ins Bett. Aber sie können eben auch wieder hinaus.

Was das Zahlen angeht: Wenn sie ein Mann sind und mit ihr in ein vornehmes Restaurant gehen, sollte der Kellner eigentlich fragen, wem er die Rechnung bringen darf, und eigentlich sollte dann sie sagen: „getrennt, bitte“. Sind sie auf eine Blind Date Fopperin hereingefallen, fällt ihr jetzt ein, dass sie die Kreditkarte in ihrem Hotel / ihrem Auto / Ihrer Wohnung vergessen hat. Zahlen sie, bringen sie die Dame (wenn sie höflich sind) dorthin, wo sie sie aufgegabelt haben, und verabschieden sie sich mit den üblichen Floskeln: Sie haben etwas gelernt – dafür sollten sie der Dame dankbar sein. Geben sie ihr dennoch nicht die 100 Euro für das Hotel, die sie wahrscheinlich noch schüchtern anfordern wird (wegen der zu Hause verlegten Kreditkarte) – es ist hinausgeworfenes Geld.

Der Staatshaushalt muß ausgeglichen sein. Die öffentlichen Schulden müssen verringert, die Arroganz der Behörden muß gemäßigt und kontrolliert werden ... Die Leute sollen wieder lernen zu arbeiten, statt auf öffentliche Rechnung zu leben. (gekürzt)

Marcus Tullius Cicero, 55 v. Chr.

Hier gefunden

BILD hat ein neues Thema: Die „Schummelhuren“: Angeblich acht von zehn Huren auf St. Pauli nutzen Tricks, um den Freier den Geschlechtsakt vorzugaukeln. Eine Ex-Hure wird als Kronzeugin zitiert: Man übe mit Bananen und Gurken.

Doch es gibt offenbar Gerechtigkeit auf dieser Welt: Inzwischen sind (wieder nach Informationen der BILD-Zeitung) „Sexspione“ unterwegs, also getarnte Freier, die sich von der Qualität der Arbeit der Damen überzeugen.

Vielleicht bringt BILD morgen einen Artikel, dass interessierte Huren und Zuhälter eine „Sexgegenspionage“ aufbauen, um Sexspione dingfest zu machen?

Wenn eine erwachsene Frau mit einem Dreizehnjährigen das Bett teilt, muss man sich wohl immer fragen, was denn eigentlich die Erwachsene motiviert, sich in dieser Weise eines jungen Mannes zu bedienen - unabhängig davon, ob es nun strafbar ist oder nicht.

Wenn sie dann noch Lehrerin ist und er ihr Schüler, so ist dies nicht nur äußerst befremdlich, sondern wird zudem mit schärferen Strafen bedroht - das ist auch gut so.

Aber warum bitte dichten dann Redakteure Überschriften wie "Note Sex“: Lehrerin muss 30 Monate im Knast "nachsitzen"? Bei jeder anderen kriminellen Handlung, die der Allgemeinheit unverständlich ist, versucht die Presse doch sonst, die Hintergründe zu erklären – sogar noch bei Terroristen, Chaoten und Randalierern. Man denke nur an die Vorgänge in Frankreich. Doch sobald es um Sex geht, ist dies nach Meinung der Redakteure offenbar unnötig.

Es geht also gar nicht um den Fall, sondern nur darum, die Sensation zu verbreiten, und dies führt zu dem Schluss, dass fast jede Zeitung ist mittlerweile BILD-infiziert ist und angeblich Sensationen nur um der Sensationen willen bringt. In Wahrheit verbergen sich dahinter meist menschliche Tragödien. Von ihnen erfahren wir nichts.

Ich muss gestehen, ich hätte überhaupt nicht gewusst, wer Maria Rauch-Kallat ist. Aber ich habe eine gute Entschuldigung: Ich bin ja kein Österreicher. In diesem Fall sollte ich vielleicht sagen: Gottseidank bin ich kein Österreicher, sonst müsste ich mich ja nun angesprochen fühlen.

Na denn: „Man(n) glaubt es kaum. Frau braucht Zeit und Raum“. Interessant. Ich wusste, dass die Käfig-, Terrarien- und Aquarienhaltung von Frauen nicht artgerecht ist, aber wie viel Raum brauchen diese Exemplare eigentlich? Ist die Haltung in Zweiraumwohnungen (Ost) oder Zweizimmerwohnungen (West) akzeptabel? Vor allem aber: Wie verhält sich die Quadratmeterzahl der Wohnung zum freien Auslauf?

Mir fiel auch gleich ein, dass Frauen Zeit brauchen. Vor dem Theater, Konzert oder Ball unter Umständen drei Stunden, um Unterwäsche, Rock, Bluse, Schuhe und Handtasche auszuwählen und hernach den Nagellack zu wechseln, weil er nicht passt. Die meisten Männer finden das nicht so schlimm: Schließlich brezeln sich die Damen ja auch für sie auf.

Ach, so war das gar nicht gemeint?

Vielleicht sollten Männer nur brav sein, kräftig Kohle anschleppen und ansonsten die Schnauze halten, denn wenn du nicht brav bist, du Idiot von einem Mann, dann verbrenne ich dir morgen dein Lieblingshemd mit dem Bügeleisen – jawoll, und wenn du dann nicht am Boden liegst und mir die Schuhspitzen meiner 500-Euro-Schuhe ableckst, dann brenne ich dir vielleicht sogar noch durch: Da haste es, Scheißmacker, und dann kannst du Unterhalt zahlen.

Und damit du es nicht vergisst, du Karikatur von einem Mann: „Zusätzlich zu den Sujets wurden post-its entwickelt, die zu Hause etwa auf dem übervollen Mülleimer oder am leeren Kühlschrank angebracht werden können und durch griffige Formulierungen zum Handeln auffordern“.

Wer an noch mehr Blödsinn interessiert ist: Ich muss ihn gar nicht schreiben. Das macht schon die Frauenratgeberin.at-Webseite - sogar inklusiv Ton mit Piep-piep-piep.

So, jetzt mal verschnaufen, nicht wahr? Ich weiß ja nicht, wie Ehepaare in Österreich miteinander umgehen, aber ich vermute mal, nicht anders als die Ehepaare nördlich, westlich, südlich und östlich auch. Da weiß ich zufällig, dass all das, was ihre Frau Frauenministerin da so sagt, die Männer aus dem Hause treibt und in die Arme von Damen, die keine Hemden mit Bügeleisen versengen. Ich denke, das ist in Österreich nicht anders.

Zum Schluß:

Der Autor legt Wert auf die Feststellung, dass er seine Hemden lieber selber wäscht und bügelt, damit sie Farbe und Form behalten.

Zwei bessere Damen und drei Kinder stehen am Straßenrand, vor ihnen ein Zebrasteifen. Die Damen unterhalten sich angeregt miteinander, die Kinder offenbar auch, dann sprechen die Kinder offenbar mit den Damen. Der Autofahrer wartet, wie es sich gehört, macht erst eine Geste, dann, nach einer gehörigen Weile, eine zweite, und schließlich, nach der dritten Geste, schreiten die beiden Damen über die Straße, das Näschen gen Himmel gerichtet, und natürlich würdigen auch die Kinder den Fahrer keines Blickes.

Man muss gar nicht so weit sehen, um die Menschen in diesem Land hassen zu lernen. Manchmal reicht es, ein kurzes Stück durch die Stadt zu fahren.

 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma

development