zeit geschehen
Die „WELT“ schreibt heute, dass die neue Kanzlerin „die erste wirklich zivilgesellschaftliche Regierungserklärung in der Geschichte der Bundesrepublik abgegeben“ habe. Das mag etwas übertrieben sein, und doch erinnert man sich ein wenig an Willy Brandt. Er sagte einst, wir müssten „mehr Demokratie“ wagen – das haben auch tatsächlich einige von uns mit großem Erfolg getan. Nun heißt es, „mehr Freiheit zu wagen“, und auch dem ist kaum etwas hinzuzufügen: Lasst uns etwas von dem abbauen, was uns hindert, unsere geistige, emotionale, soziale und vor allem wirtschaftliche Kraft zu entfalten.
Bei der geistigen Kraft geht es vor allem darum, die Fortschrittshemmungen abzubauen, die dem deutschen Geist meist innewohnen. Hoffentlich gelingt dies unseren so genannten „Intellektuellen“ Geisteswissenschaftlern endlich einmal. Bei den emotionalen Kräften haben wir leider in der Vergangenheit fast alle ein bisschen abgebaut, weil wir uns mit Scheinaktivitäten und Computergedöns voll gedröhnt haben. Wir müssen vor allem den Bloggern sagen: Es gibt kaum eine wirkliche soziale oder emotionale Kommunikation via Blogs, es ist eine scheinbare Kommunikation, die möglicherweise dazu führt, Kunstwelten aufzubauen und zu betonieren – und das kann sehr gefährlich sein.
Sozial? Die neue Gerechtigkeit ist längst fällig. Die Menschen der Mitte, sei es nach Jahren oder nach Einkommen, tragen die Last aller. Daran sind sie oft nicht selbst schuld: Den Älteren wird es schwer gemacht, sich erneut zu bewähren und den Jüngeren wird es viel zu leicht gemacht, sich nicht bewähren zu müssen. Bei den Menschen am unteren Rand des Einkommens gibt es zudem zwei Gruppen: Menschen in Not und Nutznießer der Leistungen, die eigentlich für Menschen in Not reserviert wären. Wären wir Soziale gerecht, so müssten wir dringend dafür sorgen, dass beide nicht im gleichen Licht betrachtet würden, denn sonst machen wir uns an jenen schuldig, die all unsere Unterstützung brauchen.
Bei der geistigen Kraft geht es vor allem darum, die Fortschrittshemmungen abzubauen, die dem deutschen Geist meist innewohnen. Hoffentlich gelingt dies unseren so genannten „Intellektuellen“ Geisteswissenschaftlern endlich einmal. Bei den emotionalen Kräften haben wir leider in der Vergangenheit fast alle ein bisschen abgebaut, weil wir uns mit Scheinaktivitäten und Computergedöns voll gedröhnt haben. Wir müssen vor allem den Bloggern sagen: Es gibt kaum eine wirkliche soziale oder emotionale Kommunikation via Blogs, es ist eine scheinbare Kommunikation, die möglicherweise dazu führt, Kunstwelten aufzubauen und zu betonieren – und das kann sehr gefährlich sein.
Sozial? Die neue Gerechtigkeit ist längst fällig. Die Menschen der Mitte, sei es nach Jahren oder nach Einkommen, tragen die Last aller. Daran sind sie oft nicht selbst schuld: Den Älteren wird es schwer gemacht, sich erneut zu bewähren und den Jüngeren wird es viel zu leicht gemacht, sich nicht bewähren zu müssen. Bei den Menschen am unteren Rand des Einkommens gibt es zudem zwei Gruppen: Menschen in Not und Nutznießer der Leistungen, die eigentlich für Menschen in Not reserviert wären. Wären wir Soziale gerecht, so müssten wir dringend dafür sorgen, dass beide nicht im gleichen Licht betrachtet würden, denn sonst machen wir uns an jenen schuldig, die all unsere Unterstützung brauchen.
sehpferd - am Donnerstag, 1. Dezember 2005, 21:29 - Rubrik: zeit geschehen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Ende der 60-er Jahre wurde sehr viel über die Leistungsgesellschaft gestritten. Sie war allerdings ein erheblicher Fortschritt gegenüber den Gesellschaftsformen zuvor, in der vor allem der „Stand“ zählte – also die Herkunft aus „guten Familien“ und deren erworbener Besitz.
Ich erinnere mich deutlich, dass viele Menschen damals von einer „Erfolgsgesellschaft“ sprachen, weil man offenbar mit, aber auch ohne eigene Leistung erfolgreich sein konnte – vor allem aber, weil der gesellschaftlich akzeptierte Maßstab nicht die Leistung war, sondern der Erfolg.
Ein Teil der Missverständnisse kam zustande, weil sich viele Menschen nicht darüber klar waren, worin Leistung besteht oder jedenfalls bestehen kann. Ich habe neulich darüber geschrieben, dass ein Mensch, der auf einer sehr langen, unbequemen und daher auch unerfreulichen Sitzung zwei geistvolle Fragen stellt, eine unglaubliche Leistung vollbringen kann. Allerdings würdigen wir diese Art der Leistung, wie im übrigen fast alle Kommunikationsleistungen, auch heute noch kaum.
Zum erfolgreichen Leben gehört Können, Wissen, Anstrengung, Leistung und – wie überall – auch etwas Glück. Dann wird sich der Erfolg schon einstellen.
Was meinen Sie?
Ich erinnere mich deutlich, dass viele Menschen damals von einer „Erfolgsgesellschaft“ sprachen, weil man offenbar mit, aber auch ohne eigene Leistung erfolgreich sein konnte – vor allem aber, weil der gesellschaftlich akzeptierte Maßstab nicht die Leistung war, sondern der Erfolg.
Ein Teil der Missverständnisse kam zustande, weil sich viele Menschen nicht darüber klar waren, worin Leistung besteht oder jedenfalls bestehen kann. Ich habe neulich darüber geschrieben, dass ein Mensch, der auf einer sehr langen, unbequemen und daher auch unerfreulichen Sitzung zwei geistvolle Fragen stellt, eine unglaubliche Leistung vollbringen kann. Allerdings würdigen wir diese Art der Leistung, wie im übrigen fast alle Kommunikationsleistungen, auch heute noch kaum.
Zum erfolgreichen Leben gehört Können, Wissen, Anstrengung, Leistung und – wie überall – auch etwas Glück. Dann wird sich der Erfolg schon einstellen.
Was meinen Sie?
sehpferd - am Mittwoch, 30. November 2005, 09:14 - Rubrik: zeit geschehen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Politisch teilen sich die Blogs, wie es scheint, in drei Gruppen: Eine sozialistische Trotzkopf-Fraktion mit eingebetteten SPD-Randsiedlern, eine rechtsliberal-opportunistische Blubberfraktion mit sorgfältig angesetzten FDP- und CDU-Tendenzen und eine Ich-Und-Sonst-Garnichts-Partei, zu der die Masse der Bloggerinnen und Blogger zählt.
Was ich in Blogs vermisse: Einsicht in die Probleme des Staates Deutschland, Tatkraft, um das gegenwärtige emotionale und wirtschaftliche Tief zu meistern, aber vor allem – Vertrauen in unser schönes, vielfältiges Europa zu haben.
Wissen Sie, meine Damen und Herren, es ist leicht, links oder rechts herauszuschwätzen. Aber es ist verdammt schwer, einen eigenen Kurs festzulegen und ihn durch das Leben solange zu halten, bis der nächste Hafen erreicht ist. Dann kann man den Schampus entkorken und neue Pläne machen.
Was ich in Blogs vermisse: Einsicht in die Probleme des Staates Deutschland, Tatkraft, um das gegenwärtige emotionale und wirtschaftliche Tief zu meistern, aber vor allem – Vertrauen in unser schönes, vielfältiges Europa zu haben.
Wissen Sie, meine Damen und Herren, es ist leicht, links oder rechts herauszuschwätzen. Aber es ist verdammt schwer, einen eigenen Kurs festzulegen und ihn durch das Leben solange zu halten, bis der nächste Hafen erreicht ist. Dann kann man den Schampus entkorken und neue Pläne machen.
sehpferd - am Dienstag, 29. November 2005, 20:27 - Rubrik: zeit geschehen
Zufällig gesehen, als der Frühstückstisch schon gedeckt, die Liebste aber noch nicht erschienen war: Eine Diskussion um Deutsche, nach dem beliebten Motto „Kinder statt Inder“.
Wer ist bitte "deutsch"? Offenbar meinen viele Menschen in diesem Land immer noch, deutsch sei man nur, wenn man einen Ariernachweis hat – oder eine Staatsbürgerurkunde, oder wie immer so etwas jetzt heißt. Gesagt hat einer der beiden beteiligten Herren im Fernsehen so etwas freilich nicht, sondern (sinngemäß) dies: „die Leute mögen zwar die deutsche Staatsangehörigkeit haben, aber deswegen sind sie noch nicht Deutsche“.
Deutsche? Vielleicht können manche Familien noch hart daran vorbeischrammen, Nachfahren eines französischen (und später vielleicht auch britischen oder amerikanischen) Besatzungssoldaten zu sein – aber wer bitte wollte von sich behaupten, garantiert keine römischen Vorfahren zu haben? Und warum bitte sollte man sie nicht haben? Schließlich kommt der größte Teil unserer Kultur aus Rom.
Als die Städte aufkamen, brauchte man nur „Jahr und Tag“ dort gewohnt zu haben, um Bürger zu werden. Aber um Deutscher zu sein (ich sollte dies wahrhaftig gegenüber einer Baden-Württembergischen Landesbehörde nachweisen) muss man auch noch das Geblüt des Urgroßvaters mütterlicherseits parat haben. Dessen Lebensdaten aber verschwanden im Dunst der Geschichte.
Deutscher? Am Tag meiner Geburt existierte kein „Deutschland“. Ich wurde in der amerikanischen Enklave der britischen Besatzungszone geboren, nicht in Deutschland. Allerdings in der „Free Hansa Town of Bremen“, denn die gab es bereits wieder.
Deutschland? Ich wünschte mir, dass wir endlich von Europa sprechen würden. Es ist eine schöne, vielfältige Heimat – und in ihr haben Deutsche sehr gute Möglichkeiten, sich zu beweisen.
Wer ist bitte "deutsch"? Offenbar meinen viele Menschen in diesem Land immer noch, deutsch sei man nur, wenn man einen Ariernachweis hat – oder eine Staatsbürgerurkunde, oder wie immer so etwas jetzt heißt. Gesagt hat einer der beiden beteiligten Herren im Fernsehen so etwas freilich nicht, sondern (sinngemäß) dies: „die Leute mögen zwar die deutsche Staatsangehörigkeit haben, aber deswegen sind sie noch nicht Deutsche“.
Deutsche? Vielleicht können manche Familien noch hart daran vorbeischrammen, Nachfahren eines französischen (und später vielleicht auch britischen oder amerikanischen) Besatzungssoldaten zu sein – aber wer bitte wollte von sich behaupten, garantiert keine römischen Vorfahren zu haben? Und warum bitte sollte man sie nicht haben? Schließlich kommt der größte Teil unserer Kultur aus Rom.
Als die Städte aufkamen, brauchte man nur „Jahr und Tag“ dort gewohnt zu haben, um Bürger zu werden. Aber um Deutscher zu sein (ich sollte dies wahrhaftig gegenüber einer Baden-Württembergischen Landesbehörde nachweisen) muss man auch noch das Geblüt des Urgroßvaters mütterlicherseits parat haben. Dessen Lebensdaten aber verschwanden im Dunst der Geschichte.
Deutscher? Am Tag meiner Geburt existierte kein „Deutschland“. Ich wurde in der amerikanischen Enklave der britischen Besatzungszone geboren, nicht in Deutschland. Allerdings in der „Free Hansa Town of Bremen“, denn die gab es bereits wieder.
Deutschland? Ich wünschte mir, dass wir endlich von Europa sprechen würden. Es ist eine schöne, vielfältige Heimat – und in ihr haben Deutsche sehr gute Möglichkeiten, sich zu beweisen.
sehpferd - am Montag, 28. November 2005, 09:16 - Rubrik: zeit geschehen
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Sagen sie ja niemandem, dass ich pragmatische Wege zum Ziel bevorzuge, pragmatische Erklärungen der Lebensumstände allen anderen vorziehe und mir eine pragmatische Politik wünsche.
Nein, sagen sie es nicht. Sagen sie es bitte vor allem keinem Deutschen, und einem deutschen Blogger schon gar nicht. „Pragmatisch“ ist für die meisten deutschen das rote Tuch, hinter dem gleich das Tor zur Hölle lauert: Mephisto denkt pragmatisch, Faust idealistisch. Noch Fragen?
Ja., ein Vorschlag. Werfen sie ihren Goethe die Treppe herunter – es ist ja bald wieder Altpapiersammlung. So, und dann misten Sie mal den Kleiderschrank ihrer Ideologien aus, ganz gleich, ob er gerade rechts- oder linkslastig bestückt ist, vor Bürgermief stinkt oder sich vor Reinheit langweilt.
Haben Sie alles draußen? Jetzt legen sie bitte noch alle Ihre Betroffenheitskorsetts ab und ihre Bedenkentragebeuteln.
Geschafft? Sie dürfen nun wieder einräumen. Das schwarze oder rote Ideologiekleid zum Ausgehen, der Rest der Jahreszeit und den Bedürfnissen angepasst, vor allem aber deutlich weniger. Frisch aufgeräumt sieht doch der Schrank ihrer vermufften Ideologien schon viel besser aus, nicht wahr? Und nun verbrennen sie alle ihre Betroffenheitskorsetts nebst Bedenkentragebeutel. Sehen sie, sie könnten sich eigentlich so etwas wie eine transparente Moral leisten, nicht wahr? Sie trägt sich wesentlich leichter als das alte Fischbeinkorsett, und man kann sich viel sicherer darin bewegen.
Wenn sie dann damit fertig sind, dann kommen sie doch wieder einmal zu mir, das über das Leben zu diskutieren.
Nein, sagen sie es nicht. Sagen sie es bitte vor allem keinem Deutschen, und einem deutschen Blogger schon gar nicht. „Pragmatisch“ ist für die meisten deutschen das rote Tuch, hinter dem gleich das Tor zur Hölle lauert: Mephisto denkt pragmatisch, Faust idealistisch. Noch Fragen?
Ja., ein Vorschlag. Werfen sie ihren Goethe die Treppe herunter – es ist ja bald wieder Altpapiersammlung. So, und dann misten Sie mal den Kleiderschrank ihrer Ideologien aus, ganz gleich, ob er gerade rechts- oder linkslastig bestückt ist, vor Bürgermief stinkt oder sich vor Reinheit langweilt.
Haben Sie alles draußen? Jetzt legen sie bitte noch alle Ihre Betroffenheitskorsetts ab und ihre Bedenkentragebeuteln.
Geschafft? Sie dürfen nun wieder einräumen. Das schwarze oder rote Ideologiekleid zum Ausgehen, der Rest der Jahreszeit und den Bedürfnissen angepasst, vor allem aber deutlich weniger. Frisch aufgeräumt sieht doch der Schrank ihrer vermufften Ideologien schon viel besser aus, nicht wahr? Und nun verbrennen sie alle ihre Betroffenheitskorsetts nebst Bedenkentragebeutel. Sehen sie, sie könnten sich eigentlich so etwas wie eine transparente Moral leisten, nicht wahr? Sie trägt sich wesentlich leichter als das alte Fischbeinkorsett, und man kann sich viel sicherer darin bewegen.
Wenn sie dann damit fertig sind, dann kommen sie doch wieder einmal zu mir, das über das Leben zu diskutieren.
sehpferd - am Dienstag, 22. November 2005, 19:58 - Rubrik: zeit geschehen
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Sie kennen das ja wahrscheinlich – niemand weiß so genau, wann eigentlich Weihnachten ist, deswegen kauft man Weihnachtsgeschenke entweder im August oder dann, wenn Leute zu fragen beginnen „was machst du eigentlich Weihnachten?“ – Ja richtig, da war doch noch etwas – Weihnachten eben.
Die meisten meiner Mitmenschen glauben ja, Weihnachten sei am 24. Dezember. Da ist es natürlich nicht, sondern am 25. Dezember - das ist der so genannte "christliche" Weihnachtstag. Aber es stimmt nicht, denn Weihnachten ist nicht ein Tag und auch nicht eine Folge von Tagen , die von einem „heiligen“ Abend über den ersten bis zum zweiten „Weihnachtsfeiertag“ reichen, sondern es ist eine ganze Anreihung von Tagen – die „Wiehen Nachten“ eben. Manche Schreiber lassen auch das „e“ weg uns schreiben: „Wihen Nachten“, und im Süden sagt man bisweilen „Raunächte“ dazu.
Eigenartig, wie sich das Christentum dieser „Wiehen Nachten“ bemächtigt hat. Selbst im Internet findet man kaum noch einen Hinweis auf die Zwölf Nächte, die man auch die Zeit „zwischen den Jahren“ nennt, und die etwa von unserem „Heiligen Abend“ bis zum „Dreikönigstag“ reichen – das ist auch die Zeit, in der eines unserer letzten vor den Missionaren geretteten Symbole, der immergrüne Lichterbaum, verschwinden muss.
Das eigentliche Fest ist dabei die Wintersonnenwende: Danach werden die Tage wieder länger und die Hoffnung auf ein wunderschönes neues Jahr keimt wieder auf, und wenn es auch noch kalt wird oder schneit, bringen die Tage wieder mehr Licht in die Täler, die Häuser und die Herzen.
Ich kenne sie noch aus meiner Jugend, die Zeit „zwischen den Jahren“ – eine Zeit der Besinnung wie auch der Hoffnung, die mindestens 12 Nächte währte und die vor allem deswegen als so eigenartig galt, weil sie weder zum alten noch zum neuen Jahr gehörte.
Armseliges Weihnachten ohne Krippe und Kirche?
Bei mir gibt es kein Weihnachten mit christlichen Symbolen. Manchmal, wenn es gar nicht anders geht, besuche ich Weihnachten eine Kirche – das bedeutet dann „Teilnahme am Zeitgeschehen“, und so kann ich auch mit dem Leben, was in den südlichen katholischen Gegenden als Weinachten gilt.
Die meisten meiner Mitmenschen glauben ja, Weihnachten sei am 24. Dezember. Da ist es natürlich nicht, sondern am 25. Dezember - das ist der so genannte "christliche" Weihnachtstag. Aber es stimmt nicht, denn Weihnachten ist nicht ein Tag und auch nicht eine Folge von Tagen , die von einem „heiligen“ Abend über den ersten bis zum zweiten „Weihnachtsfeiertag“ reichen, sondern es ist eine ganze Anreihung von Tagen – die „Wiehen Nachten“ eben. Manche Schreiber lassen auch das „e“ weg uns schreiben: „Wihen Nachten“, und im Süden sagt man bisweilen „Raunächte“ dazu.
Eigenartig, wie sich das Christentum dieser „Wiehen Nachten“ bemächtigt hat. Selbst im Internet findet man kaum noch einen Hinweis auf die Zwölf Nächte, die man auch die Zeit „zwischen den Jahren“ nennt, und die etwa von unserem „Heiligen Abend“ bis zum „Dreikönigstag“ reichen – das ist auch die Zeit, in der eines unserer letzten vor den Missionaren geretteten Symbole, der immergrüne Lichterbaum, verschwinden muss.
Das eigentliche Fest ist dabei die Wintersonnenwende: Danach werden die Tage wieder länger und die Hoffnung auf ein wunderschönes neues Jahr keimt wieder auf, und wenn es auch noch kalt wird oder schneit, bringen die Tage wieder mehr Licht in die Täler, die Häuser und die Herzen.
Ich kenne sie noch aus meiner Jugend, die Zeit „zwischen den Jahren“ – eine Zeit der Besinnung wie auch der Hoffnung, die mindestens 12 Nächte währte und die vor allem deswegen als so eigenartig galt, weil sie weder zum alten noch zum neuen Jahr gehörte.
Armseliges Weihnachten ohne Krippe und Kirche?
Bei mir gibt es kein Weihnachten mit christlichen Symbolen. Manchmal, wenn es gar nicht anders geht, besuche ich Weihnachten eine Kirche – das bedeutet dann „Teilnahme am Zeitgeschehen“, und so kann ich auch mit dem Leben, was in den südlichen katholischen Gegenden als Weinachten gilt.
sehpferd - am Dienstag, 22. November 2005, 19:30 - Rubrik: zeit geschehen
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Heute wird die Kanzlerin gewählt – ich kann nur hoffen, dass ihre Regierung endlich den beliebtesten deutsche Volkssport, das Mauselochgucken*, verhindern kann.
Europa blickt nach Deutschland – nicht aus den Mauselöchern, und dazu inzwischen recht ungeduldig.
*Das Zitat : "Kiek nich in't Muusloch, Kiek in de Sünn" ist von
Wilhelm Kaisen, geb. 1878 gest. 1979, Bremer Bürgermeister von 1945 bis 1965
Europa blickt nach Deutschland – nicht aus den Mauselöchern, und dazu inzwischen recht ungeduldig.
*Das Zitat : "Kiek nich in't Muusloch, Kiek in de Sünn" ist von
Wilhelm Kaisen, geb. 1878 gest. 1979, Bremer Bürgermeister von 1945 bis 1965
sehpferd - am Dienstag, 22. November 2005, 09:20 - Rubrik: zeit geschehen
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Die designierte Familienministerin, Frau von der Leyen, scheint ihrer Schwester im Geist aus Österreich, Maria Rauch-Kallat, folgen zu wollen, denn sie sagte der „WELT“: „In Deutschland ist eine Veränderung in der Väter- und Männerrolle, hin zu einem tatsächlich gleichberechtigten Partner, überfällig. Männer, die dazu nicht bereit sind, werden keine Partnerin mehr finden“.
Wie schön, dass diese Frau weiß, was in Deutschland „überfällig ist“ – da wünschen wir ihr für ihre zukünftige Karriere in der CDU doch gleich mal viel Erfolg, denn wer hätte schon mit so viel Scharfsinn gerechnet?
Die Aussagen sind umso befremdlicher, als Frau von der Leyen ja schon Familienministerin in Niedersachsen war – das sollte man sich im Grunde doch etwas auskennen, wenn man ein neues Amt antritt – und nicht gleich herumzuklotzen und die Schuld für die deutsche Familienmisere bei den Männern zu suchen. Überhaupt sollte es sich für eine Familienministerin verbieten, einen Keil in die Familien zu treiben – hier die bereits perfekten Frauen, dort die Männer, die noch etwas lernen müssen.
Doch noch etwas fiel mir auf: Die Drohung oder Prognose an die Männer, keine Partnerin zu finden. Schon heute sind deutsche, aber auch österreichische und schweizerische Frauen nämlich so „anspruchsvoll“ in der Wahl ihrer Partner, dass immer mehr durchaus gute und liebevolle Männer durchs Netz fallen. Diese Männer werden teils zornig und verfluchen die Frauen als Gruppe, teils aber weichen sie eben auch aus: Im Ausland gibt es genügend partnersuchende Frauen.
Wissen Sie, wenn ich meinen Artikel über die so genannten „Importfrauen“ nicht schon einige Stunden vor diesem Artikel geschrieben hätte – jetzt wäre es an der Zeit, einmal der Arroganz kontra zu geben: Die Frauen, die übermäßige Ansprüche stellen, werden in Zukunft keine Partner mehr finden. Ich gebe zu, dass die eine Aussage so überheblich ist wie die andere: Aber das kann ich, für meinen Teil, in Kauf nehmen: Ich bin nicht Minister in Deutschland.
Abgesehen von Meinungen und Emotionen: Fast alle Frauen jenseits der 50 beklagen sich, dass es für sie so schwer wäre, einen neuen Lebenspartner zu finden. In diesem Alter haben wir also bereist die Situation, die wir heute bei den 20 – 35-jährigen Frauen noch nicht haben. Nur – Arroganz ist hier der schlechteste Ratgeber überhaupt, denn wir alle – auch die übertrieben „anspruchsvollen“ Mittzwanzigerinnen bis Mittdreißigerinnen, werden älter – und vielleicht verpassen sie ja vor lauter „Ansprüchen“ und Rollenverteilungsproblemen ja die Zeit, in der sie es noch leicht haben, einen Mann für das ganze Leben zu finden.
Wie schön, dass diese Frau weiß, was in Deutschland „überfällig ist“ – da wünschen wir ihr für ihre zukünftige Karriere in der CDU doch gleich mal viel Erfolg, denn wer hätte schon mit so viel Scharfsinn gerechnet?
Die Aussagen sind umso befremdlicher, als Frau von der Leyen ja schon Familienministerin in Niedersachsen war – das sollte man sich im Grunde doch etwas auskennen, wenn man ein neues Amt antritt – und nicht gleich herumzuklotzen und die Schuld für die deutsche Familienmisere bei den Männern zu suchen. Überhaupt sollte es sich für eine Familienministerin verbieten, einen Keil in die Familien zu treiben – hier die bereits perfekten Frauen, dort die Männer, die noch etwas lernen müssen.
Doch noch etwas fiel mir auf: Die Drohung oder Prognose an die Männer, keine Partnerin zu finden. Schon heute sind deutsche, aber auch österreichische und schweizerische Frauen nämlich so „anspruchsvoll“ in der Wahl ihrer Partner, dass immer mehr durchaus gute und liebevolle Männer durchs Netz fallen. Diese Männer werden teils zornig und verfluchen die Frauen als Gruppe, teils aber weichen sie eben auch aus: Im Ausland gibt es genügend partnersuchende Frauen.
Wissen Sie, wenn ich meinen Artikel über die so genannten „Importfrauen“ nicht schon einige Stunden vor diesem Artikel geschrieben hätte – jetzt wäre es an der Zeit, einmal der Arroganz kontra zu geben: Die Frauen, die übermäßige Ansprüche stellen, werden in Zukunft keine Partner mehr finden. Ich gebe zu, dass die eine Aussage so überheblich ist wie die andere: Aber das kann ich, für meinen Teil, in Kauf nehmen: Ich bin nicht Minister in Deutschland.
Abgesehen von Meinungen und Emotionen: Fast alle Frauen jenseits der 50 beklagen sich, dass es für sie so schwer wäre, einen neuen Lebenspartner zu finden. In diesem Alter haben wir also bereist die Situation, die wir heute bei den 20 – 35-jährigen Frauen noch nicht haben. Nur – Arroganz ist hier der schlechteste Ratgeber überhaupt, denn wir alle – auch die übertrieben „anspruchsvollen“ Mittzwanzigerinnen bis Mittdreißigerinnen, werden älter – und vielleicht verpassen sie ja vor lauter „Ansprüchen“ und Rollenverteilungsproblemen ja die Zeit, in der sie es noch leicht haben, einen Mann für das ganze Leben zu finden.
sehpferd - am Freitag, 18. November 2005, 19:17 - Rubrik: zeit geschehen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Ab und an gehe ich nach Basel und sehe dort recht viele Schweizer (gestandene Mannsbilder, sozusagen) die mit Ehefrauen daherkommen, die ganz offensichtlich anderen Gegenden dieser Welt entstammen.
Es gibt nur wenige, die ihre Frauen auf Auslandsreisen kennen gelernt haben. Die meisten von ihnen (Asiatinnen, Südamerikanerinnen, Afrikanerinnen und Osteuropäerinnen) sind jene, die als „Kauffrauen“ oder „Importfrauen“ bezeichnet werden.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann, der hier keine Frau bekommt, von solch einer Frau wirklich geliebt wird“ ist der übliche Satz, der den meisten Menschen einfällt, wenn sie ein solches Paar sehen. Vereinfacht: Er findet keine, also kauft er sich eine, aber die liebt ihn nicht, sonder kommt aus wirtschaftlichen Gründen.
Fragt sich, wo Männer (auch deutsche Männer) denn ihre Frauen finden sollen: Frauen, die sie Berufen unterstützen, die ohne Ehefrauen fast gar nicht ausgeführt werden könnten: Landwirte, Schäfer, Kleingewerbetreibende, Gastwirte und Handwerker, beispielsweise. Ich höre schon den Aufschrei: „Ausbeutung!“ – Aber das liegt wohl daran, dass sich viele Frauen nicht mehr bewusst sind, dass man gemeinsam auch stärker sein kann als alleine – und schon dadurch gewinnen kann.
Und die Beziehungen? Was bleibt denn von den modernen romantischen Ehen übrig, in denen man ja so viel Zeit hatte, sich gründlich kennen zu lernen, Gemeinsamkeiten zu suchen und zu finden, die Seelen im gleichen Takt schwingen zu lassen und was dergleichen Gesülze noch mehr ist? Bestenfalls 66 Prozent. Der Rest wird geschieden.
Ist es da nicht manchmal klüger, eine Ehe aus Vernunft, Verständnis und Miteinanderwachsen einzugehen? Alte Ehepaare werden mir zustimmen. Sie kennen verschiedene Phasen ihres Lebens und mussten immer wieder zusammenwachsen – das bindet mehr als die „Große Liebe“, die bekanntlich in wenigen Jahren zusammenschmilzt.
Warum also keine „Importfrau“? Wer jetzt die Nase rümpft, sollte vielleicht bedenken, dass zumindest einige dieser „Importfrauen“ ganz normale Europäerinnen sind, und einige von ihnen sogar aus der EU kommen. Und wenn schon die Rede von „Importfrauen“ ist, so gibt es durchaus auch in Mitteleuropa „Exportfrauen“ – vor allem Skandinavierinnen, die ihre Liebe bei einem vermeintlich heißblütigeren Mann im Süden Europas suchen – von Südafrika, Australien, Kanada und Alaska einmal ganz abgesehen. Dorthin gibt es sogar eine größere Anzahl deutscher „Importfrauen“.
Und damit nicht wieder der übliche Bloggerverdacht entsteht: Ich schreibe nicht, weil es mich betrifft. Meine Frau und ich sind Deutsche, und wir sind (noch) beide berufstätig.
Es gibt nur wenige, die ihre Frauen auf Auslandsreisen kennen gelernt haben. Die meisten von ihnen (Asiatinnen, Südamerikanerinnen, Afrikanerinnen und Osteuropäerinnen) sind jene, die als „Kauffrauen“ oder „Importfrauen“ bezeichnet werden.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann, der hier keine Frau bekommt, von solch einer Frau wirklich geliebt wird“ ist der übliche Satz, der den meisten Menschen einfällt, wenn sie ein solches Paar sehen. Vereinfacht: Er findet keine, also kauft er sich eine, aber die liebt ihn nicht, sonder kommt aus wirtschaftlichen Gründen.
Fragt sich, wo Männer (auch deutsche Männer) denn ihre Frauen finden sollen: Frauen, die sie Berufen unterstützen, die ohne Ehefrauen fast gar nicht ausgeführt werden könnten: Landwirte, Schäfer, Kleingewerbetreibende, Gastwirte und Handwerker, beispielsweise. Ich höre schon den Aufschrei: „Ausbeutung!“ – Aber das liegt wohl daran, dass sich viele Frauen nicht mehr bewusst sind, dass man gemeinsam auch stärker sein kann als alleine – und schon dadurch gewinnen kann.
Und die Beziehungen? Was bleibt denn von den modernen romantischen Ehen übrig, in denen man ja so viel Zeit hatte, sich gründlich kennen zu lernen, Gemeinsamkeiten zu suchen und zu finden, die Seelen im gleichen Takt schwingen zu lassen und was dergleichen Gesülze noch mehr ist? Bestenfalls 66 Prozent. Der Rest wird geschieden.
Ist es da nicht manchmal klüger, eine Ehe aus Vernunft, Verständnis und Miteinanderwachsen einzugehen? Alte Ehepaare werden mir zustimmen. Sie kennen verschiedene Phasen ihres Lebens und mussten immer wieder zusammenwachsen – das bindet mehr als die „Große Liebe“, die bekanntlich in wenigen Jahren zusammenschmilzt.
Warum also keine „Importfrau“? Wer jetzt die Nase rümpft, sollte vielleicht bedenken, dass zumindest einige dieser „Importfrauen“ ganz normale Europäerinnen sind, und einige von ihnen sogar aus der EU kommen. Und wenn schon die Rede von „Importfrauen“ ist, so gibt es durchaus auch in Mitteleuropa „Exportfrauen“ – vor allem Skandinavierinnen, die ihre Liebe bei einem vermeintlich heißblütigeren Mann im Süden Europas suchen – von Südafrika, Australien, Kanada und Alaska einmal ganz abgesehen. Dorthin gibt es sogar eine größere Anzahl deutscher „Importfrauen“.
Und damit nicht wieder der übliche Bloggerverdacht entsteht: Ich schreibe nicht, weil es mich betrifft. Meine Frau und ich sind Deutsche, und wir sind (noch) beide berufstätig.
sehpferd - am Freitag, 18. November 2005, 18:39 - Rubrik: zeit geschehen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Die Emanzipation hatte manche Folgen, aber mit der hat kaum jemand gerechnet: Jugendliche verbünden sich, um Machos zu werden, „richtige Männer“, wie man früher sagte, also Männer, die vor allem keine Gefühle zeigen – abgestumpfte Männer, wenn man so will. Die sausdämlichen Sprüche fangen schon in der Kindheit an: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, „du musst hart werden“, „da musst du durch“, „wir Männer müssen zusammenhalten“. Die andere Fraktion wird entsprechend mit Dreck beworfen: „Warmduscher, Sitzpinkler, Frauenversteher. Das ginge alles noch, wenn nur die Underdogs so herumproleten würden. Aber die Männer, die so reden, sind oft Akademiker.
Gerade ist die Rede davon, Gewaltspiele zu verbieten. Und wer spielt sie? Kindmänner – und dies trotz des Jugendverbots. Heute spielen sie Machos, und morgen werden sie Machos, und ich habe den blöden Verdacht, dass dies viele Mädchen und Frauen nicht einmal stört – solange sie den „harten Mann“ auf ihrer Seite haben. Was aber, wenn diese neuen „harten Männer“ sich ohne Rücksicht nehmen, was ihnen nicht entfliehen kann?
Ich denke es ist an uns, an den erwachsenen Männern, an den Großvätern und Vätern, den Jungen zu sagen: Leute, ihr baut Scheiße.
Gerade ist die Rede davon, Gewaltspiele zu verbieten. Und wer spielt sie? Kindmänner – und dies trotz des Jugendverbots. Heute spielen sie Machos, und morgen werden sie Machos, und ich habe den blöden Verdacht, dass dies viele Mädchen und Frauen nicht einmal stört – solange sie den „harten Mann“ auf ihrer Seite haben. Was aber, wenn diese neuen „harten Männer“ sich ohne Rücksicht nehmen, was ihnen nicht entfliehen kann?
Ich denke es ist an uns, an den erwachsenen Männern, an den Großvätern und Vätern, den Jungen zu sagen: Leute, ihr baut Scheiße.
sehpferd - am Freitag, 18. November 2005, 18:08 - Rubrik: zeit geschehen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen