kult und kultur
Gerade habe ich über die Moral geschrieben, und dabei gedacht, was eigentlich wohl in anderen europäischen Ländern passiert ist. Ich hatte ja Deutschland im Sinn, genau genommen Westdeutschland, ein Land, in dem die bürgerliche Moral gerade zu Grabe getragen wird – endlich, wie ich meine, denn sie ist die Moral der Unbelehrbaren. Doch in Finnland, Norwegen und Schweden beispielsweise soll die Bürgermoral ja immer noch fest stehen wie ein Fels – ist dies noch so? Und wenn ja, woran liegt es? Werden in diesen Ländern die Fassaden besonders gepflegt? Oder gibt es sie dort wirklich noch, die Werte der bürgerlichen Familie?
Das alles und noch viel mehr würde Sehpferd gerne in Erfahrung bringen und er bittet seine Leser deshalb, sich zu äußern.
Das alles und noch viel mehr würde Sehpferd gerne in Erfahrung bringen und er bittet seine Leser deshalb, sich zu äußern.
sehpferd - am Mittwoch, 28. Januar 2004, 21:17 - Rubrik: kult und kultur
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
27 Stunden dauert das Theaterstück „Sexo" von Juan Carlos Montagna - und im Moment wird es gerade in Chile aufgeführt. Sein Inhalt: simulierter Sex. Dies berichtete Ananova unter Bezug auf die Tageszeitung Las Ultimas Noticias. Die Zuschauer, deren Reaktionen wie immer gemischt waren, können das Theater während der Vorstellung jederzeit verlassen und erneut betreten.
Autor Montagna hofft jedenfalls, dass man aus seinem Stück einige ernstliche Fragestellungen zur Sexualität, zur Freiheit und zu Vorurteilen mitnehmen könne.
Autor Montagna hofft jedenfalls, dass man aus seinem Stück einige ernstliche Fragestellungen zur Sexualität, zur Freiheit und zu Vorurteilen mitnehmen könne.
sehpferd - am Montag, 26. Januar 2004, 18:35 - Rubrik: kult und kultur
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Begeistert zeigte sich das Publikum von der Premiere des Theaterstücks „Die Zehn Gebote" von Johann Kresnik in der Friedenskirche zu Bremen. Das Stück, das ursprünglich im Bremer „St. Petri Dom" aufgeführt werden sollte, hatte im Vorfeld für viel Wirbel in der Hansestadt gesorgt: Grund waren reißerisch aufgemachte Artikel in der Boulevardpresse, denen zahllose Proteste angeblich engagierter Christen folgten. Das Ensemble musste schließlich umziehen, als der Druck, der von den Mitgliedern der lutherischen Gemeinde kam, zu groß wurde - einige von ihnen hatten gar mit dem Kirchenaustritt gedroht.
Die erwarten Massen von Protestierern, die angeblich in Bussen anreisen wollten, blieben jedoch aus: Nur etwa 20 Christen protestierten vor der Kirche gegen die Aufführung. Wie ein Sprecher sagte, wende man sich nicht gegen das Stück an sich, sondern nur gegen seine Aufführung in einem Gotteshaus.
Darüber berichtete unter anderem die Tagesschau.
Die erwarten Massen von Protestierern, die angeblich in Bussen anreisen wollten, blieben jedoch aus: Nur etwa 20 Christen protestierten vor der Kirche gegen die Aufführung. Wie ein Sprecher sagte, wende man sich nicht gegen das Stück an sich, sondern nur gegen seine Aufführung in einem Gotteshaus.
Darüber berichtete unter anderem die Tagesschau.
sehpferd - am Freitag, 23. Januar 2004, 07:17 - Rubrik: kult und kultur
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Der Schlussapplaus soll verhalten gewesen sein, doch Düsseldorf ist eben nicht der Broadway, und ein Musical, in dem ein Hit auf den anderen folgt, ist „Das Mädchen Rosemarie" dann wohl doch nicht: eher ein „Kammerspiel mit Musik", wie ein Rezensent anmerkte.
Die Hauptdarstellerin, der das Musical von Dirk Witthuhn und Heribert Feckler auf den Leib geschrieben wurde, überzeugte allerdings. Sie heißt Anna Montanaro, ist die Tochter eines Pizzabäckers und der gegenwärtige Shooting-Start der deutschen Musical-Szenerie. Über sie wusste die Kritik denn auch nur Gutes zu schreiben."Mit Bravour" verkörpere sie die Rolle der einerseits erotischen, andererseits berechnenden Hure. Sie hat Erfahrung mit ähnlichen Rollen: mit der Lucy zum Beispiel, jener Hure aus dem Londoner Westend, die in „Jekyll an Hyde" den Gegenpart zur braven Braut des Doktors spielt. So erklärt sich wohl, dass „Ihr Timbre mittlerweile etwas Ordinäres" habe, wie der Kritiker der „Stuttgarter Zeitung" schrieb.
Wer das Musical auch sehen will: Gespielt wird täglich um 19.30 Uhr außer Montag und Dienstag im Capitol-Theater Düsseldorf.
So stand es in den meisten Zeitungen.
Und so in der "Stuttgarter Zeitung".

(c) by Capitol-Theater, Düsseldorf, Germany
Anzeige:

Wer einmal in Hamburg ist, sollte unbedingt ein Musical besuchen.

Die Hauptdarstellerin, der das Musical von Dirk Witthuhn und Heribert Feckler auf den Leib geschrieben wurde, überzeugte allerdings. Sie heißt Anna Montanaro, ist die Tochter eines Pizzabäckers und der gegenwärtige Shooting-Start der deutschen Musical-Szenerie. Über sie wusste die Kritik denn auch nur Gutes zu schreiben."Mit Bravour" verkörpere sie die Rolle der einerseits erotischen, andererseits berechnenden Hure. Sie hat Erfahrung mit ähnlichen Rollen: mit der Lucy zum Beispiel, jener Hure aus dem Londoner Westend, die in „Jekyll an Hyde" den Gegenpart zur braven Braut des Doktors spielt. So erklärt sich wohl, dass „Ihr Timbre mittlerweile etwas Ordinäres" habe, wie der Kritiker der „Stuttgarter Zeitung" schrieb.
Wer das Musical auch sehen will: Gespielt wird täglich um 19.30 Uhr außer Montag und Dienstag im Capitol-Theater Düsseldorf.
So stand es in den meisten Zeitungen.
Und so in der "Stuttgarter Zeitung".

(c) by Capitol-Theater, Düsseldorf, Germany
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Wer einmal in Hamburg ist, sollte unbedingt ein Musical besuchen.

sehpferd - am Donnerstag, 22. Januar 2004, 20:06 - Rubrik: kult und kultur
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Wer sich jeden Morgen beim Kaffeetrinken ein Liebeslied wünscht, muss nicht enttäuscht werden: bereits im letzten Jahr hat Arzberg eine neue Tassenkollektion mit diesem Titel herausgebracht, auf der sich Paare gegenseitig anschmachten.
Verantwortlich für die sehnsuchtsvoll wirkenden Dekors ist die Illustratorin Stefanie Harjes. Die Tassen gibt es mit jeweils sechs Motiven in drei unterschiedlichen Größen.
(C) 2003 by Arzberg
Verantwortlich für die sehnsuchtsvoll wirkenden Dekors ist die Illustratorin Stefanie Harjes. Die Tassen gibt es mit jeweils sechs Motiven in drei unterschiedlichen Größen.

(C) 2003 by Arzberg
sehpferd - am Donnerstag, 22. Januar 2004, 16:30 - Rubrik: kult und kultur
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Gedanken sind frei. Also können sie erotisch sein. Wenn aus den Gedanken jedoch Romane, Erzählungen und Kurzgeschichten werden, durchlaufen sie die Gedankenkontrolle vieler: sind sie dann noch erotisch? Belanglos? Pornografisch?
Niemand hätte sich in alten Zeiten angemaßt, ein Buch als „Produkt“ zu bezeichnen. Heute ist es eines, also wird es gehandelt, also folgt es den Kriterien des Marktes, aber auch der öffentlichen moralischen Wacht über diesen Produktverkauf, Jugendschutz genannt.
Was ich damit sagen will? Dass nur der Gedanke eigentlich erotisch ist. Zu Papier gebracht, produziert und verbreitet, kann es jeder nennen, wie er will. Was für Bücher gilt, gilt auch für Malerei, Fotografie, Filme, Dessous und vieles mehr.
Soll ich deswegen sagen: Sex-Produkte? Niemals. Ich bleibe dabei zu sagen: Erotik-Produkte. Zu den Gegenständen und Darstellungen früherer Zeiten, die solche Themen als Gegenstand haben, sagen wir ja auch „Erotika“.
Niemand hätte sich in alten Zeiten angemaßt, ein Buch als „Produkt“ zu bezeichnen. Heute ist es eines, also wird es gehandelt, also folgt es den Kriterien des Marktes, aber auch der öffentlichen moralischen Wacht über diesen Produktverkauf, Jugendschutz genannt.
Was ich damit sagen will? Dass nur der Gedanke eigentlich erotisch ist. Zu Papier gebracht, produziert und verbreitet, kann es jeder nennen, wie er will. Was für Bücher gilt, gilt auch für Malerei, Fotografie, Filme, Dessous und vieles mehr.
Soll ich deswegen sagen: Sex-Produkte? Niemals. Ich bleibe dabei zu sagen: Erotik-Produkte. Zu den Gegenständen und Darstellungen früherer Zeiten, die solche Themen als Gegenstand haben, sagen wir ja auch „Erotika“.
sehpferd - am Dienstag, 20. Januar 2004, 12:13 - Rubrik: kult und kultur
Aus dem Bremer Dom vertrieben, hat Regisseur Johann Kresnik nun in der Friedenskirche zu Bremen „Kirchenasyl“ gefunden, um das Stück „Die Zehn Gebote“ am 22. Januar aufführen zu können. In der Bremer Dom-Gemeinde war es zu wütenden Protesten und Austrittsdrohungen gekommen, nach dem die BILD-Zeitung einen Sensationsbericht über das Stück verbreitet hatte, in dem unter anderem darauf hingewiesen wurde, dass dort nackte Näherinnen auftreten würden. Sie sollen im Stück die Ausbeutung der Frauen in den Billiglohnländern repräsentieren.
Der Regisseur kommentierte, dass die Kirche das Echo eines solchen Stücks aushalten müsse, doch würde man dort wohl eher die BILD-Zeitung als die Bibel lesen.
Gelesen in der hz-online.
Der Regisseur kommentierte, dass die Kirche das Echo eines solchen Stücks aushalten müsse, doch würde man dort wohl eher die BILD-Zeitung als die Bibel lesen.
Gelesen in der hz-online.
sehpferd - am Montag, 19. Januar 2004, 14:03 - Rubrik: kult und kultur
Klassische Musik ist auch nicht mehr das, was sie mal war und die Musikindustrie sowie deren Vermarkter versuchen, Kunden zu gewinnen. Das tut auch "Klassik Radio": Über das Medium Fernsehen wirbt man für den Sender, der diesen Slogan gefunden hat: „Klassik Radio - modern music".
Nun, vielleicht ist etwas dran, dass „Klassische" Musik wieder modern wird. Sollte sie hingegen modern sein, dann ist sie nicht klassisch - aber nicht einmal alles, was als „klassisch" bezeichnet wird, ist bekanntlich wirklich klassisch.
Unsere alt Vorderen hatten im Rundfunk dafür einen Ausdruck, der damals alles sagte: E-Musik, wobei das „E" für „Ernst" stand - der ganze Rest war U-Musik, mit „U" für Unterhaltung. Nun wissen wir, dass Unterhaltung sehr ernst ist, weil damit viel Geld verdient wird, während „ernste" Musik bisweilen sehr unterhaltend ist - doch Geld wird damit nur noch verdient, wenn man sich etwas einfallen lässt.
Das hat „Klassik Radio" erkannt - und weil man sich ein modernes, humorvolles Publikum wünscht, das dem heutigen Leben zugewandt ist, hat man es mit einer Werbung versucht, die einmal ganz andere Sinne anspricht: da ist ein Männer-Po, auf den plötzlich eine Frauenhand klatscht, während eine Stimme im Hintergrund sagt: „Ich höre Klassik Radio (klatsch) Klassik Radio - modern music".
Was der Klaps auf den Po mit Klassik zu tun hat? Nun, erstens sollen wohl junge bis mittelalte emanzipierte Frauen als Kundinnen gewonnen werden, und dieser Versuch könnte sich sogar als erfolgreich erweisen, denn der Sender will ja sagen, dass er nicht irgendwelche vermieften Schallplatten aus der Mottenkiste spielt. Aber dann erinnert der Klaps doch auch an gewisse Musikinstrumente, die von Schlagzeugern bedient, nur dann in den Konzertsaal hineingerollt werden, wenn es unabdingbar ist: Sie dienen zur Erzeugung von Effekten, zur Überhöhung von Situationen sozusagen, in denen der Komponist gar nicht genug Krach auf der Bühne haben konnte - ein zusätzlicher Peitschenknall in die Seele, sozusagen.
Nun, Klassikfreunde haben mal mehr, mal weniger Humor. Doch den konservativen Klassikhörern und vor allem den Hörerinnen scheint die ganze Chose nicht zu passen: Sie fragen sich, was denn ein Klaps auf den Po mit Klassik zu tun hat. Etwa, weil klassische Musik nicht erotisch ist? Das, freilich, wäre eine Fehleinschätzung.
Der Hinweis kam von diesem Blog
Hier das Bild:

(c) 2004 by Klassik Radio"
Nun, vielleicht ist etwas dran, dass „Klassische" Musik wieder modern wird. Sollte sie hingegen modern sein, dann ist sie nicht klassisch - aber nicht einmal alles, was als „klassisch" bezeichnet wird, ist bekanntlich wirklich klassisch.
Unsere alt Vorderen hatten im Rundfunk dafür einen Ausdruck, der damals alles sagte: E-Musik, wobei das „E" für „Ernst" stand - der ganze Rest war U-Musik, mit „U" für Unterhaltung. Nun wissen wir, dass Unterhaltung sehr ernst ist, weil damit viel Geld verdient wird, während „ernste" Musik bisweilen sehr unterhaltend ist - doch Geld wird damit nur noch verdient, wenn man sich etwas einfallen lässt.
Das hat „Klassik Radio" erkannt - und weil man sich ein modernes, humorvolles Publikum wünscht, das dem heutigen Leben zugewandt ist, hat man es mit einer Werbung versucht, die einmal ganz andere Sinne anspricht: da ist ein Männer-Po, auf den plötzlich eine Frauenhand klatscht, während eine Stimme im Hintergrund sagt: „Ich höre Klassik Radio (klatsch) Klassik Radio - modern music".
Was der Klaps auf den Po mit Klassik zu tun hat? Nun, erstens sollen wohl junge bis mittelalte emanzipierte Frauen als Kundinnen gewonnen werden, und dieser Versuch könnte sich sogar als erfolgreich erweisen, denn der Sender will ja sagen, dass er nicht irgendwelche vermieften Schallplatten aus der Mottenkiste spielt. Aber dann erinnert der Klaps doch auch an gewisse Musikinstrumente, die von Schlagzeugern bedient, nur dann in den Konzertsaal hineingerollt werden, wenn es unabdingbar ist: Sie dienen zur Erzeugung von Effekten, zur Überhöhung von Situationen sozusagen, in denen der Komponist gar nicht genug Krach auf der Bühne haben konnte - ein zusätzlicher Peitschenknall in die Seele, sozusagen.
Nun, Klassikfreunde haben mal mehr, mal weniger Humor. Doch den konservativen Klassikhörern und vor allem den Hörerinnen scheint die ganze Chose nicht zu passen: Sie fragen sich, was denn ein Klaps auf den Po mit Klassik zu tun hat. Etwa, weil klassische Musik nicht erotisch ist? Das, freilich, wäre eine Fehleinschätzung.
Der Hinweis kam von diesem Blog
Hier das Bild:

(c) 2004 by Klassik Radio"
sehpferd - am Samstag, 17. Januar 2004, 09:58 - Rubrik: kult und kultur
Einstmals war Jazz für Deutsche Neger- und Urwaldmusik, und solange her ist dies noch gar nicht. Doch dann kamen die Aufklärer über uns und überhöhten den Jazz zu einer Kulturgattung ganz besonderer Art, so rein, wie es nie zuvor eine gegeben hatte.
Nun, als das ganze Getue mit den Herren Berendt und Schmidt-Joos und wie sie alle hießen, anfing, da sagten wir, die eingefleischten Fans, wieder Jatz: Geglaubt haben wir dennoch manches von dem, was die Herren Musikkritiker damals geschrieben haben: Jazzgeschichte frei nach Rousseau: Edel ist der afroamerikanische Musiker, hilfreich sein Einfluss und gut sind alle seine Absichten.
Deutsche Kulturkritik schafft es eben, alles zu überhöhen: Da stand Brahms gleich neben Brubeck und Arnold Schönberg neben dem Modern-Jazz-Quartett - alles nur Kunst für die Kunst. So wurde die Jazzgeschichte so niedergelegt, als hätte es keinen Rundfunk und keine Schallplattenindustrie gegeben: geschrieben mit dem Herzblut von Fanatikern, die eine Geschichte erzählten, denen die historische Wahrheit aber ziemlich gleichgültig war.
Doch wer waren wir? Jatz war für uns keine Musik, sondern eine Lebenseinstellung, die über allem stand. Dazu gehörten die Freunde, die Frauen, die Jazzkeller und das Bier, die ersten sexuellen Erfahrungen, die Sehnsucht. Sie verklärt heute manches - und dennoch: Wann immer jemand in Budapest, Helsinki oder Kopenhagen in die Tasten greift, wann immer eine vollbusige dunkelhäutige Sängerin auftritt, die auch tatsächlich singen kann, dann kommt das alte Gefühl manchmal zurück.
Die neuen Sängerinnen können sich die Kaninchenmacher der CD-Industrie meinetwegen schenken: hellhäutige Blondinen, die bestenfalls zur Barsängerin taugen? Nein, Danke. Da höre ich lieber eine alte Aufnahme von Billie Holiday: Die verfehlt ihre Wirkung nie, jedenfalls bei mir.

© 2003 by sehpferd
Sängerin im Jazz Garden, Budapest
Nun, als das ganze Getue mit den Herren Berendt und Schmidt-Joos und wie sie alle hießen, anfing, da sagten wir, die eingefleischten Fans, wieder Jatz: Geglaubt haben wir dennoch manches von dem, was die Herren Musikkritiker damals geschrieben haben: Jazzgeschichte frei nach Rousseau: Edel ist der afroamerikanische Musiker, hilfreich sein Einfluss und gut sind alle seine Absichten.
Deutsche Kulturkritik schafft es eben, alles zu überhöhen: Da stand Brahms gleich neben Brubeck und Arnold Schönberg neben dem Modern-Jazz-Quartett - alles nur Kunst für die Kunst. So wurde die Jazzgeschichte so niedergelegt, als hätte es keinen Rundfunk und keine Schallplattenindustrie gegeben: geschrieben mit dem Herzblut von Fanatikern, die eine Geschichte erzählten, denen die historische Wahrheit aber ziemlich gleichgültig war.
Doch wer waren wir? Jatz war für uns keine Musik, sondern eine Lebenseinstellung, die über allem stand. Dazu gehörten die Freunde, die Frauen, die Jazzkeller und das Bier, die ersten sexuellen Erfahrungen, die Sehnsucht. Sie verklärt heute manches - und dennoch: Wann immer jemand in Budapest, Helsinki oder Kopenhagen in die Tasten greift, wann immer eine vollbusige dunkelhäutige Sängerin auftritt, die auch tatsächlich singen kann, dann kommt das alte Gefühl manchmal zurück.
Die neuen Sängerinnen können sich die Kaninchenmacher der CD-Industrie meinetwegen schenken: hellhäutige Blondinen, die bestenfalls zur Barsängerin taugen? Nein, Danke. Da höre ich lieber eine alte Aufnahme von Billie Holiday: Die verfehlt ihre Wirkung nie, jedenfalls bei mir.

© 2003 by sehpferd
Sängerin im Jazz Garden, Budapest
sehpferd - am Donnerstag, 15. Januar 2004, 20:00 - Rubrik: kult und kultur
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Gesehen habe ich es, fotografiert auch und dann vergessen: Ein wunderbares Stück Kitsch in der Kunst oder Kunst als Kitsch während der Ausstellung „Bull's Eye: Works from the Astrup Fearnley Collection" im dänischen „Arken" Museum.
(PLETSKUD - værker fra Astrup Fearnley Samlingen).
Das Arken-Museum liegt so versteckt im dänischen Ishøj (in der Nähe von Kopenhagen) dass es kaum jemand entdeckt. Es bietet aber sowohl architektonisch wie auch durch die Exponate einen Kunstgenuss ganz besonderer Art. Wer sich absolut nicht für Kunst interessiert, kann in der Cafeteria eine gute Tasse Kaffee trinken und ein Smørrebrod dazu essen.

(c) für das foto: 2003 by sehpferd
(PLETSKUD - værker fra Astrup Fearnley Samlingen).
Das Arken-Museum liegt so versteckt im dänischen Ishøj (in der Nähe von Kopenhagen) dass es kaum jemand entdeckt. Es bietet aber sowohl architektonisch wie auch durch die Exponate einen Kunstgenuss ganz besonderer Art. Wer sich absolut nicht für Kunst interessiert, kann in der Cafeteria eine gute Tasse Kaffee trinken und ein Smørrebrod dazu essen.

(c) für das foto: 2003 by sehpferd
sehpferd - am Mittwoch, 14. Januar 2004, 21:25 - Rubrik: kult und kultur
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen