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Angela hat es mir angetan – nein, nicht Frau Merkel, sondern das Geschrei um Angela und "Angie".

Aber hatte nicht jeder Mann in seinem Leben schon mal eine Angela, Angelika, Geli oder so? Oder eben eine Angie oder Angelina? Wobei mir das Lied von Herrn Belafonte einfiel – Angelina.

Was mich außerdem noch bewegte? Die Dummheit einer Bankangestellten, die heute dann aber wieder glattgebügelt werden, konnte (ich erzähle ein anderes Mal davon) und die Arroganz der Firma IBM, bei der man offenbar öfter „bitte, bitte“ machen muss, bevor sie einem die ausgelobte kostenlose Software schickt – und natürlich der Nachtfalter, der jetzt bald auch offiziell die Nacht falten wird: Zu sehen ist abermals Steffie (die von „Steffie und Boris) aus TV6) in blauen Dessous, eine Dame mit Kreuz und mörderischen Brüsten, und nacheinander lechzende Damen – jedenfalls, wenn sie trunken sind und eine Kamera da ist.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Entweder werden wir als Kunden wirklich ständig gelackmeiert, oder ich informiere mich nicht richtig – aber ob es sich nun um die TALKLINE und das „kleingedruckte“ hinter dem Sternchen handelt, oder um die lästige DUDEN-Software, die in der Version 3 so gravierende Fehler hat, dass ihr einer dieser angeblich so klugen PC-Journalisten längst einen Sack Zitronen hätte verpassen müssen – irgendwie fühle ich mich angeschmiert.

Manchmal wundere ich mich, dass man überhaupt reklamieren muss. Die IBM offeriert für ihre wirklich guten Desktop-Computer ThinkCentre die gar nicht so üble Lotus-Software, von der ich eine uralte Version besitze. Ich soll eine neue kostenlose bekommen, logge mich bei einer englischen Firma ein und sehe, dass sie Geld kostet „Handling Charges“, bezahle diese Gebühren auch und bekommt – nichts – also wieder eine Reklamation mehr am Hals. Auch bei der MALEV muss ich dauernd reklamieren, weil es der Abfertigungsschalter in Zürich so gut wie nie schafft, meine DUNA-Karte durchzubuchen – immerhin buche ich bei der Malev jährlich bis zu 16 Flüge.

Apropos MALEV: Ich war mit ihr von Budapest aus in Cork. Wer gerade keine Landkarte hat: Das ist eine stolze Stadt im Süden der Republik Irland. Gewohnt habe ich in Isaacs Hotel (sehr empfehlenswert) und gesehen habe ich sehr, sehr viel – mehr als ein normaler Tourist, obwohl ich in Irland nicht, wie sonst üblich, meine Geschäftskontakte genutzt habe. Wenn sie mal hinfliegen: Fliegen sie über Cork – der Flughafen sieht zwar aus wie aus den 50er Jahren, aber das ändert sich gerade – und von Cork aus können sie den schönen Süden von Irland entdecken – dazu fehlte mir allerdings dieses Mal die Zeit, aber ich empfehle Bed and Breakfast, möglichst weit von den Hauptstraßen, sonst treffen sie lauter deutsche Schulmeister, deren Kontakte ich während des Urlaubs dann doch gerne meide. Wenn sie etwas essen wollen: Lamm und Fisch sind in der Regel genießbar – der Rest ist Geschmackssache und wenn sie sonst etwas essen wollen, gehen sie zum Italiener oder Inder. Das machen die Iren auch. Gut, aber für unsere Verhältnisse teuer: Das Milano, ganz modern eingerichtet und – wie alle Lokale in Irland – ganz auf Familien eingestellt.

Auch von Budapest weiß ich viel Neues zu berichten, es befindet sich bereits teilweise auf meiner Budapest-Seite – nur bei der Budapest-Parade war ich diesmal nicht – ich musste schon etwas vorzeitig abreisen.

Sicher fragen sie nach der Politik. Dazu sage ich klar: Die Deutschen müssen sich ändern – nicht (nur) die Regierung. Weltoffener, pragmatischer, optimistischer und auch kinderfreundlicher muss dieses Land werden – mindestens einen Teil davon kann man im Ausland lernen. Die Politiker selber können eigentlich gar nicht so viel tun – außer vielleicht ein neues Steuersystem erfinden, dass endlich mal den Sand aus dem Getriebe nimmt. Die eigentlichen Bremser und Quertreiber sind meiner Meinung nach unsere Intellektuellen mit ihrer träumerischen Linkslastigkeit und ihrem fanatischen Gerechtigkeitswahn – und leider, leider sind es hier vor allem die jungen Menschen, die offenbar lernunfähig sind. Etliche Male habe ich in den letzten Wochen und Monaten von den angeblich so enttäuschten und frustrierten „Menschen“ in Deutschland gelesen. Ist ihnen aufgefallen, dass dieses Wort derzeit Konjunktur hat? Es scheint der letzte gemeinsame Nenner der Deutschen zu sein, sich als „Menschen“ zu bezeichnen.

Alsdann – das Jahr hat noch vier Monate, und in ihnen ist noch viel zu tun. Zum Beispiel für Blogs. aber darauf komme ich später einmal.

As announced previously, I will create a new sensual blog in September 2005 which will include news, photos and stories about the sensual world, beauty and fashion. The people I would like to target are both open-minded male and female readers

In case you are interested to link or paritcipate in the project, please contact sehpferd at sehpferd dot com.

Wie ich bereits ankündigte, will ich im September 2005 ein neues Blog mit „milder Erotik“ vorstellen, das sich sowohl an ein weibliches wie auch an ein männliches Publikum wendet. Es soll Nachrichten, Fotos und Geschichten beinhalten.Wenn sie Interesse an der Mitarbeit (auch Co-Blogging und dergleichen) haben, dann wenden sich bitte schnell an sehpferd at sephferd dot com. Bitte sagen sie mir auch, falls sie verlinkt werden wollen.

Ich suche auch weiterhin die Zusammenarbeit mit anderen Blogs, die sich mit erotischen Themen beschäftigen.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen - fast immer sonntags

Manchmal wissen Menschen ja nicht, was mich wirklich bewegt, und sie beginnen ihr Lieblingsspiel, „Beweggrund raten“. Deswegen schreibe ich es hier einmal (und nicht wieder): Es sind Lebensgeschichten. Vorzugsweise solche von Menschen, die sich nicht unten an der Quelle auf ein Boot gesetzt haben, um dann irgendwo ganz oben an der Mündung anzukommen und sich zu verabschieden. Vielleicht ist dies der Grund, weshalb ich diese dämlichen Befindlichkeitsblogs in die hintersten Ecken pfeffern könnte: Wortreich lamentieren, aber nicht im geringsten daran zu denken, einmal aufzubrechen. Gestern sah ich bei Phönix die Geschichte einer Artistenfamilie: Ein Ehepaar, seit über 70 Jahren verheiratet, über 90 Jahre alt – und mit über 90 stand dieser Mann noch in der Zirkusmanege. Was mich faszinierte; man lebte für die Nummer, für die Familie, für den Zirkus – und nicht dafür, erheblich irdische Güter heranzuschaffen und dennoch ständig zu maulen, wie das inzwischen in Deutschland ja üblich geworden ist.

Das Politikblog beschäftigt mich zurzeit sehr – nicht, weil ich dort viel schreiben würde, sondern weil die politische Diskussion meist relativ fruchtlos ist. Seit es diese Politikblogs zur Wahl gibt, fallen eigen- wie fremdgesteuerte Kommentatoren über sie her, um ihre unsägliche Propaganda von sich zu geben. Die Administratoren trauen sich offenbar nicht, die Kommentare dieser Leute einfach zu löschen. Ich weise in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in den guten alten Zeiten der Leserbriefe jeder anonyme Mist in den Papierkorb wanderte und ich kann nur hoffen, dass auch mehr Blogger den Mut haben, das zu tun: Entweder man kämpft in der Demokratie mit offenem Visier – oder man geht zurück in seine vier Wände und mal die Wand mit Parolen voll. Aber erzählen sie das einmal einer bloggenden und kommentierenden Jugend- und Mittelgeneration, die glaubt, sie wären so etwas wie Jesus Christus, nur weil sie in ihrem Leben ein paar Bytes oder meinetwegen Wörter zusammenknüpfen gelernt haben.

Mich bewegte ansonsten das Geistliche wie das Weltliche. Mein kritisches Interesse an der christlichen Religion veranlasste mich einmal mehr, im Politikblog darüber zu schreiben, und ganz weltlich fielen in einer Gegend, in der ich mich zufällig befand, hühnereigroße Hagelkörner. Zudem hat mir eine Mahnung der TALKLINE die Augen geöffnet, dass ich mich wesentlich mehr um laufende Verträge kümmern muss: Sonst wird man zum Hampelmann der Mobiltelefon-Provider: Kunden kennt man offenbar in Deutschland noch immer nicht. Merkwürdig, was so eine Mahnung auslöst: Ich habe meine Verträge kontrolliert, meine Tarife, meine Rechnungen und stelle fest, dass ich einen der schlechtesten Tarife für meine Bedürfnisse habe, den ich mir überhaupt vorstellen kann – aber ich kann mich nicht erinnern, ihn jemals so abgeschlossen zu haben. Nun ja, ich werde sehen, wie die TALKLINE reagiert. Doch diese Geschichte hat noch mehr ausgelöst: Seit Jahren habe ich nutzlose PC- und Internet-Magazine abonniert (PC-Professionell, Internet). PC-Professionell wendet sich mittlerweile an eine Klientel, zu dem ich nicht gehöre und Internet bringt bestenfalls einmal im Jahr einen Artikel, der mich interessiert. Also: auch weg damit, sobald es möglich ist. Von Journalisten verlange ich bei weitem mehr als das, was die beiden Zeitschriften bringen.

Was lernen wir daraus? Ein vom Kunden als „mies“ empfundener Geschäftsvorfall kann das Nachdenken über die gesamte Geschäftsbeziehung auslösen - und nicht nur das: Er kann auch anderen, verwandten Branchen weiteren Schaden zufügen.

Zum Schluss – die Blogs .Ich will meine Prognose gerne noch einmal bekräftigen:

1. Je mehr Blogs es gibt, um so weniger wird das einzelne Blog gelesen.
2. Private Blogs ohne klare Ausrichtung werden schon bald verschwinden
3. Politikblogs haben nicht die große Zukunft, von der Blogger gerne träumen
4. Kommerzielle Blogs, die überall bekannt sind, werden die Gewinner sein
5. Wer, ob als Blogger oder Provider, überleben will, muss aktiv Kunden werben

Mal sehen, ob ich Recht behalte. Im Moment feiern sich die Blogger ja noch gegenseitig und die Blog-Provider reiben sich die Hände über die vielen Blogs, die sie (noch) haben.

Noch regiert das Gesetz der Blog-Religion mit all seinen kleinen und großen Religionsstiftern: „Wir sind besser als alle anderen Medienbetreiber auf der Welt“. Das geht schief, Leute. Verlasst euch darauf.

Ich hatte ja schon mal angekündigt, dass ich verschwinden würde, wenn jeder meiner Top-25 Artikel über 1000 Zugriffe haben würde, und habe es dann in diesem Artikel wieder zurückgenommen.

Inzwischen haben diese alle über 2000 Zugriffe. Das ist der positive Teil der Nachricht. Der Negative: Nur drei davon sind aus 2005 und die meisten betreffen leider nackte „Schönheiten“. Nur ein einziges Mal ging es um eine interessante moralische Frage, die relativ viele Menschen bewegte: Wie passt das soziale Engagement einer Frau zu ihrer Darstellung mit freier Brust in einem ebenfalls sozialen Zwecken dienenden Kalender?

Falls sie angesichts der Quoten vor Neid erblassen sollten: Vergessen sie es. Es bringt ihnen 0,00 Euro Gewinn, etwa 120 Euro Verlust in Bargeld und mehr als 20.000 Euro Verlust, wenn sie es in Arbeitszeit rechnen - und nebenbei bekommen sie noch einen schlechten Ruf als Autor.

Ach, sie meinen, da sei ein sozialer Gewinn? Erstens habe ich ihn nicht angestrebt, und zweitens muss auch ein sozialer Gewinn Früchte bringen - und dies ist ebenfalls nicht der Fall.

Dennoch: Sie können mich hier noch bis Ende 2005, eventuell bis Anfang 2006 lesen. Ab diesem Zeitpunkt muss ich ohnehin meine Interessen neu ordnen.

Ich habe mein bezahltes Blog bei twoday nochmals um drei Monate verlängert und beabsichtige, wenigstens noch bis zur Jahreswende 2005/2006 hier zu bleiben. Bis dahin würde ich gerne innerhalb einer möglichst kleinen Blog-Redaktion (etwa vergleichbar mit dem neuen „Spreeblick“) ein Ressort führen.

Die Gründe dafür sind vielfältig, sie liegen im persönlichen Bereich aber auch darin, dass ich vereinzelten Blogs in Zukunft keine großen Chancen mehr einräume. Ich kann mir aber vorstellen, dass man im Web sensationelle Erfolge mit blogähnlichen Magazinen erzielen könnte.

Ich wende mich daher nach wie vor an interessierte Bloggerinnen und Blogger, vor allem aber auch an professionelle Verleger und Journalisten, die der Idee etwas abgewinnen können und die mit mir ein derartiges Projekt erarbeiten und verwirklichen wollen.

Rückfragen wie immer an sehpferd at sehpferd dot com

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Nun gibt es also Wahlen in Deutschland und eine neue Populistenpartei – sozusagen das komfortsozialistische Anhängsel „West“ der PDS, auf deren baldigen Untergang wir im Grunde im Westen alle gehofft hatten.

Nicht erwartet hatten wir wohl, dass es so viele verkappte Extremsozialisten in der SPD gibt (oder jedenfalls gab) die uns jahrelang erfolgreich vorgegaukelt haben, sie träten wenigstens für die Grundwerte einer liberalen Gesellschaftsordnung ein: Offenbar haben diese jetzt bei der PDS erfolgreich Unterschlupf gefunden, gleich, ob sich das Bündnis nun „PDS“, „Linkspartei“ oder „WASG“ nennt – die Wurzeln sind überall dieselben.

Immerhin macht dieses neue Partei die Wahl wieder interessant. Da kann sich die SPD überlegen, wie sie die Leute „an der Basis“ wieder erreicht, obwohl ihr die gar nicht davonlaufen: Die Leute, die WASG wählen werden, sind eher Leute aus der ewig nörgelnden unteren Mittelschicht. Auch die Union wird ihre liebe Not haben: Das Wahlprogramm ist ziemlich schrottig und kein bisschen durchdacht, sondern steht da, als ob ein Heimwerker aus ein paar Nägeln und Brettern schnell etwas zusammengezimmert hätte, was bis September hält, aber keinen Tag darüber hinaus – was noch lange nicht sagt, dass die SPD-Baracke solider gebaut wäre. Die FDP hat im Grunde gar kein Wahlprogramm, aber das breitet sie auf vielen Seiten aus, und auch die Grünen wissen im Grunde nicht so ganz genau, wo der Weg eigentlich hingehen soll.

Dabei ist die Sache eigentlich klar: Die Agenda 2010 muss fortgeschrieben und erweitert werden, Deutschland muss nach vorn gebracht werden und die Menschen müssen wieder einsehen, dass sie mehr füreinander, aber auch mehr für Staat und Gesellschaft tun müssen. Die Hilfe zum Lebensunterhalt muss ganz ausdrücklich auf Zeiten der Not beschränkt sein, sodass die bequeme soziale Hängematte für junge Leute, die keine Lust zu arbeiten haben, endlich wegfällt.

Derzeit versuchen ganze Gruppen von Leuten, uns einzureden, dass der Staat jedem Bürger ein möglichst hohes Bürgergeld zahlen müsse. Ich weiß nicht, was diese gesellschaftlichen Totengräber wirklich beabsichtigen – aber eines weiß ich: Wenn es noch attraktiver wird, nichts oder wenig für das eigene Einkommen, aber auch für Staat und Gesellschaft zu leisten, dann verkommt Deutschland völlig. Die Utopie des Bürgergeldes zieht nach sich, dass niemand mehr einfache Arbeiten erledigen will – dies ist ohnehin heute schon der Fall.

Abseits der Politik hatte ich eine wunderschöne Woche, die etwas auf Kosten meiner schriftstellerischen und journalistischen Arbeit gingen, aber der Lohn war ebenso süß. Was mir zu Blogs diese Woche einfiel? Oh, vor allem dies: Ab und an reden nun auch Leute mit, die weder zur Bloggerfraktion noch zur Fraktion der Leute gehören, die einem den Vorgarten zertrampeln. Manchmal macht es wirklich Freude, wie einfach Meinungen ausgetauscht werden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag und einen möglichst geruhsamen Urlaub. Inzwischen werden die Parteien wahrscheinlich ein Riesengetöse veranstalten – aber sie wissen ja: Falls sie im Urlaub keine BILD-Zeitung kaufen (oder was dem gleich kommt) erfahren sie von den deutschen Sommerloch-Kinkerlitzchen im Urlaub sowieso nichts.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags (diesmal nicht)

Was mich bewegte in der letzten Woche? Vor allem Sein und Schein. Wer mit dem Internet zu tun hat, wird immer wieder mit diesem Thema konfrontiert werden.

Zunächst einmal brauche ich eine vernünftige Begründung, warum ich überhaupt im WEB bin. Dann muss ich festlegen, als was ich dort bin. Erfinde ich eine Person, und behaupte, dass diese Person ein Tagebuch führt, so bin ich Autor – und es wäre ganz ähnlich, als ob ich ein Buch in Tagebuchform schreiben würde, das nicht meine eigenen Erlebnisse widerspiegelt – nicht eben unüblich für Autoren. Schreibe ich hingegen mein „tatsächliches“ Tagebuch, so bin ich tatsächlich nur eine dieser nach zehntausenden zählenden langweiligen Menschen, die eben auch Tagebücher schreiben. Es sei denn, ich hätte wiederum literarische Qualitäten, oder die Neugierigen würden es verschlingen – so, wie sie „das Goldene Blatt“ lesen, zum Beispiel.

Auch das eigene Tagebuch hat seine Tücken: Bin ich zu ehrlich, bin ich meist sowohl langweilig als auch angreifbar. Langweilig, weil ich dauernd schildern muss, dass in meinem Leben nichts passiert, und angreifbar, weil ich offensichtlich nichts dagegen unternehme. Also muss ich meine Person neu erfinden: Interessant sein, ein paar intime Einblicke gewähren, dies mit ein paar mehr oder weniger interessanten Gedanken füllen, die viele Leser anlocken. Selbst mein Lebensschmerz muss sorgfältig herausgearbeitet werden, damit vermeintliche Freundinnen und Freude angerauscht kommen, um mich zu lesen.

Was sind also die Personen, die ihr Intimleben in die Welt hinaus schreiben? Sie sind Mogler, die ein Leben erfinden, das vielleicht hin und wieder mal so war, aber eben keinesfalls beständig so gewesen ist – und vor allem – das jetzt und hier nicht so ist. Die Prinzessinnen und Prinzen unter ihnen können freilich auch aus ihrem Alltag noch ein halbes Dutzend Geschichten pro Woche herauspressen. Sie bestehen dann aus einer merkwürdigen Melange aus Dichtung und Wahrheit, die durch geschicktes Auslassen und Hinzufügen gewonnen wird.

Das, freilich, ist nur der eine Teil, der liebevollere, wenn man so will. Wir sehen jetzt, kurz vor der möglichen Wahl, wieder Meinungsbilder, die wir bisher nur an den Stammtischen vermutet hatten, bei denen ausschließlich Bier ausgeschenkt wird und davon vie zu viel. Da schreiben Leute unter irgendwelchen Pseudonymen mit getürkten oder jedenfalls wertlosen Email-Adressen ihren Hass aus dem Bauch, und die Objekte des Hasses sind zumeist Ausländer, Unternehmer oder Liberale. Das Schlimme. So etwas kommt an, wird teils begierig aufgenommen. Da werden selbst EG-Europäer plötzlich als „Leute aus dem Ostblock“ bezeichnet, Kapitalgesellschaften inklusive der kleinen GmbHs werden zu „Kapitalisten“ und die Liberalen, die letzten Anhänger von „Freiheit Gleichheit und Brüderlichkeit“ werden alle als Neoliberale gebrandmarkt. In etwa gleichem Atemzug wird wieder die „eigene Scholle“, heute „Region“ genannt, verherrlicht, der Inländer für sein wackeres aufrechtes Denken gelobt, die kleine geschlossene Welt abgelegener Dörfer und Lebensgemeinschaften als Musterbeispiele hervorgezerrt und „Erwerbsarbeit“ als ein wenig erstrebenswerter menschlicher Unwert bezeichnet.

Wenn es all diese Spinner nur gäbe, es wäre nicht so schlimm. Wirklich schlimm ist, dass ihr trübes Gedankengut aufgefischt wird, von WEB-Autoren und Kommentatoren mit einem Heiligenschein versehen wird und so in seriöse Blogs und Foren gerät.

Einen schönen Sonntag? Nein, heute nicht. Aber überwiegend, weil ja schon Montag geworden ist.

Wenn ich in den nächsten Tagen etwas weniger an die Tastatur trete, ist das vor allem auf zwei Fakten zurückzuführen: Erstens habe ich ausgerechnet ins Sommerloch hinein einen Haufen Arbeit bekommen und zweitens gehören meine Abende in der nächsten Woche kaum dem Computer.

Meine Twoday-Leser werden mit hoher Wahrscheinlichkeit ein „Geblubber aus den Algen“ vorfinden und anderwärts werde ich mich auch manchmal kurz einklinken – aber die vielen Artikelchen über gar nichts aus den Papierkörben der Presse gibt es nun eine Woche lang kaum – erholen sie sich gut von mir, meine Leserinnen und Leser.

 

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