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Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – immer Sonntags.

So unrecht hatte der deutsche Kanzler nicht mit dem „Volksfront-Vorwurf": Im deutschen Osten werden schon recht merkwürdige Bündnisse eingegangen, wenn es um die so genannten „Montagsdemonstrationen“ geht. Vielleicht sollten wir uns einmal erinnern, dass SED und CDU zu DDR-Zeiten ja Blockparteien waren, und diese alten Blöcke fallen ja nicht von heute auf Morgen auseinander, nur weil die Ost-CDU jetzt von der West-CDU geführt wird und die neue extremsozialistische Partei im Osten PDS heißt. Diese Aussage kann auch nicht dadurch relativiert werden, dass diese "Volksfront" zu DDR-Zeiten "Nationale Front" hieß.

Wie auch immer – Hartz kommt, daran geht kein Weg vorbei: wir können als Staat und Gesellschaft keine parallel laufenden sozialen Auffangsysteme ähnlicher Bauart verkraften. Hartz wird nämlich schon bald eine wichtige Folge haben: Viele Bürger werden gar keinen Antrag stellen, weil sie nichts zu beantragen haben. Was dahinter steht, mag sich jeder selbst beantworten.

Auf der anderen Seite müssen wir Arbeitsplätze schaffen: Noch immer ist Deutschland eine unglaubliche Dienstleistungswüste. Wer jemanden sucht, der einen Hund ausführt, die Katze füttert, sich um seine Pflanzen kümmert, Kinder versorgt und beaufsichtigt oder die Wohnung putzt, findet keinen deutschen Menschen, der dazu auch nur im Mindesten bereit wäre. Das Gleiche gilt für kleine Handwerksarbeiten: Nur murrend will sich der Meister überhaupt ansehen, was auf der Minibaustelle zu tun ist, um dann ein Angebot abzugeben, das von vornherein unattraktiv ist.

Freilich ist das nicht alles. Selbst die mittelständische Wirtschaft erwägt, Deutschland zu verlassen. Anderwärts seien nicht nur die Steuern oder Löhne niedriger, sondern auch das Investitionsklima besser. Und Qualität? Sie ist eine Frage des Qualitätsmanagements, das jederzeit an jeden beliebigen Ort der Welt getragen werden kann.

Wissen dies die Demonstranten in Magdeburg, Leipzig und anderwärts? Ich bezweifele es. Sie sind auf eine Art naiv, dass man schon beinahe nicht mehr an Naivität, sondern an eine tief verwurzelte sozialistische Ideologie glauben mag.

Nicht besonders sinnlich, nicht wahr?

Sinnlicher sind da schon die Damen, die Beach Volleyball spielen, aber die haben ihre Rechnung nicht mit der ehemaligen schwedischen Gleichstellungsministerin gemacht: „Sexistisch“ nannte sie die Kleidung, die diese Sportlerinnen tragen müssen: Es handelt sich um ziemlich große Bikinis mit Werbeaufschriften, die ermöglichen, dass man den Sportlerinnen auf den Bauch sehen kann.

Was mir sonst noch auffiel: Ja, Twoday hat auf eine neue Software umgestellt. Ich halte es mit dem alten Spruch: „Never change a runnig system“, und so bleibt auch mein Blog, wie es war – dennoch herzlichen Glückwunsch an die Macher: Umstellen ist eine harte, risikoreiche Arbeit.

Macnhe Blogs befanden sich nach der Umstellung allerdings in schlechtem Zustand – überwiegend solche, an denen sehr viel herummanipuliert worden war. Ich war vorsichtiger, und siehe – mein Blog sieht aus wie zuvor.

Innovativ werde ich dennoch: Wenn ich einmal mit dem Ausmisten meiner Webseiten fertig bin, wird das erotische Lexikon der alten und neuen Zeit wieder in Angriff genommen. Es enthält schon über 1100 Begriffe und es werden fast täglich mehr. Und bei lechzen.de erscheinen immerhin schon die Überschriften dieser Blog-Beiträge. Man lernt nie aus.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – immer sonntags

Diese Woche musste ich mich etwas über Gebühr mit der Twoday-Kommune beschäftigen, obwohl ich dies eigentlich nicht vorhatte, im Gegenteil: Ich denke, dass Blogs ein Medium sind, mit dem wir keine Weltanschauung verbinden sollten. Dies geht auf Dauer immer schief – aber darüber könnten Soziologen qualifiziertere Aussagen machen.

Ein Nebeneffekt war, dass man mit mir einen Streit über Sachverstand austragen wollte. Nun., in der Regel ist es so, dass Schriftsteller im weitesten Sinne irgendwelche Umstände, die sie bewegen, in Schrift fassen. Doch das Spektrum der Schriftsteller ist groß: Neben der so genannten „großen“ Literatur, die wir alle gerne schreiben würden, aber wahrscheinlich nie schreiben werden, stehen Aufgaben, die vom unbefangenen Bürger gar nicht wahrgenommen werden: Da gibt es Bedienungsanleitungen, Pressemitteilungen, Polizeiberichte und schließlich die Arbeit an Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen.

Wer für ein Medium schreibt, das sich nicht viele (oder gar keine) Fachjournalisten leisten kann, muss zwangsläufig über alles schreiben: Jeder Lokalredakteur kann davon ein Lied singen. Heute sind es die Kaninchenzüchter, morgen ein Jazzkonzert, übermorgen ein Bericht über die Zukunftschancen der örtlichen Fabrik für Schaltgeräte. Man schreibt alles, und man muss sich genügend kundig machen. Leser nehmen einem sehr übel, wenn man ein Altsaxofon mit einem Tenorsaxofon verwechselt oder die dämlichen Karnickelrassen nicht auseinander halten kann, besonders aber, wenn sich in den Wirtschaftsteil ein Fehler einschleicht. Mit den Jahren lernt man, so etwas zu vermeiden. Schlechte Journalisten schreiben dann eben nur noch die Pressemitteilungen ab und füllen sie mit Hohlworten, während gute gelernt haben, ihre Artikel sachlich richtig, kompetent und lesenswert zu verfassen. So viel also zur Kompetenzdebatte.

Ich habe letzte Woche auch ein paar Worte zum Diagonaldenken verloren. Dass ich dabei Dr. Freud zum Thema genommen haben, ist reiner Zufall, aber bei dieser Gelegenheit habe ich versprochen, etwas über die positiven Auswirkungen psychotherapeutischer Methoden zu schreiben. Mit diagonaler Denkweise, versteht sich, und nicht sofort.

An diesem trüben Wochenende habe ich endlich Zeit, meine Möbel in meinem Blog zu verrücken und endlich aufzuräumen. Dabei habe ich, wie ich gerade feststelle, auch ein paar Artikel gelöscht, zu denen bereits verlinkt wurde. Ich bitte dafür um Entschuldigung.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen (an sich jeden Sonntag)

Kein Geblubber am Sonntag? Nein, Sehpferd ist nicht krank, keinesfalls. Ich habe mich aber tatsächlich einmal nach Neufünfland getraut, sozusagen in privater Angelegenheit, und musste zuvor einen Schwur tun, nicht zu Computern (das beginnt bereits mit dem Einschalten).

Ich habe dort viel gelernt und manches Vorurteil überwurden, doch dies wurde bestätigt: Die PDS versucht dort gerade, so genannte „Montagsdemonstrationen“ für sich zu vereinnahmen. Irgendwie muss jeder, der da mitgeht, sich vorwerfen lassen, nicht begriffen zu haben, was die alten Montagsdemonstrationen waren. Jedenfalls ist interessant, wie ein paar Aufhetzer es in Deutschland immer wieder schaffen, die politisch dummen Massen zu mobilisieren – die PDS lacht sich ins Fäustchen.

Was mir gefallen hat: Die Menschen, die ich fragte, interessierten sich alle lebhaft für die Wessie-Diskussion um die Rechtschreibreform. Einheitlicher Kommentar: Natürlich behalten wir sie. Und ein weiterer Kommentar, fast wichtiger: Habt ihr eigentlich keine anderen Sorgen?

Nein, offenbar nicht. Das Bauarbeiter-Blatt BILD solidarisiert sich mit den Klugschwätzern vom „SPIEGEL“ – eine noch miesere Allianz hätten wir uns in Deutschland wahrhaftig nicht vorstellen können. Was die Lehrerrinnen und Lehrer dazu bei Schulbeginn den Schülern sagen sollen, interessiert diese Leute offenbar einen feuchten Kehricht, oder noch klarer: Ein großer Teil arroganter deutscher Pressezaren treibt eine ganze Schülergeneration in die Rechtschreibmisere. Hoffen wir mal, dass es dieser unheiligen Allianz nicht gelingt, sich durchzusetzen: Landgraf, werde hart.

Mein Weblog wächst, blüht und gedeiht und ist weiterhin berühmt und erfolgreich. Ein Artikel brachte es immerhin auf 25.000 Zugriffe – das kann sich schon sehen lassen. Mag auch Lilo Wanders aufgeben – Sehpferd macht weiter. Wie immer an dieser Stelle, mal liebevoll, mal scharfzüngig, und wie immer distanziert. Das ist nämlich die wichtigste Eigenschaft für glaubwürdiges Blogging, auch wenn mir hier Leute das Gegenteil erzählen wollen.

Ach ja, noch etwas: Meine Beiträge werden auch ohne Kommentare gelesen. Wer Fehler findet oder anderer Meinung ist, darf gerne dennoch kommentieren. Alle anderen mögen aber bitte die Maus vom Kommentarfeld nehmen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, gelöscht zu werden.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen - immer Sonntags

Hatte ich wirklich vor, in der letzten Woche so viel über die katholische Kirche zu schreiben? Auf gar keinen Fall – und es ist auch keineswegs so, dass ich die Feminismus-Diskussion, die darüber entstanden ist, ernst nehme. Aber dies nehme ich ernst: Mann und Frau sind Gottes gleichwertige Geschöpfe: Die Genesis kennt keinen Unterschied, keine Rollenverteilung und keinen Herrschaftsanspruch eines Geschlechts über das andere. Gottes Wort muss mehr Geltung haben als das Wort des obersten Katholiken.

Es ist erstaunlich, dass es darüber in dieser Welt kaum noch Diskussionen gibt. Überall wird akzeptiert, dass Männer und Frauen gleiche Rechte zustehen – trotz des biologischen Unterschieds, doch ausgerechnet die Katholikenführung schlängelt sich aalglatt um dieses Menschenrecht herum und weist den Frauen erneut eine andere Rolle zu als dem Manne.

Ich könnte nun sagen, „damit müssen wohl die Katholiken leben, und ich bin schließlich kein Katholik“, aber was der Papst von Rom da in die Welt setzt, soll ja für alle Christen, und darüber hinaus für die Bürger der überwiegend christlich orientierten Länder gelten – also geht es mich schon etwas an.

Was mich sonst noch bewegte? Nun, vielleicht dies: Die Rettungsorganisation „Cap Anamur“, vor ein paar Wochen noch aufgeflogen wie ein eitler Adler, ist aus der Presse im Sturzflug verschwunden. Was ich schrieb, hat sich alles bewahrheitet: Es war eine von vornherein sinnlose Kampagne, die mehr geschadet als genützt hat.

Mensch, Sehpferd, und wo bleibt das Positive? Tja, das Positive, wo bleibt es nur? Die Weltwirtschaft boomt, und der deutsche Michel kriegt seinen Hintern nicht vom Sofa, sondern lamentiert über sein trauriges Schicksal. Ich hätte, dessen bin ich sicher, einen Haufen Leser, wenn ich in das Sozialabbaugeplärre mit einstimmen würde. Aber dazu bin ich mir bei weitem zu schade.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen

Was gab es eigentlich Neues in der letzten Woche? Nichts, und das mit großer Lautstärke, denn wie immer im Sommerloch, versuchen Politiker, Verbände und Klatschbasen, einmal all das in den Schlagzeilen zu sehen, was sonst im Papierkorb der Redaktionen verschwindet. Sie haben dabei, wie man liest, sogar gelegentlich Erfolg.

Das lese ich jetzt von der Rechtschreibreform, zu dessen Reformation sich neuerdings Schriftsteller so berufen fühlen, dass man gelegentlich glaubt, die Zukunft der Nation hinge davon ab. In Wahrheit wollen sie mal wieder in die Presse, und mit ihnen ein paar unsägliche Ministerpräsidenten. Besonders Letztere sollten einmal den Rechenstift ansetzen, bevor sie darauf losplappern: Eine Reform der Reform kostet vor allem Geld – Geld, das in der Bildung nun wirklich anderweitig eingesetzt werden könnte. Doch das humanistisch verbildete Deutschland meint je ohnehin, dass nicht die Mathematiker und Ingenieure, sondern die Philosophen und Dichter das Universum erklären und Fortschritt für die Menschheit bringen könnten.

Da mag ich zum „Cap Anamur“-Rummel gar nichts mehr sagen – außer vielleicht dem, was ich bereits veröffentlichte: Auch Hilfsorganisationen konkurrieren, wollen Alleinstellungsmerkmale in die Presse bringen – und das wäre sogar gut so, wenn es denn nicht so reißerisch inszeniert würde, dass die Glaubwürdigkeit darunter leidet.

Die AIDS-Waisen im südlichen Afrika jedenfalls waren der Presse gerade einmal eine Randnotiz wert, obwohl diese Katastrophe offensichtlich ist – nur lassen sich diese eben nicht werbewirksam vermarkten, und auf ihrem Rücken lassen sich derzeit keine politisch motivierten Kampagnen starten: Sie sind nämlich Grün so egal wie Schwarz oder Rot, weil sie inzwischen so selbstverständlich sind.

Was mir noch auffiel? Einen Spruch zum Wetter von einer Bäckereiwarenfachverkäuferin (in vulgo: Von einem Bäckermädchen): „Wenn die Sonne scheint, weiß man wenigstens, warum es warm ist“.

Na also.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen

Tja, die Sauergurken: Sie plumpsen gegenwärtig nur so in die Gläser der Journalisten, und dort, wo sie gar nicht plumpsen, bei den Bloggern, steht man oft ratlos da: Was, um des Himmels willen, kann ich denn heute nur wieder schreiben?

Eines ist letzte Woche klar geworden: Blogger sind nicht die besseren Journalisten, sondern eher zögerliche Letzte-Moment-Aufspringer. Da wird uns eine Geschichte von der „Cap Anamur“ aufgetischt, die jede Menge Ungereimtheiten enthält: Kaum ein Blogger hat dies überhaupt nur bemerkt.

Auch die Promis erbringen gegenwärtig nicht die Sensationen, die man erwartet – was wohl bedeutet, dass es ihnen gegenwärtig zu heiß ist. Also muss man sich etwas aus den Fingern saugen: zum Beispiel, ob der amerikanische Präsident oder sein Herausforderer die schöneren Töchter haben. Falls derjenige die Wahl gewinnt, der die hübscheren Zwillinge hat, wissen wir nun wenigstens, warum. Immerhin haben die Teenager nach Presseberichten gelobt, bis zur Wahl schön brav zu sein und Papi keine Schande (mehr) zu machen.

Die erotischen Nachrichten gehen ebenfalls zögerlich ein: aus den Quellen sprudelt kein Wasser mehr, es tropft nur noch, und bei den Quellen der Quellen ist es ebenso: Eine norwegische Zeitung gab sich alle Mühe, das kopulierende Pärchen auf der Bühne eines Rock-Festivals mehrfach zu vermarkten: Heraus kam nur eine dürftige Meldung, dass auch anderwärts ein bekifftes Pärchen Straßensex hatte, und diese lachhafte Meldung ging dann um die ganze Welt.

Von dem, was deutsche Politiker sagen, sollte man im Moment besser gar nicht erst schreiben. Die Pressegier nach Nachrichten wird schamlos genutzt: große Koalition, kein Kindergeld für Rabeneltern, Krankenversicherung ... wie schön, wenn man sich damit in der Presse wiederfindet. Dann kommt sogar mal ein Zahnarzt herein, der unbedingt berühmt werden will, nämlich damit: Patienten bekommen eine Rechnung, die sollen sie dann bei ihrer Krankenkasse einreichen. Auf der gleichen Webseite wird für ein Inkasso-Büro geworben, damit säumige Zahler dingfest gemacht werden können. Schöne neue Welt? Bevor ich auf so etwas reinfalle, kann ich meine Zähne auch in Ungarn machen lassen – die Reisekosten nebst ein paar schönen Tagen dort dürften im Preis enthalten sein.

Was mir sonst noch auffiel? Daimler-Chrysler. Mir ist völlig Schnuppe, wie die Feindlage zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat ist: Der Name der Marke bekommt eine negative Presse, und Deutschland steht mal wieder als ein Land da, in dem sich nicht mal solche Konflikte lösen lassen.

Catastophe hat mich darauf gebracht: Auf Glückskekse nämlich. Davon habe ich allerdings in den letzten drei Jahren nur einen bekommen, und in dem steckte dann der Zettel: „Eine große Reise wird ihr Leben verändern“. Hatte sie allerdings schon.

Sieben Wochen Südafrika waren einfach zu viel. Auch wenn ich gar nicht an der Schokolade genippt habe. Es hat einfach gereicht, an ihr zu schnuppern, und vor allem: Als ich zurückkam, stand in der verlassenen Fußgängermeile meiner Schlafstadt ein Ehepaar in Lodenmänteln: Es war ein Schock.

Ach, sie meinen, dass allein könne es ja nun nicht gewesen sein? Nein, nicht das allein. Aber ich habe wohl in diesem Moment beschlossen, ein anderes Leben zu beginnen. Auch, wer niemals an der Schokolade genippt hat, wird doch von ihrem Duft betört. So kann man die Geschichte nett erzählen.

In Wahrheit hatte ich die Nase voll von den übersättigten Nörglern, die sich jetzt überall breit gemacht haben. Zwei Monate nach dem Glückskeks habe ich dann eine andere Reise gemacht. Sie hat mein Leben abermals verändert – so sehr, dass ich jetzt an der rechten Hand einen goldenen Ring trage.

Mit Schokolade, ich sagte es schon, hat diese Geschichte nichts zu tun. Fast nichts.

Das wöchentliche Geblubber aud den Algen

Wenn ich einmal 25 Artikel geschrieben hätte, von denen jeder wenigstens 1000-mal aufgerufen worden wäre, dann, ja dann würde ich aufhören zu schreiben. Nun ist es soweit, weil der 1014-te Leser meinen zweiten Artikel über die schöne Zhuying Qingtong lesen wollte, der bei mir immer um den Platz 25 herumwabbelt.

Ich weiß, viele würden sich freuen, wenn ich endlich aufhören würde – einige aus dem Selbstverständnis bildungsverbürgerter Genanntgutmenschen, die anderen, weil sie sich mal wieder zu richtig großen Vögeln aufplustern wollen.

Aber nein, ich schenke euch dieses Vergnügen nicht. Die sinnliche Seite des Sehpferds ist nicht seine Einzige, und überhaupt ist das geschriebene Sehpferd nicht das Gelebte gleichen Namens. Letzteres war in den letzten Tagen in Budapest und hat Himbeeren gemampft und sogar die Kultur eine schöne Einrichtung sein lassen.

Wobei ich erwähnen sollte: Glauben sie vorsichtshalber nichts, was man ihnen von Budapest erzählt. Vor allem nicht, dass sie dort preiswert essen können, weder an der Donau noch sonst irgendwo. Die Krönung der letzten Woche war ein ausgemachter Saufraß, den man uns (Sehpferde tauchen oft zu zweit auf) in einem angeblichen Insider-Lokal zugemutet hat. Nun ja – wieder etwas gelernt. Wer wirklich gut essen will, sollte etwa 20 Euro pro Nase für das Essen und mindestens weitere 20 Euro für eine gute Flasche Wein rechnen.

Ich schreibe nächste Woche noch mehr von Budapest: Vielleicht kommen sogar irgendwann einmal täglich „Letters from Budapest“. Ob sich das Sehpferd wandelt? Abwarten - mein Alter Ego wiehert ohnehin gerade ganz fürchterlich.

Ob ich weiterschreibe? Natürlich schreibe ich weiter. Für eine liberale Welt voller Lebensfreude und gegen die Bevormundung der Lebensweisen durch die katholische Kirche, beispielsweise.

Ich beeile mich, dies nachzutragen: Schreiben macht Freude. Aber Freude allein reicht (mir) nicht.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen

Sollte ich mich überhaupt aus den Algen äußern? Ich bin in meiner zweiten Heimat, es ist Sommer, ich habe Friede und Freude ohne Eierkuchen, aber mit großen Mengen frischer Früchte und ich könnte es mir ja nur gut gehen lassen.

Um mich herum sehe ich den Mut zur Zukunft: Das neue Europa entsteht vor meinen Augen: Aufbruch überall, wenngleich auch hier die Opposition der Regierung unterstellt, das Land bald in den Ruin zu treiben. Zu merken ist davon freilich nichts. Es wird gebaut, abgerissen, renoviert und verschönert, was das Zeug hält – und man gibt Geld aus: Auch sonntags: Schließlich hat man hier kein Ladenschlussgesetz

In meiner ersten Heimat streitet man sich derweil über „soziale“ Fragen, die eigentlich gar keine sind, will eine „linke“ Politik verwirklichen, die nach rückwärts gerichtet ist, macht einen Haufen Gedöns um Kopftücher und hält das Geld zusammen, so, als wolle man damit begraben werden: Und auch sonntags darf man nur tun, was Staat und Kirche recht ist: Einkaufen gehört nicht dazu.

Es ist Sommer. Ein ungarischer Nachrichtensender findet wichtig zu melden, dass sich die Athener Huren über die mögliche ausländische Konkurrenz beschweren. Sagte da jemand: Sommerloch? Wenn der Fußball vorbei ist, werden die sauren Gurken nur so vom Himmel fallen: Da ist die Gründung einer Partei links von der SPD noch gar nichts.

 

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