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glaube und aberglaube

Ich zitiere selten komplett, aber zum Weihnachtsfest fällt mir immer wieder dies ein:

„... immer, wenn ich ratlos bin, versuche ich es mit Bibelstechen.« Sie wird in ihrer Handtasche kramen und den Stielkamm herausfischen, der neben den Präservativen liegen wird. Sie wird mit dem Kamm in die zugeklappte Bibel stechen und dann die Seiten aufschlagen, zwischen die der Kamm gedrungen sein wird. Sie wird vorlesen:

»So spricht der Herr: ›Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie / und kann eure Feiern nicht riechen. / Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, / ich habe kein Gefallen an euren Gaben, / und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen. / Weg mit dem Lärm deiner Lieder! / Dein Harfenspiel will ich nicht hören, / sondern das Recht ströme wie Wasser, / die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.‹ Amos Kapitel 5, Verse 21-24.«"

Quelle: https://members.aol.com/litvhsessen/mehr.htm

Weihnachten – was ist es?

Was ist eigentlich Weihnachten? Nun, es ist nicht das Christfest, wie uns der Herr Pfarrer Jahr für Jahr erzählt, sondern bezeichnet die „Wihen Nachten“ (auch „Rauhnächte“ genannt), die „zwischen den Jahren“ liegen, wie man in Norddeutschland heute noch sagt: zwischen den Monaten nach Mondphasen und den Monaten des Kalenders.

Diese Zeiten waren von wilden Ritualen geprägt, die sich am besten daraus ableiten lassen, dass man der schrecklichen dunklen und trüben November- und Dezemberzeit überdrüssig war: Je nördlicher die Menschen hausten, um so mehr sehnten sie die länger werdenden Tage herbei. Das Haus wurde ausgeräuchert, und die Wesen der „anderen Welt", die man heute wohl als „Geister" bezeichnen würde, wurden willkommen geheißen: Man beschenkte sie symbolisch. Die Skandinavier, deren Länder in ihren nördlichen Teilen besonders lichtarm sind, adoptierten gar noch die „Lucia", die schon am 12. Dezember das Licht in die Welt bringt.

Von den 12 „Wihen Nachten" blieb nur Weihnachten, und zwar das bürgerliche Weihnachten mit dem Adventskranz, dem Tannenbaum und den Figuren „Weihnachtsmann" und „Christkind", wobei der Erstere in dem stark winterlich angepassten, nachempfundenen Mantel eines Bischofs als Imitat des „Heiligen Nikolaus daherkommt, während das Christkind eher in einem zu dünnen Nachthemd als Imitation eines Engels erscheint. Keines dieser Symbole hat ursächlich etwas mit der Geburt des Religionsstifters zu tun.

Was war aber mit jenem? Die so genannte „Weihnachtsgeschichte" wird nur im Lukasevangelium erzählt: Dort verkünden die „himmlischen Heerscharen" den „Hirten auf dem Felde" die Geburt Jesu: dies ist der eigentliche Kern der Geburtenlegende, wie sie heute in den Kirchen dargestellt und in vielen Weihnachtsliedern besungen wird, und ihr Symbol ist der Religionsstifter als Kleinkind in der Krippe, umgeben von den Eltern und den Hirten.

Das Ereignis fand freilich nicht „Mitten im kalten Winter" statt - die Jahreszeit ist in der Bibel nicht exakt definiert. Die Kirchenväter legten den Termin auf den Geburtstag des Sonnegottes Mithras, um seine Religion endgültig auszurotten, und die Missionare des Nordens fanden just zu diesem Zeitpunkt die Sonnenwendfeier vor und versuchten den Trick erneut: So kam es also dazu, dass „Christmas" am 25. Dezember gefeiert wird. Aber, wie ich schon sagte: Das Christentum hat mit Weihnachten nichts zu tun - ganz und gar nichts.

Nachdem das Christentum Weihnachten ziemlich präzis auf die Wintersonnenwende gelegt hatte, musste deren ursprüngliche Bedeutung gewandelt werden: Ab diesem Zeitpunkt feierte man das Fest nämlich nicht mehr in Erwartung des Lichts (also der helleren Tage), sondern widmete es um: Christus habe die Finsternis besiegt, hieß es nun, und deswegen zündete man die Lichter an: Nun ja, man Feierte die feste eben, wie sie fielen.

In der Vorweihnachtszeit gab es zunächst kein Licht: Zwar legte Papst Gregor der Große fest, dass es vier Sonntage in Erwartung des Weihnachtsfests geben sollte, doch Licht kam in die Sache erst vor 162 Jahren, als der evangelische Theologe Johann Wichern in der von ihm begründeten Besserungsanstalt das "Rauhe Haus" auf einem hölzernen Rad dreiundzwanzig Kerzen aufstellte - 4 große weiße für die Sonntage und neunzehn kleine rote für die Werktage bis Heiligabend. 1851 wurde er dann mit Tannegrün umkränzt, und über die "Hausväter" des "Rauhen Hauses" zog die Idee überall in Deutschland ein.

Der Brauch wurde von vielen evangelischen Familien übernommen, wobei aus Platzgründen nur die vier Hauptkerzen genutzt wurden. Später stellten auch katholische Familien einen Adventskranz auf, und ab 1935 wurde dieser dann auf Wunsch auch kirchlich geweiht.

Nun wissen wir endlich, wie grausam die Geschichte der Heiden ist und wer die „Würde der Frau" ins Spiel gebracht hat: ein religiöser Neuerer aus Palästina, der als „Jesus von Nazareth" in die Geschichte einging. Fragt sich freilich, welche Perspektiven.

Viellicht sollten wir uns nun erinnern, dass einige Zeit nach dem Tod des Nazareners im fernen Rom eine Religionsgemeinschaft gegründet wurde, die seinen Namen trägt: Ihr ursprünglicher Teil ist besser als „katholische Kirche" bekannt - doch gerade in ihr ist es nach dem Kenntnisstand des Chronisten einer Frau nicht erlaubt, Priesterin zu werden: Offenbar hat da die Würde noch nicht ganz ausgereicht.

Erstaunt erfahren wir nun auch, dass der bereits zuvor erwähnte Rabbi, Wanderprediger und Religionserneurer ein „Zölibat“ eingerichtet habe. Da die Überlieferung über dergleichen nichts aussagt, wird einfach behauptet, man habe die Sache nun mal im Jahre 310 beschlossen und basta. Auch eine Methode, mit einem Religionsstifter umzugehen.

Was uns das alles sagen will? Dass Keuschheit eine „natürliche Tugend“ ist., für die man „beten und kämpfen“ solle. – meint ein Grazer Psychiater Namens Raphael Bonelli. Nun ja, der muss es schließlich wissen.

Falls der geneigte Leser all diese Zusammenhänge nicht versteht: Sehpferd hat sie auch nicht verstanden: Ob es am kath.net lag oder an dem unausgegorenen Vortrag wird wohl ein Geheimnis bleiben. Allerdings kann sich Sehpferd dunkel erinnern, dass er diesen Vortrag (nur ohne Zölibat) und aus anderem Munde, aber durchaus mit ähnlichem Tenor, schon einmal gehört hat: Muss ungefähr Anno 1962 gewesen sein, in einer bremischen Kirchengemeinde. Ob der Titel damals schon „Der Zeitgeist und die Geschlechtlichkeit'" hieß? Möglich wäre es.

Wenn man Seligmann heißt, muss man ja wissen, was selig macht - so dachte sich wahrscheinlich die katholische Agentur „kath.net", als sie über des Menschen Glück schrieb. Selbiger Martin Seligmann hat nämlich die englische „SUN“ damit voll geplappert, dass die Befriedigung unserer körperlichen Bedürfnisse auf der „Treppe zum Glück" erst die unterste Stufe darstellt.

Liest man die Agenturmeldung, so muss man zu dem Schluss kommen, dass Herr Seligmann dies just herausgefunden hat („fanden Psychologen heraus“). Eigentlich sollte jedoch sowohl die Agentur wie auch Herr Seligmann wissen, dass diese Theorie bereits von Abraham Maslow („Maslow’s Hierarchy of Needs“) 1954 gefunden wurde.


Derweil wünscht Sehpferd dem „Kath.net “, dass es neue Quellen findet –oder sollte man demnächst hier Zitate aus „Bild“ vorfinden?

Der Zweck heiligte offenbar wieder mal die katholischen Mittel: Für die Überschrift „Sex ist die unterste Stufe zum Glück“ greift man schon mal in die unteren Schubladen der Pressearbeit.

Kirche und Staat sind zwar getrennt, aber zumindest die katholische Kirche lässt nicht locker, sich immer wieder in die Staatsbelange einzumischen. Freilich ist das nicht die Lesart der Kirche: Für sie ist es eine „prophetische Aufgabe", den „Gottesbezug" in der künftigen europäischen Verfassung zu verankern.

Freilich: Hat die Kirche erst einmal einen Fuß in der Tür, wird sie auch bald Macht und Einfluss ausüben: In Deutschland kennen wie dieses Spiel schon lange: Dort setzen die Kirchen bei dem ihnen verbliebenen Hebel, dem Paragrafen Sechs des Grundgesetzes an, um „im Namen der Familie" in Wahrheit christliche Werte durchzusetzen - und niemand verwehrt sich dagegen, im Gegenteil: Die Kirchen gelten beim Verfassungsgericht als ausgesprochen kompetente Ratgeber - auf Humanisten hört hingegen niemand.

Sehpferd las es beim Katholiken-Netz: https://kath.net/detail.php?id=6410

Was mag nur in den CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer gefahren sein, als er vor deutschem Fernsehpublikum noch letzte Woche im ZDF sagte, dass Martin Hohmann ein „fundamentaler Christ" sei? Sollte er damit zum Überzeugungstäter gemacht werden, jemand, der aus edlen Motiven möglicherweise das Falsche tut?

Was auch immer – er hat der katholischen Kirche damit einen großen Schaden zugefügt. Die muss sich nun nämlich rechtfertigen, was ihr nicht liegt, den schließlich sind viele „gute“ Christen auch überzeugte Antisemiten – und das wahrlich nicht nur in Deutschland. Doch was tut die katholische Kirche? Sie windet sich wie eine Schlange, um aus der Falle herauszukommen. Statt klipp und klar zu sagen: „Ein katholischer Christ, der sich als Antisemit erweist, kann kein katholischer Christ mehr sein“ wird mit Scheinargumenten herumgestochert. Warum, weiß auf Erden niemand. Vielleicht weiß man es ja im Himmel.

Was mag nur in den CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer gefahren sein, als er vor deutschem Fernsehpublikum noch letzte Woche im ZDF sagte, dass Martin Hohmann ein „fundamentaler Christ" sei? Sollte er damit zum Überzeugungstäter gemacht werden, jemand, der aus edlen Motiven möglicherweise das Falsche tut?

Was auch immer – er hat der katholischen Kirche damit einen großen Schaden zugefügt. Die muss sich nun nämlich rechtfertigen - tut sie aber nicht. Statt dessen windet sich wie eine Schlange, um aus der Falle herauszukommen. Statt klipp und klar zu sagen: „Ein katholischer Christ, der sich als Antisemit erweist, kann kein katholischer Christ mehr sein“ wird mit Scheinargumenten herumgestochert: Die Bischöfe könnten dazu nichts sagen, und wenn sie es denn doch müssten, wäre es „eigentlich“ eine Zumutung. So war es jedenfalls beim Katholiken-Netz zu lesen. Warum, weiß auf Erden niemand. Vielleicht weiß man es ja im Himmel.

Mit der Religion könnte es so schön sein – die Gläubigen tun gute Werke, und daran werden wir sie erkennen. Ihr Glaube gibt ihnen die Kraft, fröhlich und tatkräftig zu sein, wunderbare Kinder zu zeugen oder zu gebären und diese so zu erziehen, dass sie abermals den guten Kampf des Glaubens in die Welt bringen können.

Die besten von Ihnen werden in offener Abstimmung gewählt, um über das Gute zu sprechen, die Starken dazu anzuhalten, ebenfalls Gutes zu tun und den Schwachen Trost und Hilfe zu geben. Sie erhalten dafür ein bescheidenes Salär, das etwa dem eines Studienrats entspricht, und das ihnen ermöglich, sonntags eine Predigt zu halten und Alltags einer Hochzeit beizuwohnen und gelegentlich auch einmal einer Witwe Trost zu spenden.

Durch ihr wunderbares Leben regen sie andere dazu an, darüber nachzudenken, ob sie nicht auch dieser schönen Religion anhängen möchten, die einst von Jesus, den sie den Christus nannten, im fernen Orient gestiftet wurde: jenem gütigen Wanderprediger, Täufer und Neuerer, der sein Leben um der Wahrheit willen gab.

Merken Sie etwas? Ich kann nicht von der katholischen Kirche gesprochen haben, ja nicht einmal von der Evangelischen. Wie sie bemerkt haben werden, spreche ich von gar keiner Kirche. Was ich geschrieben habe, ist die reine Fiktion, meiner Fantasie entsprungen. Hier, auf Erden, existiert diese Religion nicht.

© 2003 by sehpferd

Kardinal Meisner hat sich offenbar keinen guten Dienst erwiesen, als er jetzt den Text seiner Rede im Internet veröffentlichen ließ, denn was ursprünglich nur für einen erzkonservativen Klüngel um die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Hanns-Seidel-Stiftung im fernen Budapest gehalten wurde, kommt jetzt wortwörtlich an den Tag: „Homosexualität etwa ist in der Schöpfungsordnung nicht vorgesehen ... (das Gesetz Israels sagt aus) ... dass es ... Haltungen gibt, die - weil sie dem Dasein widersprechend immer falsch und immer schlecht sind.

Auch der allgemein (also nicht ausschließlich von Homosexuellen) beanstandete Satz folgt unmittelbar darauf, steht also nicht zusammenhangslos anderwärts in seiner Rede: „Sie (die Werte) scheiden dann nämlich gleichsam auf natürliche Weise giftige Stoffe aus, die langsam das lebendige Gewebe unseres christlichen Abendlandes verseuchen und vergiften und schließlich zerstören, sodass die abendländische Gesellschaftsordnung kollabieren muss“.

Der Kardinal ging inzwischen ein wenig in die Mauser. In einem Artikel für den „Kölner Stadtanzeiger“ erklärt er nun, „dass das „sexuelle Ausleben homosexueller Beziehungen“ der Schöpfungsordnung widerspräche, und er fügt hinzu, dass dies „nicht nur katholische Auffassung“ sei.

Aber ein Kardinal macht keine Fehler – und so äußert er sich denn selbstherrlich: „Man hätte über meine Rede also kaum etwas Spektakuläres berichten können. Das ging nur, indem man Äußerungen des Redners in einen Zusammenhang brachte, in dem sie nicht standen“.

Der Kölner Kardinal Meisner fühlt sich von der Presse ungerecht behandelt: Seine Rede in Budapest sei falsch wiedergegeben worden, behauptet er in einer Stellungnahme auf der Webseite des Erzbistums Köln.

Wahrscheinlich geht der Kardinal davon aus, dass sich ohnehin niemand die Mühe macht, seine überaus langatmige Rede nachzulesen, doch wer es tut, wird bald feststellen, dass der Kardinal exakt das gesagt hat, was in der Presse (und auch bei mir) wiedergegeben wurde – jeder kann es nachlesen, und gar nichts wurde aus dem Zusammenhang gerissen.

Was die Presseschelte des Kardinals soll, bleibt also unerfindlich, es sei denn, er wolle sich auf Matthäus berufen, der auch in seiner Rede erwähnt wird: „Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut". Klar, Herr Kardinal. Wer so denkt, von dem hatten wir auch sonst nichts anderes erwartet.

 

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