anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges

glaube und aberglaube

Früher war das Diesseits ein Jammertal, erst im Jenseits war Jubel und Jauchzen. Doch seit es evangelische Freikirchen gibt, die den „Zehnten“ von jedem Mitglied kassieren, ist das Einkommen im Diesseits natürlich wichtig – und so kleidet man sich nicht mehr in Sack und Asche, sondern fährt schon mal im tief ausgeschnitten im Luxusauto vors Kirchenportal: Kann man sich halt leisten, so etwas, denn "Jesus belohnt die wahren Gläubigen".

Hauptsache, man hat genug Promis, die dann auch noch für solche Kirchen werben – das Schweizer „Tagblatt“ weiß mehr darüber. Mit Religion hat das alles natürlich etwas zu tun – wer würde sich schon ernstlich gegen etwas wenden wollen, wo „Kirche“ draufsteht. Also: Wo Kirche draufsteht, ist auch Kirche drin – klar?


https://www.tagi.ch/dyn/news/zuerich/346874.html

Warum bekämpfen die Kirchen eigentlich die „Unzucht“ so vehement? Nun, der Autor John Updike gab der Korrespondentin der „Stuttgarter Zeitung“ dafür eine Erklärung: „Man könne“, so der Autor, „... argumentieren, dass der religiöse Trieb und der sexuelle Trieb die gleiche Wurzel haben“. Er führte dann weiter aus, dass beide Triebe von einer gewissen Gier getrieben würden, nämlich jener, die eigene Sterblichkeit zu überwinden.

Was der Herr Pfarrer dazu sagen würde, weiß ich schon: Die eine Kraft kommt halt von oben, die andere von unten. Immerhin könnte dies mancher Pfarrer noch in seine Sonntagspredigt einbauen. Es gibt nicht jeden Tag Gelegenheit, sich auf John Updike zu berufen.

Sonntags bekommt auch der Herr Pfarrer seine Kolumne und wenn nicht sonntags, dann wenigstens samstags. Pfarrer Michael Winkel predigt diesmal den Lesern der NWZ.

Liebe, so sagt er, sei schon in Ordnung, aber nur mit dem Segen von ganz oben. Wo der fehle, würde gleich der Teufel um die Ecke gucken, um uns zu seinen Handlangern zu machen, und das nur, weil wir immer alles so genau wissen wollen: Sollen wir doch die Welt nehmen, wie sie ist.

Die Kunden von Sexshops und Stripshows sind die bevorzugten Opfer des texanischen Geistlichen und Floristen Jim Nordwood. Er fotografiert die Nummernschilder der vor derartigen Einrichtungen geparkten Autos, um die Beweise des schändlichen Tuns dann per Postkarte an die Besitzer der Automobile zu schicken – verbunden mit einer höfflichen Einladung in seine Kirche.

Der Pastor glaubt, damit die Seelen seiner Mitmenschen vor den schändlichen Folgen der Pornografie retten zu können: Er wisse aus erster Hand, wohin Pornografie führen könne“ soll er der „Los Angeles Times“ gesagt haben. Wir glauben es ihm gerne.

Berichtet hat dies unter anderem: ananova und die
variety

Der Teufel verführt, und Eva, von des Teufel Schlangen eingekreist, wird sein Opfer. Doch Adam scheint mit der Entwicklung sehr zufrieden zu sein: Der Biss in den Apfel wird die Menschheitsgeschichte erst anstoßen, und es sieht aus, als er würde er es genießen: Der Wächter vor dem Paradies wäre gar nicht nötig gewesen: Adam wäre ohnehin niemals zurückgegangen.

teufel schlange adam eva apfel

(C) 2001 sehpferd press

Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat kritisiert, dass im Fernsehen ein Übermaß an "Untreue und sexuelle Aktivitäten außerhalb der Ehe“ gezeigt würde. Er mahnte an, mehr „geistlichem und moralischem Verständnis für die Ehe“ zu vermitteln.

Es erstaunt mich immer wieder, wie Geistliche, deren Religion ihnen eine eigene Ehe verbietet, über die Ehe "als solche" urteilen können.

Wie aus mehreren Presseberichten hervorgeht, sind Nächstenliebe und Nacktheit für die Würzburger Caritas nun doch vereinbar: Die 54-jährige Edeltraud Linkesch, die sich mäßig bekleidet als „Kalender-Girl" für einen wohltätigen Zweck ablichten ließ, darf nun doch wieder unter dem Mantel der Caritas in freiwilliger sozialer Arbeit tätig werden.

Nach einem Bericht der Basler Zeitung hat sich Gottes Stellvertreter auf Erden für das Recht von körperlich und geistig behinderten Menschen auf ein erfülltes Sexualleben eingesetzt – Danke dafür.

Gäbe es nun vielleicht Hoffnung, dass sich der nämliche Stellvertreter für ein erfülltes Sexualleben von (nicht behinderten) Priestern einsetzt?

Wenn es einen Tag im christlichen Kalenderjahr gibt, der Paradox ist, dann dieser: Sie waren nicht heilig, sondern weltlich, sie waren nicht drei, sondern mehrere, und sie waren vor allem gewiss keine Könige, sondern vielleicht Weise, vielleicht aber auch Händler oder gar Gaukler: Vielleicht waren sie gar Priester oder ein bisschen von all dem. Sicher ist nur: Sie waren Reisende, Fremde nicht nur in Judäa, sondern sogar Fremde im römischen Imperium – und das beherrschte damals den größten Teil der bekannten Welt, im damaligen Jargon „alle Welt“.

Nehmen wir an, sie hätte es wirklich gegeben, und sie wären tatsächlich zur Geburt des Religionsstifters erschienen (was höchst unwahrscheinlich ist, schließlich handelt es sich bei allen Geburtsgeschichten Jesu um nachträglich eingefügte Geschichten) - was würde uns dies sagen? Vor allem doch dies: Dass es außer der Welt, in der Juden lebten, ja sogar außerhalb der Welt, die das römische Reich als „alle Welt" bezeichnete, noch Hochkulturen gab: Völker, in denen andere Weisheiten hoch gehalten wurden als die eines kleinen Wüstenvolkes, das sich selbst so wichtig nahm, dass es seine ganze Geschichte niederschrieb: eine Mischung von Staats- Gesundheits- und Glaubensregeln.

Mir will oft scheinen, dass wir den falschen Griff getan haben, uns an die Religion dieses Wüstenvolkes zu klammern, wie es der eigentliche Religionsbegründer, der Apostel Paulus tat: Wir hätten in Wahrheit dort nachsehen sollen, woher die drei Menschen aus dem „Morgenland“ kamen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät, das Licht neu zu beschreiben, das angeblich der Stern wies, dem die Männer folgten.

Dompfarrer von Zobeltitz und CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Annedore Windler (Frauenunion, Bekenntnisschule Bremen) sind sich einig, drücken es aber unterschiedlich aus: Kirche und nackt vertragen sich nicht. Stein des Anstoßes ist das mögliche Auftreten von nackten, älteren Näherinnen in einem Theaterstück, das im Bremer St.-Petri-Dom aufgeführt werden soll: „Die zehn Gebote“.

Die CDU-Dame nahm den Mund etwas voller und warf gleich mal ein paar Vorurteile auf den Markt: „schamlos und diskriminierend“ sei es, Nacktnäherinnen im Dom zu sehen, und sie forderte gleich eine Bestrafung für die „Entwürdigung“ des Gotteshauses.

Angeblich drohten zahlreiche Bremer mit einem „Kirchaustritt“, wenn die Aufführung tatsächlich stattfinden sollte, wie die NWZ wissen wollte.

Was weniger bekannt ist: Der St-Petri-Dom ist eine der wenigen lutherischen orientierten Kirchen in Bremen und wird meist gemieden. Evangelisch Christen sind in Bremen nämlich reformiert, und in den „Dom“ geht man nur zu Weihnachten, weil dann so schön gesungen wird.

 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma

development