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glaube und aberglaube

Nun wissen wir, warum die Welt bekehrt werden muss: Weil Mohammed ein Krieger war, und Christus niemals eine Waffe anfasste. Wie schön, wenn Christus es nie tat. Christen hingegen taten es schon: Auf Kreuzzügen zum Beispiel. Nicht denen von Herrn Bush, Präsident, 21. Jahrhundert. Die von Herrn Urban II, Papst, 11. Jahrhundert. Soviel zu Kriegern und Friedfertigkeit.

Zwar betet sie bei der Konkurrenz, doch das katholische Netz widmete der Sängerin Florence Joy Büttner immerhin einen langen Artikel. Das beste Zitat kam freilich von der Webseite von SAT.1: „Wenn Florence Joy Büttner auf der Bühne steht, scheint die gläubige Christin, die aus Überzeugung Sex vor der Ehe ablehnt, irgendwie Kontakt zu einer höheren Macht aufzunehmen. Ihre klare Gospelstimme und ihr strahlendes Lachen lassen einen die Welt für Augenblicke vergessen“.

Noch dicker trug freilich die Heimatzeitung auf: „Zwei Dinge sind es, die ihr festen Halt geben: Ein behütetes Elternhaus mit einer wunderbar funktionierenden Familienstruktur und der Glaube an christliche Werte“, und weiter: „Man muss sich ... fragen, in was für einer Republik wir eigentlich leben, wenn Moral, Ethik und ein normaler Lebenswandel negativ ausgelegt werden“.

Hoffentlich übersteht die 17-jährige Jugendlobpreisleiterin der Kirchengemeinde im Christus Centrum Tostedt all dies Getue unbeschadet. Jedenfalls hat sie schon mal eine Webseite, auf der sie neben einer etwas dürftigen Biografie immerhin auch ihr berühmtes strahlendes Lächeln zeigt.

Wer etwas über das so genannte christliche Abendland begreifen will, darf an der katholischen Kirche nicht vorbeisehen. Selbige Kirche gibt gerade eine Demonstration darin, warum das „christliche“ Abendland auf der Stelle tritt: Man streitet sich um die katholische Liturgie: Etwas, das die Bibel nicht kennt – ebenso wenig wie Päpste und Bischöfe.

Dennoch veröffentliche das Katholische Netz bereits den sechsten Artikel darüber. Wer nach der Lektüre noch von einem „christlichen“ Abendland sprechen mag, muss sehr mutig sein – mein Abendland kann es nicht sein.

Plakate sagen eine Menge aus – zum Beispiel eines, das in einer Werbekampagne für eine Jesusbewegung verwendet wird: Liebe zwischen Menschen, so will sie suggerieren, ist nichts wert, vor allem, wenn man eine junge Frau ist, und Männer sind ohnehin nur gesichtslose Gestalten. Vor allem aber muss man offenbar beim Umarmen den Zeigefinger gegen den Himmel strecken, um Schlimmeres zu verhindern. Den Zeigefinger? Offenbar wurde am Foto noch irgendwie herumgefrankensteint, um Daumen und Zeigefinger auszutauschen. Gelesen bei scratch, im twoday.net und im Original zu finden bei diesem Blogger.

Copyright des Werbeplakats: 2004 by jesuschrist.org.au. Verwendet wurde ein Ausschnitt.

jesusfingers

Norwegens Lutheraner trauten ihren Augen nicht: Nur noch 2,7 Prozent der Norweger sollten an Hölle, Teufel und ewige Verdammnis glauben? Das jedenfalls wollte die norwegische Presseagentur ANB aufgrund einer Umfrage ermittelt haben.

Die Lutheraner ließen nicht locker, und bald hatten sie gefunden, was sie für des Rätsels Lösung hielten: die Leute von der ANB hatten einfach falsch gefragt – freilich bleibt bis heute ein Rätsel, wie sie eigentlich gefragt hatten.

Sicher hingegen ist, dass sich die wackeren Gotteskämpfer nun eine neue Umfrage einfallen ließen: 1577 Norweger wurden gefragt, ob sie der Meinung wären, dass Menschen in der Hölle enden könnten, wenn ihr Leben auf Erden vorbei sei, und siehe, nun votierten über 11 Prozent mit „Ja“.

Natürlich ist auch dies ein mageres Ergebnis, und so legte man gleich nach: Hätten wir „Hölle“ durch „Verdammnis“ ersetzt, hätten wir noch viel bessere Ergebnisse erzielt, schrieb die "Aftenposten".

Der Weg zur Hölle ist, wie wir daraus unschwer erkennen, mit Umfragen gepflastert.

Klarer Fall: Die Geister sind überall, und sie versuchen, mit uns zu sprechen. Und weil das alles irgendwie „Ferngespräche“ sind, müssen sie sich erstmal durch den Wellensalat des Äthers quälen, bevor sie auf Tonband aufgenommen werden können. Allerdings können die Geister bislang nur analog. Bis sie erotische (oder selbstverständlich auch andere) SMS an uns schicken können, müssen noch Digital-Umsetzer für die entsprechende „Psychophone“ entwickelt werden.

Ob ich das glaube? Natürlich nicht. Aber andere nehmen es offenbar sehr ernst.

Alles redet von der Passion – sollten wir da die Ostereier nicht besser in Passionseier umbenennen? Natürlich gäbe es dazu noch mehr Vorschläge. Einen besonders Makabren hat die Webseite „Teile die Passion Christi“. Dort werden nämlich Passions-Nägel angeboten (fast geschenkt, nur 17 USD), und zwar (man staune) als Halsschmuck.

Wer es lieber ein wenig romatisch-österlich will, kann ein Körbchen kaufen – nicht mit Eiern, sondern mit der Seife alle Seifen: „Wasch deine Sünden Weg“. Na also. Und wem auch das noch nicht reicht, der kann im selben Shop auch noch Kruzifix - Lollys kaufen, das Stück zu 99 Cents.

Das alles erfuhr ich über Miss Poppy, der Bloggerin von "Adult Christianity".

Einen Film? Über die letzten Tage des Religionsstifters? Mag ja sein. Ich werde ihn mir nicht ansehen, denn ich bin nicht manipulierbar. Die Kirche allerdings schon. Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendein Medium darüber berichtet, dass nach Meinung dieses oder jenes (überwiegend katholischen) Würdenträgers dieser Film so oder so oder noch anders ist.

Was ist eigentlich mit dieser Kirche passiert? Ist sie so armselig, dass sie zu den vier bereits bestehenden Evangelien noch das Evangelium des Mel Gibson braucht? Wie kommt es, dass irgendein Super-Schaubuden-Produzent wie Herr Gibson die gesamte Kirche manipulieren kann? Doch wohl nur, weil die Kirche schon lange keine wirkliche Bedeutung mehr hat. Die hat jetzt Herr Gibson, und alle fallen darauf herein.

Wie aus dem Bericht eines Gay-Magazins hervorgeht, weiß der belgische Kardinal Gustaaf Joos, dass Schwule nicht wirklich schwul sind, sondern zu „90 bis 95“ Prozent pervers – nur der klägliche Rest sei „wirklich“ homosexuell. Der 80-jährige sagte der AFP, er sei bereit, dies „mit seinem eigenen Blut“ zu unterschreiben.

Sehpferd meint:

Nun, es nützt nichts, Herr Kardinal, wirklich nicht: Ob sie nun mit Blut oder mit Tinte unterschreiben – wenn sich jemand zu etwas bekennt, dann ist er es auch. Sollte ein Christ eigentlich nicht bezweifeln, oder? Sonst könnten wir ja auch behaupten, lediglich 5 – 10 Prozent aller Christen seien wahre Gläubige. Das würde irgendjemand bestimmt auch unterschreiben, möglicherweise sogar ein Christ. Dennoch würde ich Tinte empfehlen.

„Jeder, der in Brasilien von Abstinenz und Keuschheit spräche, würde angesehen, als käme er von einem anderen Planeten“, schimpfte nach einem Pressebericht Jesús Hortal Sánchez, seines Zeichens Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität zu Rio.

Hintergrund ist die nach wie vor schwelende Kontroverse um eine Sambaschule, um Aids und um Kondome. Indessen fällt die Zensur mild aus: Man habe nur ein „paar Blätter, Reben und Wurzeln“ um die Darstellungen aus dem Kamasutra gerankt, die von der „Academicos do Grande Rio“ Samba-Schule gezeigt würden. Offenbar hat man sich auch nicht verbieten lassen, Adam und Eva bei ihrer biblischen Begegnung zu zeigen.

Der Streit zwischen Staat und Kirche wird freilich auch nach dem Karneval weitergehen: Gegenwärtig gibt der Staat an die Bevölkerung des Landes 300 Millionen kostenlose Kondome aus – eine Notwendigkeit in einem Land mit einer extrem hohen Aids-Rate. Doch das will die Katholikenkirche nicht wahr haben: Sie verweist auf die besondere Verantwortung für die Jugend, die durch Kondome nur zum Geschlechtsverkehr angeregt würde.

 

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