deutschland im blick
Die Christenunion sieht in ihrem potenziellen Koalitionspartner, der FDP, offenbar keine selbstständige politische Kraft, sondern einen dummen kleinen Jungen, den es zu erziehen gilt: Was FDP-Wähler wollen, entscheidet der Papi, und der heißt wundersamerweise Edmund Stoiber, und er: „Jedes Wackeln und Zwischengeräusche verunsichern potenzielle FDP-Wähler“.
Hoffentlich verunsichern die ständigen ungebeteten Zwischenrufe aus Bayern nicht auch die CDU-Wähler.
Hoffentlich verunsichern die ständigen ungebeteten Zwischenrufe aus Bayern nicht auch die CDU-Wähler.
sehpferd - am Montag, 21. Februar 2005, 18:29 - Rubrik: deutschland im blick
Hatte man gestern noch Sympathien für den Unglücksraben Peter Harry Carstensen, der sich schon als Ministerpräsident sah, so verscherzt er sich dies heute damit, ein schlechter Verlierer zu sein. Dass seine Partei zwar an Stimmen gewonnen hat, an der Macht aber vorbeischrammte, will er noch nicht wahrhaben, und so tönt er vollmundig, dass eine Rot-Grüne Regierung eine „Katastrophe für mein Land" wäre.
Für mein Land? Haben wir das richtig gehört, Herr Peter Harry Carstensen? Fall sie, lieber Herr Möchtergern-Ministerpräsident, noch ein Land suchen, das ihr Land ist: Es sind noch ein paar Südseeinseln zu verkaufen. Für den Rest der Schleswig-Holsteiner dürfte es noch immer heißen: Unser Land.
Für mein Land? Haben wir das richtig gehört, Herr Peter Harry Carstensen? Fall sie, lieber Herr Möchtergern-Ministerpräsident, noch ein Land suchen, das ihr Land ist: Es sind noch ein paar Südseeinseln zu verkaufen. Für den Rest der Schleswig-Holsteiner dürfte es noch immer heißen: Unser Land.
sehpferd - am Montag, 21. Februar 2005, 18:16 - Rubrik: deutschland im blick
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Manchmal kann man schon lächeln über die Berichterstattung der deutschen Presse, dann nämlich, wenn sie die Meldungen für entscheidend hält, die sie besonders häufig verbreitet.
So lesen wir heute vielfach, dass die Grünen „trotz der Visa-Affäre“ hinzugewonnen hätten. Trotz der Visa-Affäre? Glauben die deutschen Zeitungen wirklich, dieses aufgebauschte Gedöns könnte die Wähler wirklich beeinflussen? So blöd ist der Wähler nun auch wieder nicht, um sich von dem CDU-Getöse in seiner Meinungsbildung umblasen zu lassen.
So lesen wir heute vielfach, dass die Grünen „trotz der Visa-Affäre“ hinzugewonnen hätten. Trotz der Visa-Affäre? Glauben die deutschen Zeitungen wirklich, dieses aufgebauschte Gedöns könnte die Wähler wirklich beeinflussen? So blöd ist der Wähler nun auch wieder nicht, um sich von dem CDU-Getöse in seiner Meinungsbildung umblasen zu lassen.
sehpferd - am Montag, 21. Februar 2005, 08:13 - Rubrik: deutschland im blick
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Wie gut, wen man schreibt „wenn alles so bleibt“. Es blieb nicht so, und gegen Mitternacht war der Regierungswechsel in Schleswig-Holstein vorerst einmal wieder vom Tisch. Heide Simonis sei es gegönnt, denn sie hat gute Politik gemacht, doch heißt der Wahlverlierer einmal mehr FDP – und vor allem sie wird sich grämen, während die CDU erst einmal abwarten kann – so groß wäre ihre Mehrheit nun auch nicht gewesen, dass man mit Freude hätte regieren können.
sehpferd - am Montag, 21. Februar 2005, 06:40 - Rubrik: deutschland im blick
Nun haben die Schwarzen also die Wahl gewonnen, und wenn alles so bleibt wie im Moment, dann dürfen sie mit ihrem Wunschpartner FDP mit einer hauchdünnen Mehrheit in Schleswig-Holstein regieren.
Triumphieren kann die Demokratie: Es kann reagiert werden, und die rechten wie auch die linken Chaoten bleiben vor den Türen des Parlaments.
Für die Zukunft Deutschlands ist das Wahlergebnis kaum von Bedeutung: Die Union blockiert schon jetzt allenthalben, und wenn sie diese Haltung nicht aufgibt, wird sie mit schuldig sein am weiteren Niedergang dieser Republik. Natürlich kann sich die Bundesregierung nicht freuen, aber auch ihr wird das Ergebnis kaum etwas ausmachen. Das Volk wollte den Wechsel, das Volk hat ihn bekommen. Besser wird das Leben auch mit einer CDU/FDP-Regierung nicht, aber eben auch nicht schlechter. Und vielleicht kommt ja doch wieder etwas Schwung in das Land zwischen den Meeren – man soll die Hoffnung bekanntlich nie aufgeben.
Triumphieren kann die Demokratie: Es kann reagiert werden, und die rechten wie auch die linken Chaoten bleiben vor den Türen des Parlaments.
Für die Zukunft Deutschlands ist das Wahlergebnis kaum von Bedeutung: Die Union blockiert schon jetzt allenthalben, und wenn sie diese Haltung nicht aufgibt, wird sie mit schuldig sein am weiteren Niedergang dieser Republik. Natürlich kann sich die Bundesregierung nicht freuen, aber auch ihr wird das Ergebnis kaum etwas ausmachen. Das Volk wollte den Wechsel, das Volk hat ihn bekommen. Besser wird das Leben auch mit einer CDU/FDP-Regierung nicht, aber eben auch nicht schlechter. Und vielleicht kommt ja doch wieder etwas Schwung in das Land zwischen den Meeren – man soll die Hoffnung bekanntlich nie aufgeben.
sehpferd - am Sonntag, 20. Februar 2005, 21:05 - Rubrik: deutschland im blick
Die BILD-Zeitung hat das Arbeitslosengeld II wieder aufgegriffen und dabei festgestellt, dass sich die Zahl der Widersprüche verdoppelt hat – ein typisches BILD-Thema, das eben auch von der konventionellen Presse heftig ventiliert wurde – man muss ja an die Stammtische denken. Die Atomwaffen sowie das Atomprogramm verschiedener Regierungen, insbesondere das vermeintliche oder tatsächliche Programm des Iran kam durch die russische Regierung wieder ins Gespräch.
Auch in den Schlagzeilen: das Pentagon und die Roboter. Letztere werden demnächst im Irak als Kampfmaschinen eingesetzt. Zitat: „Dieser Kampfroboter werde helfen, die Verluste der US-Armee dramatisch zu senken.“ Selbstverständlich, wir danken dir, Roboter. Dafür, dass du die Verluste der US-Armee drastisch senken wirst. Ob die Zivilbevölkerung dabei niedergemäht werden könnte, erfuhren wir nicht.
Neben der Verbraucherzentrale und den Schöffen kam gestern auch die Fuchsjagd in die Presse – beides deutliche Anzeichen dafür, dass es außer den Dauerthemen weder etwas Interessantes zu schreiben noch etwas Interessantes zu kommentieren gab.
Ansonsten waren die Wiederkäuer nochmals am Werk, von der Verschärfung es Versammlungsrechts bis hin zum angeblich so schrecklich wichtigen Visa-Streits, der außer ein paar Herren von der CDU niemanden wirklich interessiert. Fragt sich nur, wer einmal die Regierung in Deutschland übernehmen könnte, falls es der CDU/CSU tatsächlich gelingen sollte, die Regierung Schröder zu demontieren: Die Opposition befindet sich in einem noch bei weitem schlechteren Zustand als die Regierung. Die Malaria ist nicht schuld, aber sie hält sich in der Presse zäh wie Fliegenleim.
Vergaß ich etwas? Oh ja, Ipod. Apple hat ein neues, preiswertes Gerät angekündigt – das ist natürlich eine Presserwähnung wert, während der Kreisel durch einen Fehler meiner Quelle in die Schlagzeilen gekommen ist – in Wahrheit ist Reiner Kreisel, Sprecher der Geschäftsführung von Rowenta, gemeint. Er will im Stammwerk Stellen abbauen, denn die Herstellung des guten alten Dampfbügeleisens ist in Deutschland zu teuer geworden.
Auch in den Schlagzeilen: das Pentagon und die Roboter. Letztere werden demnächst im Irak als Kampfmaschinen eingesetzt. Zitat: „Dieser Kampfroboter werde helfen, die Verluste der US-Armee dramatisch zu senken.“ Selbstverständlich, wir danken dir, Roboter. Dafür, dass du die Verluste der US-Armee drastisch senken wirst. Ob die Zivilbevölkerung dabei niedergemäht werden könnte, erfuhren wir nicht.
Neben der Verbraucherzentrale und den Schöffen kam gestern auch die Fuchsjagd in die Presse – beides deutliche Anzeichen dafür, dass es außer den Dauerthemen weder etwas Interessantes zu schreiben noch etwas Interessantes zu kommentieren gab.
Ansonsten waren die Wiederkäuer nochmals am Werk, von der Verschärfung es Versammlungsrechts bis hin zum angeblich so schrecklich wichtigen Visa-Streits, der außer ein paar Herren von der CDU niemanden wirklich interessiert. Fragt sich nur, wer einmal die Regierung in Deutschland übernehmen könnte, falls es der CDU/CSU tatsächlich gelingen sollte, die Regierung Schröder zu demontieren: Die Opposition befindet sich in einem noch bei weitem schlechteren Zustand als die Regierung. Die Malaria ist nicht schuld, aber sie hält sich in der Presse zäh wie Fliegenleim.
Vergaß ich etwas? Oh ja, Ipod. Apple hat ein neues, preiswertes Gerät angekündigt – das ist natürlich eine Presserwähnung wert, während der Kreisel durch einen Fehler meiner Quelle in die Schlagzeilen gekommen ist – in Wahrheit ist Reiner Kreisel, Sprecher der Geschäftsführung von Rowenta, gemeint. Er will im Stammwerk Stellen abbauen, denn die Herstellung des guten alten Dampfbügeleisens ist in Deutschland zu teuer geworden.
sehpferd - am Samstag, 19. Februar 2005, 20:49 - Rubrik: deutschland im blick
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Klar, dass es den Medien die Tollwut angetan hatte. Der Vorgang ist schlimm, und er erhitzt die Gemüter: Drei Patienten sind nach Presseberichten möglicherweise an Tollwut erkrankt – durch eine Organspenden. Neben der Tollwut grassiert in der Presse auch die Malaria: Ursache war ein schnell vorpreschender Professor, der glaubt, dass bei „weiterer Erwärmung“ auch in Deutschland die Tropenkrankheit ausbrechen könnte.
Hinter dem harmlosen Stichwort „Richtlinie“ versteckt sich eine Lawine: Es geht um Softwarepatente und damit um eine wichtige Streitfrage: Sollen die großen Softwarekonzerne ihre Urheberrechte so weit schützen lassen können, dass den kleinen und mittleren die wirtschaftliche Luft weggenommen wird? Tatsächlich waren einige Demonstranten nach Brüssel gekommen: Sie schwenkten Bananen und verkündeten so, dass die EG zur Bananenrepublik der US-amerikanischen Konzerne verkommen könnte, sollte die Richtlinie in der ursprünglichen Form verabschiedet werden.
Wirbel gab es um das angeblich oder tatsächlich in England verschwundene Plutonium – die Fehlmenge wurde bei einer ganz normalen Inventur entdeckt und das alles kann etwas bedeuten oder auch nicht – doch aus den Schlagzeilen geht dies natürlich nicht hervor.
Neben dem üblichen Nachkarteln bei der Verschärfung des Versammlungsrechts kochte gestern die Presse weiter das Fischer-Süppchen und hielt so den Untersuchungsausschuss und den Vollmer-Erlass in der Presse. Angeblich blasen immer mehr Zeitrungen aller Farben gegen Herrn Fischer – irgendwie muss man ja seinen Anspruch verkaufen, eine kritische Berichterstattung zu pflegen.
Beinahe vergessen: Der Zahnersatz. Eigentlich ist er zurzeit gar kein Thema, aber die Kosten für die dritten Zähne und die Reparaturen an den Ruinen der zweiten interessieren natürlich schon. Das berühmte Bauernregeln-Thema: Entweder er wird teurer oder er bleibt teuer.
Die Themen:
Infektion • Malaria • Missbrauch • Plutonium • Richtlinie • Studiengebühren • Tollwut • Untersuchungsausschuss • Versammlungsrecht • Verschärfung • Volmer-Erlass • Zahnersatz
Hinter dem harmlosen Stichwort „Richtlinie“ versteckt sich eine Lawine: Es geht um Softwarepatente und damit um eine wichtige Streitfrage: Sollen die großen Softwarekonzerne ihre Urheberrechte so weit schützen lassen können, dass den kleinen und mittleren die wirtschaftliche Luft weggenommen wird? Tatsächlich waren einige Demonstranten nach Brüssel gekommen: Sie schwenkten Bananen und verkündeten so, dass die EG zur Bananenrepublik der US-amerikanischen Konzerne verkommen könnte, sollte die Richtlinie in der ursprünglichen Form verabschiedet werden.
Wirbel gab es um das angeblich oder tatsächlich in England verschwundene Plutonium – die Fehlmenge wurde bei einer ganz normalen Inventur entdeckt und das alles kann etwas bedeuten oder auch nicht – doch aus den Schlagzeilen geht dies natürlich nicht hervor.
Neben dem üblichen Nachkarteln bei der Verschärfung des Versammlungsrechts kochte gestern die Presse weiter das Fischer-Süppchen und hielt so den Untersuchungsausschuss und den Vollmer-Erlass in der Presse. Angeblich blasen immer mehr Zeitrungen aller Farben gegen Herrn Fischer – irgendwie muss man ja seinen Anspruch verkaufen, eine kritische Berichterstattung zu pflegen.
Beinahe vergessen: Der Zahnersatz. Eigentlich ist er zurzeit gar kein Thema, aber die Kosten für die dritten Zähne und die Reparaturen an den Ruinen der zweiten interessieren natürlich schon. Das berühmte Bauernregeln-Thema: Entweder er wird teurer oder er bleibt teuer.
Die Themen:
Infektion • Malaria • Missbrauch • Plutonium • Richtlinie • Studiengebühren • Tollwut • Untersuchungsausschuss • Versammlungsrecht • Verschärfung • Volmer-Erlass • Zahnersatz
sehpferd - am Freitag, 18. Februar 2005, 12:14 - Rubrik: deutschland im blick
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Februar – der Journalist muss an seinem Kugelschreiber nagen, damit etwas herauskommt. Wer über die Wirtschaft schreibt, hat offenbar gestern eifrig das BIP bemüht. Jenes nämlich ist entgegen den Prognosen gesunken.
Wichtiger, wenngleich auch schon Schnee von gestern: das Kyotoprotokoll. Ziel des Protokolls ist, die Treibhausgase zu reduzieren – man kann nur hoffen, dass es dafür nicht schon zu spät ist. Russland hat das Protokoll nur auf gutes Zureden hin ratifiziert, die USA, Indien und China verweigerten dies bislang. Bei den USA besteht freilich noch Hoffnung: Deren Bundesstaaten haben durchaus unterschiedliche Interessen, und einige sind durchaus am Klimaschutz interessiert sind – nicht überall ist Texas.
Auch eher eine Rückschau: Ausbildungsplätze. Nun hat die Wirtschaft zwar ihre Aufgabe erfüllt, doch die Gewerkschaft hat ein neues Haar in der Suppe gefunden: Die staatlich gestützte Ersatzausbildung ist nach DGB-Angaben gesunken, sodass sich insgesamt eine eher negative Bilanz ergeben soll. Immerhin scheint wenigstens die dreiste Forderung nach einer zusätzlichen Belastung der Wirtschaft durch eine „Ausbildungsabgabe“ vom Tisch – hoffentlich für alle Zeiten.
Warum die Wirtschaft nicht aus sich selbst heraus mehr Ausbildungsstellen schafft, ist dem Chronisten schleierhaft: Man wird auch in Zukunft gut ausgebildete Groß- und Einzelhändler, Friseure und Schreiner brauchen – gute Mitarbeiter fallen nicht vom Himmel, man muss sie sich schon heranziehen.
Wenn gar nichts mehr geht bei der schreibenden Zunft, wird auch die Eigenheimzulage wieder entdeckt: Fazit der heutigen Pressebetrachtungen: Sie bleibt so, wie sie ist oder sie ändert sich. Alte Bauernregel.
Auch die Bildung ist wieder im Gespräch: Thema sind die Abschlüsse Bachelor und Master. Urheberin war die Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn, die den nationalen "Bologna-Bericht 2004" vorstellte und sich damit recht zufrieden gab. Sie sagte, Deutschland sei auf dem Weg zum europäischen Hochschulraum sehr weit vorangekommen. Nun gut, vorangekommen. Es wäre besser, wenn wir an der Spitze stünden.
Heute schon wieder in der Presse: das Handy. Die Tarife sollen erheblich billiger werden, dafür soll das Handy möglichst zu realen Kosten erworben werden. Das meint jedenfalls Rene Obermann, der Vorstandsvorsitzende der T-Mobile International anlässlich der Mobilfunkmesse 3GSM in Cannes. Sehr vernünftig: Heute müssen Kunden extrem hohe Telefontarife zahlen, um irgendwelchen Kids die Telefonanschaffung zu subventionieren: in Wahrheit Augenwischerei, denn die Eltern müssen dann umso mehr Gebühren berappen – und der Rest von uns auch.
Etwas vergessen? Außer den Themen, die bereits gestern behandelt wurden, waren noch Gewerbesteuer, Grippe und Chip im Gespräch. Bei der Ersteren wird seit Jahren diskutiert – ohne Erfolg, die Grippe kam, dank Michael Jackson, eher zufällig in die Statistik und der Chip fliegt wie ein bunter Vogel durch die Gegend: immer häufiger auch in Bällen, wie man hört: Dort soll er zur Ortung dienen und den Beweis liefern, dass der Ball die eine oder andere Grenze überschritten hat. Vielleicht könnte man einen solchen Chip auch in Politikergehirne implantieren.
Die Themen:.
Ausbildungsplätze · BIP · Chip · Eigenheimzulage · Gewerbesteuer · Grippe · Handy · Klimaschutz · Kyoto-Protokoll · Missbrauch · Pakt · Studiengebühren · Studiengänge · Treibhausgase · Untersuchungsausschuss · Volmer-Erlass
Wichtiger, wenngleich auch schon Schnee von gestern: das Kyotoprotokoll. Ziel des Protokolls ist, die Treibhausgase zu reduzieren – man kann nur hoffen, dass es dafür nicht schon zu spät ist. Russland hat das Protokoll nur auf gutes Zureden hin ratifiziert, die USA, Indien und China verweigerten dies bislang. Bei den USA besteht freilich noch Hoffnung: Deren Bundesstaaten haben durchaus unterschiedliche Interessen, und einige sind durchaus am Klimaschutz interessiert sind – nicht überall ist Texas.
Auch eher eine Rückschau: Ausbildungsplätze. Nun hat die Wirtschaft zwar ihre Aufgabe erfüllt, doch die Gewerkschaft hat ein neues Haar in der Suppe gefunden: Die staatlich gestützte Ersatzausbildung ist nach DGB-Angaben gesunken, sodass sich insgesamt eine eher negative Bilanz ergeben soll. Immerhin scheint wenigstens die dreiste Forderung nach einer zusätzlichen Belastung der Wirtschaft durch eine „Ausbildungsabgabe“ vom Tisch – hoffentlich für alle Zeiten.
Warum die Wirtschaft nicht aus sich selbst heraus mehr Ausbildungsstellen schafft, ist dem Chronisten schleierhaft: Man wird auch in Zukunft gut ausgebildete Groß- und Einzelhändler, Friseure und Schreiner brauchen – gute Mitarbeiter fallen nicht vom Himmel, man muss sie sich schon heranziehen.
Wenn gar nichts mehr geht bei der schreibenden Zunft, wird auch die Eigenheimzulage wieder entdeckt: Fazit der heutigen Pressebetrachtungen: Sie bleibt so, wie sie ist oder sie ändert sich. Alte Bauernregel.
Auch die Bildung ist wieder im Gespräch: Thema sind die Abschlüsse Bachelor und Master. Urheberin war die Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn, die den nationalen "Bologna-Bericht 2004" vorstellte und sich damit recht zufrieden gab. Sie sagte, Deutschland sei auf dem Weg zum europäischen Hochschulraum sehr weit vorangekommen. Nun gut, vorangekommen. Es wäre besser, wenn wir an der Spitze stünden.
Heute schon wieder in der Presse: das Handy. Die Tarife sollen erheblich billiger werden, dafür soll das Handy möglichst zu realen Kosten erworben werden. Das meint jedenfalls Rene Obermann, der Vorstandsvorsitzende der T-Mobile International anlässlich der Mobilfunkmesse 3GSM in Cannes. Sehr vernünftig: Heute müssen Kunden extrem hohe Telefontarife zahlen, um irgendwelchen Kids die Telefonanschaffung zu subventionieren: in Wahrheit Augenwischerei, denn die Eltern müssen dann umso mehr Gebühren berappen – und der Rest von uns auch.
Etwas vergessen? Außer den Themen, die bereits gestern behandelt wurden, waren noch Gewerbesteuer, Grippe und Chip im Gespräch. Bei der Ersteren wird seit Jahren diskutiert – ohne Erfolg, die Grippe kam, dank Michael Jackson, eher zufällig in die Statistik und der Chip fliegt wie ein bunter Vogel durch die Gegend: immer häufiger auch in Bällen, wie man hört: Dort soll er zur Ortung dienen und den Beweis liefern, dass der Ball die eine oder andere Grenze überschritten hat. Vielleicht könnte man einen solchen Chip auch in Politikergehirne implantieren.
Die Themen:.
Ausbildungsplätze · BIP · Chip · Eigenheimzulage · Gewerbesteuer · Grippe · Handy · Klimaschutz · Kyoto-Protokoll · Missbrauch · Pakt · Studiengebühren · Studiengänge · Treibhausgase · Untersuchungsausschuss · Volmer-Erlass
sehpferd - am Mittwoch, 16. Februar 2005, 19:09 - Rubrik: deutschland im blick
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Die Presse hatte heute kaum Themen, wenn man einmal davon absieht, dass der Bundesaußenminister im Kreuzfeuer steht – warum, begreifen ohnehin nur eingefleischte Zeitungsleser, während die meisten anderen Bürger den Kopf schütteln über die aufgeblasenen Kröten, die jetzt von einigen Wichtigtuern überall herumgezeigt werden.
Seit Fischer ohne Not die Verantwortung für die Vorgänge um die so genannte „Visa-Affäre“ übernommen hat, dreschen halt die üblichen Raubauze auf ihn ein: allen voran der bayrische Ministerpräsident Stoiber. Das Thema wird unter dem Stichwort „Untersuchungsausschuss“ behandelt, weil deren Vorsitzender, Eckart von Klaeden, sich offenbar wichtig gemacht hatte – ebenfalls ohne Not. Man muss schon ein aufrechter Demokrat sein, um Untersuchungsausschüsse zu goutieren: In Wahrheit kommt dabei seit Jahren nichts als Geschrei heraus, und genutzt werden diese Gremien letztendlich dazu, um den dümmlichen Parteienstreit immer wieder an die Öffentlichkeit zu bringen. Über den Streit um die Visa kam denn heute auch der Missbrauch in die Presse.
Warum Grammys vergeben werden? Damit Leute, die ohnehin schon sehr viele CDs verkaufen, noch mehr verkaufen, denke ich. Wer viel hat, der hat nie genug – also müssen die Populisten unter den Populären geehrt werden, nicht die Innovativen – aber das ist schon seit Jahren so.
Nein, es gab nichts zu schreiben. Deswegen wärmte die Presse ein wenig vom Eingemachten auf: Der Stellenabbau bei Firmen, die gut verdienen, wird zwar zu Recht gerügt, aber langsam wird das Thema fad, und man sollte vielleicht einmal anders darüber schreiben: Die Manager, die bei ausgezeichneten Geschäftsergebnissen Menschen entlassen, nur um an der Börse gelobt zu werden, müssen einfach deutlicher als unfähig bezeichnet werden: Doch welcher Journalist traut sich schon, so etwas zu schreiben? Warten wir es ab. Vielleich findet sich jemand.
Noch ein Thema zum Abgähnen: Studiengebühren. Es scheint so langsam die beliebten Bildungsthemen „Pisa“ und „Rechtschreibreform“ abzulösen. Es wird uns wohl noch das ganze Jahr verfolgen, denn zwar ist längst alles gesagt, aber noch nicht von jedem. Auch noch nicht von jedem Journalisten, und falls auch jenen nichts mehr einfällt, kann man ja mal Studenten befragen – notfalls tun es auch Passanten.
Nachzügler gab es vor allem zum Gedenken an die Dresdener Bombennächte und den Neonazis und sonstigen Rechtsextremisten, die massenhaft nach Dresden gekarrt wurden.
Das Wunderwort ist heute „Tickets“. Die Rede ist von der BVG, die jetzt elektronische Tickets einsetzen will. So können denn auch Fahrkarten (denn um solche handelt es sich) mal in die Schlagzeilen kommen.
Vergaß ich etwas? Ja, Zuzahlungen, weil es sich um eine Luftblase meiner Quelle handelt, und ebenso Handy, weil es einem „Haufen Buntes“ entnommen ist, und eine Stichwahl, die nur eine bescheidene Bedeutung hat.
Die Quelle.
Die Stichworte des Tages:
Aufmarsch · Gedenken · Grammy · Handy · Missbrauch · Nationalversammlung · Neonazis · Rakete · Rechtsextremisten · Stellenabbau · Stichwahl · Studiengebühren · Ticket · Untersuchungsausschuss · Zuzahlungen
Seit Fischer ohne Not die Verantwortung für die Vorgänge um die so genannte „Visa-Affäre“ übernommen hat, dreschen halt die üblichen Raubauze auf ihn ein: allen voran der bayrische Ministerpräsident Stoiber. Das Thema wird unter dem Stichwort „Untersuchungsausschuss“ behandelt, weil deren Vorsitzender, Eckart von Klaeden, sich offenbar wichtig gemacht hatte – ebenfalls ohne Not. Man muss schon ein aufrechter Demokrat sein, um Untersuchungsausschüsse zu goutieren: In Wahrheit kommt dabei seit Jahren nichts als Geschrei heraus, und genutzt werden diese Gremien letztendlich dazu, um den dümmlichen Parteienstreit immer wieder an die Öffentlichkeit zu bringen. Über den Streit um die Visa kam denn heute auch der Missbrauch in die Presse.
Warum Grammys vergeben werden? Damit Leute, die ohnehin schon sehr viele CDs verkaufen, noch mehr verkaufen, denke ich. Wer viel hat, der hat nie genug – also müssen die Populisten unter den Populären geehrt werden, nicht die Innovativen – aber das ist schon seit Jahren so.
Nein, es gab nichts zu schreiben. Deswegen wärmte die Presse ein wenig vom Eingemachten auf: Der Stellenabbau bei Firmen, die gut verdienen, wird zwar zu Recht gerügt, aber langsam wird das Thema fad, und man sollte vielleicht einmal anders darüber schreiben: Die Manager, die bei ausgezeichneten Geschäftsergebnissen Menschen entlassen, nur um an der Börse gelobt zu werden, müssen einfach deutlicher als unfähig bezeichnet werden: Doch welcher Journalist traut sich schon, so etwas zu schreiben? Warten wir es ab. Vielleich findet sich jemand.
Noch ein Thema zum Abgähnen: Studiengebühren. Es scheint so langsam die beliebten Bildungsthemen „Pisa“ und „Rechtschreibreform“ abzulösen. Es wird uns wohl noch das ganze Jahr verfolgen, denn zwar ist längst alles gesagt, aber noch nicht von jedem. Auch noch nicht von jedem Journalisten, und falls auch jenen nichts mehr einfällt, kann man ja mal Studenten befragen – notfalls tun es auch Passanten.
Nachzügler gab es vor allem zum Gedenken an die Dresdener Bombennächte und den Neonazis und sonstigen Rechtsextremisten, die massenhaft nach Dresden gekarrt wurden.
Das Wunderwort ist heute „Tickets“. Die Rede ist von der BVG, die jetzt elektronische Tickets einsetzen will. So können denn auch Fahrkarten (denn um solche handelt es sich) mal in die Schlagzeilen kommen.
Vergaß ich etwas? Ja, Zuzahlungen, weil es sich um eine Luftblase meiner Quelle handelt, und ebenso Handy, weil es einem „Haufen Buntes“ entnommen ist, und eine Stichwahl, die nur eine bescheidene Bedeutung hat.
Die Quelle.
Die Stichworte des Tages:
Aufmarsch · Gedenken · Grammy · Handy · Missbrauch · Nationalversammlung · Neonazis · Rakete · Rechtsextremisten · Stellenabbau · Stichwahl · Studiengebühren · Ticket · Untersuchungsausschuss · Zuzahlungen
sehpferd - am Dienstag, 15. Februar 2005, 19:40 - Rubrik: deutschland im blick
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Die Presse widmet heute verständlicherweise dem Aufmarsch der Rechtextremisten in Dresden viel Aufmerksamkeit. Doch man kann eine Lehre daraus ziehen: Auf 5000 bundesweit angereiste Neonazis kamen 50.000 Dresdener Bürger, den ein Zeichen setzten, und zwar dies: „die Stadt hat Nazis satt“ – es war deutlich sichtbar, und bestand aus hunderten von Kerzen. Die Deutschen verstanden den Jahrestag der Zerstörung Dresdens durchaus richtig: sie riefen zur Versöhnung auf, und als Symbol dafür wird die Frauenkirche genannt, die auch mit dem Geld der ehemaligen Feinde wiederaufgebaut wurde.
Zum Pressethema wurden auch Leichen: Dabei geht es auch einmal wieder um Gunther von Hagens, dessen Leichenjahrmarktsschau schon lange die Gemüter erregt. Mit Recht, denn die Leichen werden für eine pseudointellektuelle Schickeria präpariert, die mit ekelhafter Sensationslust ansieht, was auf den Friedhof gehört und nicht in die Kunstgalerie. Zitat: „Die Angestellten seiner Firma im chinesischen Dalian zerlegen Leichen im Akkord, um den Bedarf der 'Körperwelten' zu decken". Freilich erschien das Stichwort „Leichen“ auch noch in Verbindung mit dem Irak und der Flutkatastrophe.
Erfolgsmeldungen machen selten Schlagzeilen, diese aber schon: Die Ariane 5 hat zwei neue Satelliten ins All gebracht und stärkt damit Europas Wettbewerbskraft gegenüber den konkurrierenden Amerikanern. Nicht ganz so toll sieht es mit dem Smart aus, der heute ebenfalls falls häufig erwähnt wurde: er macht Verlust, doch das macht nichts, denn angeblich hat er eine „starke Substanz“. Nun ja, wenn schon Straßenhüpfer eine „starke Substanz“ haben, was mag dann erst mit Werther sein? Um den kümmert sich, klar der Kulturteil der Zeitungen: „Werther hat sich umgebracht, Goethe nicht.“ Ach,, wie sinnig.
Auch ziemlich überflüssig: Die "Globale Sex-Studie 2004“. Sie stellt unter anderem fest, dass immer mehr Menschen ihr Glück darin finden, gar keinen Sex zu haben. – wie schade. Da auch die Berlinale unter dem Motto „Sex“ steht und Kinseys Forschungsergebnisse auch gerade mal wieder diskutiert werden, schaffte es der Sex also heute in die Schlagzeilen.
Rechtzeitig zum Valentinstag entdeckte die Presse das Stichwort Schokolade und die ihr innewohnenden Aufmunterungskräfte. Fazit: Je mehr Kakao, umso besser. Der Artikel ist freilich noch wichtiger als das ganze Brimborium um einen so genannten „Song Contest“, Was immer das sein mag – ab in die Tonne.
Vergaß ich etwas? Oh ja, den Sport: durch ihn wurde das Schlagwort „Beste“ zum Renner. Aber das ist wahrscheinlich jeden Montag so.
Die Quelle, wie jeden Tag: Wortschatz.
Zum Pressethema wurden auch Leichen: Dabei geht es auch einmal wieder um Gunther von Hagens, dessen Leichenjahrmarktsschau schon lange die Gemüter erregt. Mit Recht, denn die Leichen werden für eine pseudointellektuelle Schickeria präpariert, die mit ekelhafter Sensationslust ansieht, was auf den Friedhof gehört und nicht in die Kunstgalerie. Zitat: „Die Angestellten seiner Firma im chinesischen Dalian zerlegen Leichen im Akkord, um den Bedarf der 'Körperwelten' zu decken". Freilich erschien das Stichwort „Leichen“ auch noch in Verbindung mit dem Irak und der Flutkatastrophe.
Erfolgsmeldungen machen selten Schlagzeilen, diese aber schon: Die Ariane 5 hat zwei neue Satelliten ins All gebracht und stärkt damit Europas Wettbewerbskraft gegenüber den konkurrierenden Amerikanern. Nicht ganz so toll sieht es mit dem Smart aus, der heute ebenfalls falls häufig erwähnt wurde: er macht Verlust, doch das macht nichts, denn angeblich hat er eine „starke Substanz“. Nun ja, wenn schon Straßenhüpfer eine „starke Substanz“ haben, was mag dann erst mit Werther sein? Um den kümmert sich, klar der Kulturteil der Zeitungen: „Werther hat sich umgebracht, Goethe nicht.“ Ach,, wie sinnig.
Auch ziemlich überflüssig: Die "Globale Sex-Studie 2004“. Sie stellt unter anderem fest, dass immer mehr Menschen ihr Glück darin finden, gar keinen Sex zu haben. – wie schade. Da auch die Berlinale unter dem Motto „Sex“ steht und Kinseys Forschungsergebnisse auch gerade mal wieder diskutiert werden, schaffte es der Sex also heute in die Schlagzeilen.
Rechtzeitig zum Valentinstag entdeckte die Presse das Stichwort Schokolade und die ihr innewohnenden Aufmunterungskräfte. Fazit: Je mehr Kakao, umso besser. Der Artikel ist freilich noch wichtiger als das ganze Brimborium um einen so genannten „Song Contest“, Was immer das sein mag – ab in die Tonne.
Vergaß ich etwas? Oh ja, den Sport: durch ihn wurde das Schlagwort „Beste“ zum Renner. Aber das ist wahrscheinlich jeden Montag so.
Die Quelle, wie jeden Tag: Wortschatz.
sehpferd - am Montag, 14. Februar 2005, 09:07 - Rubrik: deutschland im blick
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen