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In der Diskussion um Blogs glaube ich nicht nur den längeren Atem zu haben, sondern auch die sorgfältigeren Recherchen – und den bei weitem besseren Riecher, denn diese These stimmt: Blogs werden mehr und mehr kommerziell genutzt, weil sie einfach und effektiv handhaben sind - und damit steigt auch ihr Wert. Dabei dürfte den Unternehmen, die jetzt Blogs verwenden, das ganze Gerede um „Bloggosphären“ piepschnurzegal sein.

Letztendlich läuft es auf die bekannte Auto-Diskussion hinaus: Ein Freak kauft sich ein Auto, das er sich nicht leisten kann und das er auch eigentlich nicht braucht, um Leuten zu imponieren, die er nicht mag, und schwätzt nächtelang in der Bar über die Vorzüge seines Modells. Ein Geschäftsmann kauft sich ein Auto, das er sich leisten kann, um mit seiner Hilfe den Erfolg seines Geschäfts noch zu vermehren und redet nie über das Auto. Es muss ja nur fahren.

Wie sagte ich doch?

„Leider sind beide bislang genannten Gruppen nicht besonders klug, denn die Möglichkeiten des World Wide Web lassen sich am besten kommerziell nutzen: zur Repräsentation des Unternehmens unter verschiedenen Gesichtspunkten, zur Verbreitung von Neuigkeiten, als Pressezimmer und möglicherweise sogar als Empfangsraum zur Weiterleitung an andere Webseiten. Denn ein Weblog ist nichts anderes als ein Medium, mit dem sich Tagesereignisse unkompliziert verbreiten lassen. Kein Wunder, dass in Amerika gerade Meinungsbildung im Wahlkampf über Weblogs gemacht wird - mit großem Erfolg, wie es scheint.“

Zitat aus meiner Webseite Lechzen.de.

Aber man muss nicht bei mir nachlesen. Vielleicht scheint Ihnen diese Quelle verlässlicher: Knallgrau.

Ein Blog ist sehr praktisch: Man kann schreiben, ohne sich um Technik, Verwaltung oder den intern verwendeten Code zu kümmern. Das Medium ist nicht die Botschaft. Die Botschaft ist die Botschaft, das Medium spielt fast keine Rolle.

Die virtuellen sozialen Phänomene, die dabei scheinbar entstehen werden mit der Zeit verschwinden, weil sie letztlich keinerlei Synergie erzeugen. Stattdessen werden professionell und kommerziell genutzte Blogs in den Vordergrund treten.

Das ist freilich nur eine Hypothese. Aber eine, auf die ich mich festnageln lasse.

Die Diskussion um Weblogs geht weiter -diesmal bei den Twodays, sommerlich fröhlich, aber dennoch heftig. Zitat vom Zitat: „Manchmal kommt man sich wie eine Nutte vor, wenn man seine Privatheiten im Weblog verramscht“. Wie eine Nutte? Wundert mich aber, Malorama: Nutten tun es nie umsonst und meist nicht vergeblich, während es Blogger immer umsonst machen und in der Regel vergeblich.

Ansonsten hat die Diskussion den Stellenwert gegenwärtiger Biergarten-Gespräche – um sich richtig zu streiten, ist es viel, viel zu heiß.

Die Achterbahn wird in Zukunft nicht mehr kopfüber ins Tal der Träume reisen: Chocolat hat den Gedanken aufgegeben, die Schokoladenfabrik (mütterlicherseits vordisponiert) zu übernehmen oder aber das Gauklerleben auf Jahrmärkten (väterlicherseits vordisponiert) neu zu beginnen, und so macht sie den vorläufig in Sommer. Lili Tapi hingegen wird Reisejournalistin – da dürfen wir hoffen, noch etwas von ihr zu hören.

Im Heise Online Forum gibt es eine heftige Diskussion zwischen den Webpuristen und den Bloggern.:

Kommentar eines Webpuristen:

Die Weblog-"Revolution" kam imo damit, dass jeder Idiot über Dienste das machen konnte. Daher vielleicht auch der vielfach schlechte Ruf: Außer ein paar Leuten, die wirklich Interessantes zu sagen haben und ohne MT und wie sie alle heißen nicht im Netz zu lesen wären, sind die meisten eben Selbstdarsteller ohne was zu sagen. Dann lesen sich die Blogger (was ein Unwort) gegenseitig und linken aufeinander und posten sich gegenseitig in die Eintrags-Foren. Kein Wunder, dass es langsam nervt - bei der Masse. Von der Google-Verschmutzung ganz zu schweigen.“

Es wäre leichter, dem zu widersprechen, wenn darin nicht ein Fünkchen Wahrheit liegen würde.

Jimmi sagt es endlich mal klipp und klar, was Blogger erstens nicht tun und was sie zweitens tun sollten: Erstens, nicht nur für andere Blogger schreiben – und vor allem nicht nur für die eigene so genannte „Community“, sondern für die Welt da draußen.

Zitat:

Ich wünschte mir mehr Weblogs, die vergessen, dass sie Weblogs sind

Fragt sich nur, wie Weblogs vergessen können. Aber vielleicht hat die Magie uns alle schon so durchdrungen, dass wir sogar glauben, unsere Logs könnten von sich aus denken.

Die Frage, was Bloggen politisch bewirkt - zumindest in den vereinigten Staaten von Nordamerika – untersucht die „Süddeutsche Zeitung“. Sie zitiert:

„Überhaupt seien sie eigentlich nur Nachfolger jener zornigen jungen Männer, die im England und Amerika des 18. und 19. Jahrhunderts mit Pamphleten, mit Streitschriften auf teilweise recht rüde Art ihre Gegner in Politik und Kultur zu vernichten suchten.“

Indessen weiß die Süddeutsche aber auch, dass es noch einen Platz für den altgedienten Journalismus gibt: Fakt und Meinung würden hier besser getrennt. Was sind denn nun diese Blogger? Eine fünfte Gewalt, wie die „Süddeutsche“ schreibt, oder die „Fünfte Kolonne“, wie es mir manchmal scheint.

Lassen Sie mich also Fakt und Meinung voneinander trennen, liebe Leser: Ja, ich fühle mich von der allseits verhöhnten konservativen Presse besser informiert als durch die deutschen und österreichischen Blogs. Politisch kann man in Deutschland und Österreich blind in die Lostrommel der Blogger greifen und fast sicher sein, eine Niete zu erwischen - bei der Tageszeitung ist dies ungleich schwieriger.

Die Bloggerin Catastrophe Chocolat hat es versucht, doch offenbar war sie so erfolgreich dabei, dass man sie aus dem Schaufenster hinaustragen musste. Doch sie hat eine brillante Idee zur Eindämmung der Arbeitslosigkeit, die ich hier gerne interpretiere:

Schaufensterpuppen sind strohdumm, gucken den ganzen Tag in dieselbe Richtung und haben eine ungesunde Hautfarbe.

Wobei mir das Sommerloch einfällt: Ich, Sehpferd, schlage vor, ein neues Gesetz zu erlassen, wonach alle Schaufensterpuppen durch lebende Modelle ersetzt werden müssen. Man denke an die Arbeitsplätze! Da man ja in dieser Tränenrepublik nachts und an Wochenenden nicht Shoppen darf und Verkäuferinnen deswegen zu diesen Zeiten nichts verdienen können, können sie nun Nacht für Nacht durch die Schaufensterscheibe glotzen! Von der anderen Seite, versteht sich.

Ich muss sofort um einen Termin beim Wirtschaftsminister nachsuchen ... und dann gründe ich mithilfe des Arbeitsamtes eine Schaufensterpuppenschule und werde ein reicher Mann.

Falls es irgend jemand noch nicht gelesen haben sollte: An diesen Weblogs wird verdient, und zwar nicht schlecht.

Zitat: "Bei der Wiener New Media- Agentur Knallgrau sind Weblogs und weblogbasierte Anwendungen ein zentrales Geschäftsfeld geworden ... nach etwa 1,5 Jahren Aufbauarbeit nähmen Weblogs heuer schon einen zweistelligen Prozent-Anteil am Geschäft ein".

Mehr bei Medianet.at.

Wenn wir über die blogsphäre diskutieren, dann reden wir meist nur von ein paar Dutzend Leuten, die verlinkt werden, blog-Bücher schreiben, in den Medien ab und zu auftauchen, zu blogger-Treffs gehen oder anders sich wichtig machen. 95% der blogwelt liegt im dunkeln. „ (via Blogmuell, via Jimmiz).

Normalerweise zitiere ich nicht einfach, sondern schreibe selbst, was ich denke. In diesem Fall sage ich: Dem ist wahrlich nichts hinzuzufügen. Außer, dass es mehr als 95 Prozent sind.

Wer über sich selbst lachen kann, lese bitte hier: Ein Spiegel für Bloggerinnen und Blogger.

 

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