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Ja, freilich hat „Don Alphonso“ etwas geschrieben, das wie ein Buch aussieht, und ja, selbstverständlich muss man für dieses Erzeugnis Werbung machen, auch wenn es schon hoffnungslos veraltet war, als es erschien. Und deshalb: das alte Kleppergaulthema „Blogs: Konkurrenz für etablierte Medien“ nochmals auf die Bühne zu hieven – dazu gehört schon eine Menge Chuzpe, wenn ich mal so sagen darf.

Blogger gelten (warum auch immer) als die Verkörperung des schillerschen Menschen: Edel, hilfreich und gut sollen sie sein, nichts als ihre Überzeugung vertreten sollen sie, und kein Windstoß soll sie von dieser ihrer edlen Meinung abbringen.

Was läge da näher, als, sagen wir, über Blogger edle Gesichtscremes, Tomatenpflanzen oder Kondome zu verkaufen? Mit dem ehrlichen Bloggerinnen- oder Bloggergesicht müsste es doch ein Leichtes sein, so etwas zu tun?

Zitat: „Mit Hilfe neuer Technologien und modifizierter Vertragsbedingungen können Marketingexperten schnell von Blog zu Blog wechseln, um die Aufmerksamkeit der Kunden immer aufs Neue zu erhaschen“.

Nein, ich weiß, niemand bloggt wegen des schnöden Mammons, es sei denn, Leute in der Sexbranche – bis heute. Wer sagt, dass sich dies nicht ändern könnte? Heute ist man aus Überzeugung für Open-Source und gegen Microsoft und lässt keinen Tag vergehen, an dem nicht wieder so ein „wichtiger“ Beitrag erscheint – warum soll man nicht morgen für – na sagen wir, für kubanischen Rum und gegen den Rum der französischen Antillen sein?

Ich verweise mal auf diesen Artikel, bei dem man freilich ganz schön zwischen den Zeilen lesen muss, wenn man ihn verstehen will.

Im Streit zwischen drei Bloggern und dem Computerherstellers Apple geht es nicht nur heiß zu, sondern auch die Tatsachen werden nach Belieben verdreht. So weisen zahlreiche Presserzeugnisse darauf hin, ein Gericht in Kalifornien habe einen Unterschied zwischen Bloggern und professionellen Journalisten gemacht, als es entschied, dass Apple ein Recht darauf habe, nachzuforschen, wer die Firmengeheimnisse an die Öffentlichkeit gebracht habe.

Doch dem Gericht ging es um etwas anderes: Die Veröffentlichung von Firmengeheimnissen, so das Gericht, käme vielmehr einem Diebstahl gleich, und der Schutz von Unternehmensinformationen sei „durch kalifornisches Recht und andere Gerichtsurteile längst bestätigt“.

Wobei dies mal klar wäre: Wer Firmengeheimnisse der Konkurrenz zuspielt, ist ein ganz gewöhnlicher Verbrecher. Die Methode freilich, dies über ein Blog zu tun, ist neu – und nach wie vor ergibt sich die Frage: Wie sollen Blogger, also blutige Laien im Presserecht, eigentlich erkennen, welche Informationen ihnen die Firmen als „geheim“ zuspielen, damit sie veröffentlich werden und welche Informationen Insider-Verbrecher dazu benutzen, um sie just auf diesem Weg an die Konkurrenz zu liefern und so den Geschäftserfolg zu verhindern?

Meine Generation hat noch gelernt, dass Frauen zumeist empfindsame Wesen sind, die erst nach und nach durch Zärtlichkeit und Verständnis zu dem zu bewegen sind, was man damals „Unzucht“ nannte, und die man tunlichst vor der nämlichen Unzucht ehelichen sollte. Damals galt auch, dass ihr Geist reiner, ihre Gefühle aufrichtiger und ihr Verhalten züchtiger wäre als das der Männer.

Inzwischen gingen die 60er Jahre ins Land, an deren Ende der Aufstand der Jugend mit Getöse stand, dann die 70er, die ganz im Geist des weiblichen Aufbruchs erblühten, dann die 80er, in denen Frauen, vor allem solche jenseits der 30, zu erotisch sehr aktiven Partnerinnen entwickelten. Betrachtet man die heutige Zeit, so genießen Frauen nicht nur vollständige sexuelle Freizügigkeit, sondern nehmen sich selbstverständlich auch das Recht, von der Gejagten zur Jägerin zu werden.

So weit, so gut. Doch inzwischen scheinen die Frauen staunend vor der eigenen Entwicklung zu stehen. Zwar wissen einzelne Frauen, wie andere einzelne Frauen denken, aber neu und teilweise verblüffend scheint zu sein, dass es so viele sind, die ähnlich denken – so vor allem erkläre ich mir den außergewöhnlichen Erfolg, den Frauen bei Frauen mit Erotikblogs, in denen eine ehrliche, sehr direkte Sprache verwendet wird.

Doch immer noch werden Frauen als zerbrechliche Wesen bezeichnet, nur wird die Schwelle nun in die Jugend verlegt. Wann weiß eine Frau, wie sie mit Körper, Geist und Seele umgehen soll? Ist sie erst mit über dreißig reif genug oder schon mit achtzehn Jahren? Was ist mit jungen Frauen unter achtzehn Jahren?

Die Frage ist heikel – sie kann aus der Sicht der Ärzte, des Psychotherapeuten, der Müttergeneration oder auch einfach des Rechts durchaus unterschiedlich beurteilt werden. Doch eines ist sicher: Frauen – auch junge Frauen unter 18, treten heute sehr selbstbewusst auf. Das Web, insbesondere aber Blogs, die es mit dem Impressum von jeher nicht so genau nehmen, sind ein Ort der Versuchung – und damit auch ein Markt, auf dem neben honorigen Leuten auch allerlei fragwürdige Gestalten aufeinander treffen. Es ist an der Zeit, den Blogs einmal das duftige Edelmäntelchen herunterzuziehen: Sie eignen sich für Automobilwerbung ebenso wie zum Anpreisen von Liebesdiensten.

Weitere Fragen tauchen auf, je tiefer man in die Materie eindringt. Flirtseiten, Chats, Foren, private Homepages, Blogs – überall können Spielwiesen entstehen, die höchst bedenklich sind. Wir können nicht länger davon ausgehen, dass Frauen, und auch eben solche unter 18 „im Geist reiner, in den Gefühle aufrichtiger und im Verhalten züchtiger“ sind. Sie könnten bereits massive Geschäftsinteressen haben (wie in Japan nicht unüblich) – aber auch durchaus bereits kriminelle Energien entwickelt haben, zumal, wenn sie – wie viele Webquellen vermuten lassen – in Wahrheit weit nicht nur über 18, sondern auch noch männlichen Geschlechts sind. Auch hier lässt Japan grüßen: Dort werden die erotischen Emails an junge Männer seit Jahren von bezahlten männlichen Schriftstellern verfasst.

Damit eines klar ist: Ich behaupte nicht, dass dies in deutschen oder österreichischen Blogs passiert, die sie oder ich kennen. Aber ich gebe zu bedenken, dass hinter der Email-Adresse eines betont jungen, erotisch aggressiven Mädchens, das betont, unter 18 zu sein, auch Menschen und Institutionen stecken könnten, die Liebesfallen aufgestellt haben und nur darauf warten, dass irgendein liebestoller Idiot in sie hineintappt.

Ich hätte es nicht gewusst, obgleich sich ein Teil meines Privatlebens früher einmal erheblich in der Region abgespielt hat: die Schwäbische Zeitung bloggt. Und ihr Baby, eben das Blog, feierte heute seinen ersten Geblogstag. Happy Blogsday, Blogszon.

Ich muss gestehen, es beim Schockwellenreiter gelesen zu haben.

Bei Loic Le Meur war es wohl zuerst zu lesen – T-Online, Deutschlands Internet-Provider Nummer 1, bietet seinen Kunden nun auch Blogs an. Der Vertragspartner ist nach diesen Angaben Typepad, und man hat vergleichsweise moderate Tarife: Die Basisanwendung kostet 2,95 EUR pro Monat, das Angebot Weblog Plus geht für 6,95 Euro pro Monat über den Ladentisch. Voraussetzung ist freilich, T-Online-Kunde zu sein. Ob es sich lohnt, mag jeder selbst entscheiden. Bislang war nicht zu erfahren, ob man von einem T-Online-Typepad-Account zu einem normalen Account bei Typepad wechseln kann.

Preisangaben ohne jegliche Gewähr. Quelle der Preise: T-Online.de

Natürlich weiß auch ich nicht, wie man Blogs, Weblogs oder Webtagebücher einmal bezeichnen wird, wenn die Popularität des Mediums einmal gesunken ist, aber gegenwärtig steht „Blog“ einfach für alles, was man schreiben kann – und dazu gehört, in der Tat, auch ein gewisser Nachrichtenaustausch.

Ich habe ihn etwas ungläubig und Augen reibend zum ersten Mal bei „Miss Understood“ erlebt – da folgt Kommentar auf Kommentar, ohne dass eigentlich etwas gesagt wird, sozusagen Smalltalk elektronisch. Erst später erfuhr ich, dass Blogs angeblich soziale Netze spannen, die ungeahnte Perspektiven der Kommunikation eröffnen.

Doch es gehr natürlich auch noch einfacher: Eine Frage aufwerfen, die es eigentlich schon gar nicht mehr wert ist, gestellt zu werden und zu warten, bis einem die Fliegen auf den Leim gehen - oder die Männer ins Blog einfallen. Das liest sich dann so: „ Rasiert oder nicht rasiert: Männer - was gefällt euch den zwischen den Beinen einer Frau besser?“. Nun, da ich Frauen eigentlich immer in die Augen sehe (ich gehe aufrecht) mache ich mir nicht so schrecklich viel Gedanken darüber – aber ich mache mir doch erneut Gedanken über „soziale Netze“ und dieses andere Unwort: „kommunikative Infrastrukturen“.

Ich sage es mal ziemlich nüchtern: Solche Blogs sind nichts anderes als die Fortsetzung der effektheischenden Sexforen – nur mit anderen Mitteln. Der einzige Unterschied: Dort werden von so genannten „Neumitgliedern“ oder „Anonymen“ Pseudothemen „gepostet“, über die dann bald eine Gruppe von Mitgliedern herfällt und sie kommentiert, während hier Pseudothemen aufgegriffen werden, um möglichst viele Zugriffe auf die Seite zu bekommen.

Ich denke, Blogs wie Foren dieser Art sind eigentlich ein Ärgernis. Wer wirkliche Fragen hat, ist anderwärts besser aufgehoben, und wer sich über die Antworten seiner Mitmenschen erregen oder amüsieren will, ist bei den einschlägigen Sexforen richtig, und deswegen schreibe ich heute, was mir schon lange auf der Zunge brennt: Foren sind Foren und Blogs sind Blogs. Wer sein Blog zum Forum macht, riskiert auch, dass die Dummschwätzer sich breit machen.

Gut geschriebene Weblogs faszinieren mich auch dann, wenn man in ihnen nur den Windhauch des Tages erkennen kann. Die Wirklichkeit, selbst wenn sie noch so trivial ist, kann eben durch eine interessante Erzählweise zum Lesefutter werden.

Einmal entspannen – einmal Lächeln. In diesem Beitrag geht es um die bekannte Stutenbissigkeit. Es steht zwar nach meinem Kenntnisstand nicht in den Zehn Geboten, aber mindestens in Frauenhirnen fest gebrannt: „Frauen die schöner sind als man selbst, dürfen nicht kritisiert werden“.

Gab es da noch ein Gebot? „Blogerinnen, die populärer sind als man selbst, dürfen nicht kritisiert werden?“

Die Frankfurter Rundschau will offenbar demnächst mehr über Blogs schreiben und schnappte sich dazu einen bloggenden Journalisten: Mario Sixtus. Ich stimme mit diesen Leuten überein, dass die Kolumne damit in „guten Händen“ ist. Und Sehpferd stimmt auch Mario Sixtus zu.

Bei so viel Zustimmung: ob es auf Dauer Themen aus der deutschen Bloggeritis gibt, die tatsächlich so interessant sind, dass FR-Leser sie goutieren? Wir werden sehen. Vorläufig wird zu meinem Leidwesen Herr Roell zitiert, der alles etwas falscher sieht als alle anderen: „Blogs sind kein ,alternatives Medium'. Blogs sind keine ,Publikationsplattform'. Blogs sind kommunikative Infrastruktur." Und mal eine bescheide Rückfrage an Mario Sixtus: Ich bin ein eifriger Verfechter einer Sprache, die der Leser auch verstehen kann. Selbst wenn Herr Roell dies so gesagt hat wäre es doch sehr interessant gewesen, einmal zu erfahren, was denn „kommunikative Infrastrukturen“ sind. Ja, ich weiß, manche schreiben auch etwas von „parkenden Autos“.

CeBIT und Journalismus – da könnte man doch … richtig, da könnte man ein Blog eröffnen. Ein Berichterstatter tat es, doch bislang flossen die Informationen langsamer als der Champagner. Inzwischen wissen wir aber, dass es Hannover kalt ist. Wer Frühlingsgefühle hat, kann sich die Putz- und Hostessenkolonnen vom Vorjahr ansehen. Große Unterschiede zwischen beiden Gruppen sind nicht erkennbar – oder gab es gar keine Putzkolonnen?

 

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