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Was machen sie eigentlich, wenn ihr Blog nicht so richtig läuft? Nun, sie können ein paar Computerkids dransetzen, um ihre Artikel aufzurufen, sie können es mit so genanntem „Sex-Content“ versuchen (zum Beispiel: „Wie kommt das Sperma auf die Handy-Tastatur?“) oder sie können ein paar Kollegen veranlassen, auch Blogs anzulegen und dann zu ihnen zu verlinken.

Allerdings brachte mich dieser Artikel noch auf eine andere Idee: Sagen sie doch einfach, dass ihre „gefühlten Besucherzahlen“ bei weitem höher wären als die tatsächlichen, denn sehen sie: die überaus wertvollen gefühlten Zugriffszahlen zu den Inhalten, die auf ihren Seiten stehen, sind doch viel mehr wert als die nüchternen Zugriffszahlen, die auf die trickreichen Blogger im Nebenhaus verweisen: die schlagen schließlich nur Schaum auf und denken, was Großes geschaffen zu haben. Nächste Runde: Gefühlte Besucherzahlen gegen schaumgeschlagene Besucherzahlen.

Frau Freilich hat festgestellt, dass die Anzahl der Blogs im deutschsprachigen Raum steigt, und sie will auch festgestellt haben, dass „mit der steigenden Anzahl an Blogs der Content gegenproportional … abfällt“.

Dem kann ich nur zustimmen – wobei ich doch gerne anmerken würde: mit der steigenden Anzahl der Blogs wächst keinesfalls auch die Vielfalt oder die Qualität, denn „Content“ ist ein Unwort – es kann für jeden beliebigen Inhalt stehen.

Ein bisschen gewundert habe ich mich auch über die „Sexblog-Flut“. Ich habe keine derartige Flut gesehen, nicht einmal in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, aber schon gar nicht im deutschsprachigen Raum – aber das Wort „Flut“ macht sich natürlich rhetorisch sehr gut … da denkt man schnell an die Flucht, bevor man im Wasser ersäuft.

Im Übrigen gäbe es ein gutes Mittel gegen die „unsexy“ Weblogs, nämlich sexy Weblogs von Frauen für Frauen und vereinzelte Männer. Aber meckern ist natürlich einfacher als machen: Auch so ein Sache, die typisch für Blogs ist, und manchmal gar für mein Blog. Ich verspreche: das ändert sich bald.

Sie wollen ein Blog-Buch kaufen? Ja, das können sie natürlich, nur werden sie bald merken, dass sie von ganz wenig bis zu gar nichts davon haben. Denn was sie eigentlich tun müssen, um ein erfolgreiches Blog zu führen, wird in den meisten Publikationen nur sehr dürftig angerissen – und meist noch mit Beispielen, die vom Zeitgeschehen sehr schnell eingeholt werden.

Hinzu kommt, dass die meisten Bücher die Frage des Bloggergretchens nicht stellen: „Sag, mein Freund, wie hältst du es mit deinen Zielen?“ Die bei sonstigen Projekten üblichen Grundfragen entfallen nur allzu oft: Wo, wann wie und mit welchem Ziel willst du eigentlich bloggen?

Wer sich nicht klar ist, ob ein Buch dazu nützlich ist, kann es sich jetzt leicht machen und „Das Blog Buch“ von Dirk Olbertz einfach herunterladen.

Das Buch ist keine Offenbarung, aber auch nicht einfach nur vollbedrucktes Papier. Es enthält ein paar grundlegende Hinweise, wie man ein Blog anlegt, führt und erfolgreich macht und gibt dem Anwender gerade so viel Startinformationen, dass er selber weitermachen kann, ohne sofort wieder auf die Nase zu fallen.

Das sollte, so denke ich, eigentlich genügen.

Der Tag beginnt bei mir heute mit Blogywood. Er ist so eine Art „ich schreibe alles, solange ich es nicht selbst schreiben muss“-Blogger, aber er ist repräsentativ für einen großen Teil der amerikanischen Bloggerszenerie: Alles, was effektheischend und belanglos ist, kommt bei ihnen zu neuen Ehren. Ein paar Sätze, flapsig hingeschrieben, oft nur ein einziger Satz – dann der Link. Ich gestehe, dass auch ein Teil meiner Leser das belanglose Zeug will, und so gucke ich halt öfter mal nach bei Blogywood.

Dort kann man dann abgeschriebene Texte lesen, so wie diesen:

„Distracted by billboards? Offended by their sexist, ageist content? Want to drive safely, with your attention not being diverted by catchy images and slogans? As a tourist, would you like to observe historical monuments and beautiful views, rather than companies logos overlapping them? Not happy with commercialization, visual pollution of public spaces?” (SeeFree® Visual Spam Blocking System™, die auch das Copyright am kursiven Text haben).

Nun, es folgt ein Produkt, für das auf diese weise Gratiswerbung betrieben wird, und die nicht nur bei Blogywood, sondern in dutzenden anderer amerikanischer Blogs – und glauben sie nicht, dass dieses Produkt dort etwa ernsthaft diskutiert oder möglicherweise gar in Frage gestellt wird – nein, es wird dafür geworben, was das Zeug hält. Offenbar betrachten es viele namhafte Blogger als ihre Aufgabe, ständig kritiklos für Technikprodukte zu werben – auch deutsche Blogger machen da keine Ausnahme.

Da die elektronische Brille (denn um eine solche handelt es sich) angeblich „visual Spam“ filtert, nützt den Bloggern natürlich auch noch dies – „Spam“ wird immer wieder als Suchwort verwendet. Wie die Brille freilich Werbung von großflächigen Verkehrszeichen trennt, wird in der Werbung nicht gesagt.

Zunächst muss ich sagen: Ich wurde mit der Nase darauf gestoßen. Erst wollte ich nicht mal darüber schreiben, weil die Stuten-, und Hengstkämpfe, die regelmäßig in Weblogs ausgetragen werden, mich erstens langweilen und ich zweitens verhindern will, dass sie auf meine Seite überschwappen.

Der ursprüngliche Autor hatte wohl etwas anderes im Sinn, als er eine Rede von Willy Brandt einer von Horst Köhler gegenüberstellte, was beiden gegenüber nicht fair ist. Aber wer erwartet schon Fairness von Blogs? Sie etwa?

Doch dann passierte das, was ich an Blogs so hasse: Irgendjemand spring herein, dreht den Spieß für seine Zwecke um und salbadert auf Teufel komm heraus über sein Lieblingsthema. Diesmal handelt es sich um eine Dame, die uns vehement klar zu machen versucht, dass Willy Brandts Leben nun mal völlig neu gesehen werden müsste – durch die Brille der Feministin.

Das Problem ist, dass Leute auf solche Manipulationen hereinfallen. Nachdem ein bisschen Brandt nicht ausreichte, wurde ein bisschen Rodin nachgereicht, und als dies auch noch nicht funktionierte, ein bisschen Gretchen Dutschke und schließlich endet alles darin, dass die Tischplatte durch die Frauenfaust wackelt und man an der Fleischtheke von Supermärkten irgendwas ausprobieren kann, was mit Massekälbern zu tun hat.

Was wurde am Ende gewonnen? Gar nichts. Brandt blieb Brandt und Köhler blieb Köhler. Eine Dame hat einen Haufen Dampf abgelassen zu einem Thema, das (nicht nur) dort äußerst unpassend war. Schließlich der überwiegend vergebliche Versuch des Bloggers W.v.S., dagegen zu halten. Vergeblich, weil es mindestens für Männer aussichtslos ist, sich mit plakativ agrumentierenden Feministinnen zu streiten, zumal die Bloggerin, wenn es denn hart auf hart geht, sofort ins nächste rhetorische Mauseloch schlüpft.

Was bleibt? Ein angeblich verwirrter W.v.S., den die Auseinandersetzung sichtlich beeindruckte und der am Ende sogar seine Leser fragte, ob er sexistisch oder frauenfeindlich wäre.

Falls sie gerne wissen möchten, was ich dazu zu sagen habe: Seien sie, liebe Mitmenschen, ob sie nun Frauen oder Männer sind, einfach immer authentisch, in vulgo „so, wie sie eben sind“. Sonst noch etwas? Ja. Lassen sie bitte die Toten ruhen. Sie können sich nicht mehr wehren. Willy Brandt nicht, Rudi Dutschke nicht und Rodin erst recht nicht.

Ach ja: Sollten sie sich nun für die Bloggerin interessieren, die sich so wirksam ins Bild gebracht hat: Hier ihr Blog auf Twoday und dort ihrer auf 20six.

Möglicherweise sind die meisten Amerikaner Kunstbanausen, aber ein gewisser Renee vom „Live Journal Abuse Team“ ist es bestimmt. Er sandte ein Email an die Betreiberin des populären LifeJournals „Pussy Talk“:

Dear LiveJournal user nicebluejournal,

We regret to inform you that your default user icon (icon) is presently in violation of the LiveJournal Terms of Service. While we should make clear that the actual content is not in violation, its use as a default image is. Default images can be viewed in many places around the LiveJournal site, and as such, we require that nothing potentially objectionable be placed in them. Icons containing nudity may be used only in communities where the members will not find them objectionable, or in your personal journal …”.


In der Essenz geht es darum, dass die Verwendung eines Nacktbildes als Icon die Geschäftsbedingungen von LifeJournal verletzt. Der Mailschreiber versucht klar zu machen, dass erotische Inhalte in einem Weblog keine Verletzung solcher Geschäftsbedingungen darstellten, wohl aber die Verwendung derartiger Icons, weil man sie an vielen Stellen im Rahmen der LifeJournal Webseiten sehen könne.

Freilich ist das beanstandete Icon nun weder ein Sex- noch ein Aktfoto, sondern ein Gemälde von Amedeo Modigliani. Vielleicht sollten wir Inspektor Renee mal eine kleine Kunstgeschichte für Anfänger schenken?

Heide Simonis eine großartige Frau – zumal sie die erste Regierungschefin in Deutschland war und weit und breit keine Zweite in Sicht ist. Freilich ist ein gewisser Jochen Mai von der Wiso-Redaktion anderer Meinung. Der schreibt neuerdings ein Blog, und weil es halt schwierig ist, jeden Tag irgendetwas in das Blogloch hineinzustopfen, liest man heute dies:

Ist das nicht eklig?! Dass Menschen so an ihrer Macht kleben, dass man sie schon mit dem Schweißbrenner davon lösen muss?! Spätestens nach den ersten zwei Demütigungen hätte sich Simonis zurückziehen sollen - aber nein, sie hat sich noch zweimal demütigen lassen.

Nun ja, lieber Jochen Mai, sie sind ja noch jung und außerdem ein Mann. Da lässt man sich nicht demütigen, sondern schreibt mal schnell ohne genau hinzugucken – Blogs für Redakteure machen es ja möglich, dass man auch mal Müll raustragen darf.

Überhaupt scheint Herr Mai der Mann fürs Grobe zu sein. Gleich nach dem Beitrag über Frau Simonis schrieb er über Männerrituale. Zitat: „So dumpf man das auch findet – mitzumachen ist oberste Pflicht. Es gibt dabei schließlich eine hidden agenda: Kann der/die Neue im Team spielen? Sich integrieren? Über sich selbst lachen? Oder ist es ein eitler Fatzke, Querulant, Kontaktallergiker?

Man beachte der/die im Zusammenhang mit Männerritualen und dem Fatzke, dem Querulanten, dem Kontaktallergiker? Merke: Gute Kollegen sind alle männlich, saufen und biedern sich an.

Die Blocks des sozialen Wohnungsbaus werden immer unbeliebter, doch das Märchen von den sozialen Blogbauten reißt nicht ab – inzwischen träumen auch die Yahoo-Macher davon und erfinden eine „stark vernetzte Community und neue Gratis-Angebote für Blogger“. Und so geht es dann weiter: „Yahoo will es außerdem noch einfacher machen, Kontakt mit Usern mit ähnlichen Interessen oder Bekannten aufzunehmen“.

Ich weiß nicht, wie sie denken, meine Leser, aber ich fühle mich an „Dinner for One“ erinnert – Sylvester für Sylvester die gleiche Prozedur – Community, Gratis, Kontakt und überhaupt – kommt alle in den Klub. Fällt den Leuten von Yahoo eigentlich nicht mal etwas für Erwachsene ein?

Nachdem ich in den letzten Tagen mit Suchanfragen nach Bettys Bett konfrontiert wurde, habe ich mir natürlich mal wieder Gedanken gemacht – und fand, dass erneut eine Bloggerin verschwunden ist, die hier erotische Inhalte hinterlassen hatte. Getilgt wird aber nichts, wie man hier nochmal sehen kann – aber wo das Bett jetzt steht, weiß ich ebenso wenig, wie ich den Grund ihres Verschwindens kenne. Was sagte noch das Kaninchen zum Kaninchen? Frage niemals, warum ein Kaninchen fehlt.

Nehmen wir einmal an, es ginge darum, die deutsche Wirtschaft anzukurbeln: Bräuchten wir da nicht einige zündende Ideen? Ich gebe zu, sie könnten vielleicht etwas sinnvoller sein als nervige Klingeltöne – aber warum die Klingelton-Macher jetzt bei Bloggern genüsslich heruntergeputzt werden, ist mir auch nicht klar. Und der Spreeblick? Was ist los mit dem selbst ernannten Verbraucherschutzmagazin?

Wenn ich so frage, werden sie es erraten haben – eigentlich gar nichts. Immerhin gab es jüngst einen witzigen Beitrag – eine Werbung für Klingeltöne der etwas anderen Art – vom Blog des London Symphony Orchestras. Sie kosten allerdings auch 4,50 EUR.

Alle Preisangaben ohne jegliche Gewähr

 

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