aufgegriffen
Bahnhofshallenatmosphäre, fehlende Serviceeinrichtungen, weit und breit kein akzeptables Restaurant, dazu eine absolut miserable Verkehrsanbindung – das ist der angebliche Traditionsflughafen Berlin-Tempelhof.
Er ist überflüssig wie ein Kropf, und je eher Reisende von dem Übel, in Tempelhof ein- und auschecken zu müssen, befreit werden, umso besser. Warum einzelne Fluggesellschaften darauf bestehen, dort zu starten und zu landen, ist mir ein Rätsel.
Er ist überflüssig wie ein Kropf, und je eher Reisende von dem Übel, in Tempelhof ein- und auschecken zu müssen, befreit werden, umso besser. Warum einzelne Fluggesellschaften darauf bestehen, dort zu starten und zu landen, ist mir ein Rätsel.
sehpferd - am Donnerstag, 12. August 2004, 11:03 - Rubrik: aufgegriffen
Siehe, da betätigt sich ein SZ-Redakteur als Wortschöpfer und erfindet die Unangezogenheit als Äquivalent für die Nacktheit. Nun geht es aber um eine „gewisse Unangezogenheit“, wobei richtig vermerkt wird, dass „Unangezogen“ weder “halb nackt“ noch „halb bekleidet“ bedeutet. Die „gewisse Unangezogenheit“ steht also für einen nicht näher bezeichneten Zustand, indem der Mensch zwar nicht mehr bekleidet, aber auch noch nicht nackt ist. Aber eben auch nicht halb nackt, aber ebenso wenig halb angezogen.
Was Menschen nicht alles sein können – halb nackt, halb angezogen, halb ausgezogen? Wie war es noch mit dem Kammerjäger Emanuel Pips? Trug der mehr als drei Zentimeter Rips? Und war er dann halb nackt? Oder „dreiviertels“, wie hier der Schwab schnell einflechten würde?
Das Sommerloch verführt zu manchen Betrachtungen: Nackt sein, das Geburtstagskleid tragen, einen Tropfen Parfüm tragen. Bestimmt findet jemand noch einen weiteren Beitrag, der die wichtigste aller deutschen Fragen des Sommerlochs nun endlich beantwortet: Wie nackt, bitte, ist halb nackt? Oder sollte ich fragen: Welche Maß an Unangezogenheit betrachtet man in der deutschen Sprache als Halbnacktheit? Lieber Nicht.
Was Menschen nicht alles sein können – halb nackt, halb angezogen, halb ausgezogen? Wie war es noch mit dem Kammerjäger Emanuel Pips? Trug der mehr als drei Zentimeter Rips? Und war er dann halb nackt? Oder „dreiviertels“, wie hier der Schwab schnell einflechten würde?
Das Sommerloch verführt zu manchen Betrachtungen: Nackt sein, das Geburtstagskleid tragen, einen Tropfen Parfüm tragen. Bestimmt findet jemand noch einen weiteren Beitrag, der die wichtigste aller deutschen Fragen des Sommerlochs nun endlich beantwortet: Wie nackt, bitte, ist halb nackt? Oder sollte ich fragen: Welche Maß an Unangezogenheit betrachtet man in der deutschen Sprache als Halbnacktheit? Lieber Nicht.
sehpferd - am Mittwoch, 11. August 2004, 09:24 - Rubrik: aufgegriffen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Über die Schwierigkeiten eines Journalisten mit der neuen Rechtschreibung amüsiert sich SZ-Redakteur Jens-Uwe Sommerschuh. Der Mann hat eigentlich recht, weil er ein paar Korrekturen anmahnt, aber nicht deswegen schreibe ich dies, sondern vor allem, weil die Sache humorig ist – und gerade Humor fehlt uns ja manchmal bei dieser Diskussion. Zitat: „Aus „halbnackt“ wird „halb nackt“, obwohl es nicht um fünfzigprozentige Nackigkeit geht, sondern nur um eine gewisse Unangezogenheit.“
So weit die guten Nachrichten. Hier die Schlechten: Es scheint, als würden wir „Sprache“ inzwischen mit „Schreiben“ gleich setzen, und damit „richtige“ Sprache mit „Rechtschreibung“. Was sind wir nun eigentlich? Ein Volk von kühnen Denkern, die auch schreiben oder ein Volk von schreibenden Schulmeistern, die auch denken?
So weit die guten Nachrichten. Hier die Schlechten: Es scheint, als würden wir „Sprache“ inzwischen mit „Schreiben“ gleich setzen, und damit „richtige“ Sprache mit „Rechtschreibung“. Was sind wir nun eigentlich? Ein Volk von kühnen Denkern, die auch schreiben oder ein Volk von schreibenden Schulmeistern, die auch denken?
sehpferd - am Mittwoch, 11. August 2004, 07:01 - Rubrik: aufgegriffen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Wenn Gewerkschaften von dem sich inzwischen festigenden Ruf wegkommen wollen, den Polit-Nörglern in Deutschland eine Heimat zu bieten, dann müssten sie all ihre Intelligenz aufbieten, um sich positiv, aktiv und mit gewerkschaftlichem Biss an einer Erneuerung Deutschland zu beteiligen.
Tun sie aber nicht. Gerade hat IG-BCE-Chef Hubertus Schmoldt in einer zwar nicht gerade höflichen, aber zutreffenden Weise in die Diskussion um die Erneuerung des Sozialsystems eingegriffen und manche Kräfte im DGB als „Populisten“ bezeichnet und geschrieben: „Eine gewerkschaftliche Strategie, die vor allem auf Blockieren setzt, ist zum Scheitern verurteilt“.
Die Retourkutsche der IG Metall, vertreten durch Jürgen Peters: IG BCE stelle sich „an den Rand des politischen Spektrums“. Das politische „Spektrum“ des Herrn Peters muss sehr schmalbandig sein: Irgendwo zischen Knallrot und Dunkelrot.
Tun sie aber nicht. Gerade hat IG-BCE-Chef Hubertus Schmoldt in einer zwar nicht gerade höflichen, aber zutreffenden Weise in die Diskussion um die Erneuerung des Sozialsystems eingegriffen und manche Kräfte im DGB als „Populisten“ bezeichnet und geschrieben: „Eine gewerkschaftliche Strategie, die vor allem auf Blockieren setzt, ist zum Scheitern verurteilt“.
Die Retourkutsche der IG Metall, vertreten durch Jürgen Peters: IG BCE stelle sich „an den Rand des politischen Spektrums“. Das politische „Spektrum“ des Herrn Peters muss sehr schmalbandig sein: Irgendwo zischen Knallrot und Dunkelrot.
sehpferd - am Freitag, 6. August 2004, 10:44 - Rubrik: aufgegriffen
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Wenn es eine Neuerung in Deutschland gibt, die allen dient, ist immer das Geschrei derer am Größten, die das Hohelied der Armen singen. Einer tut es nicht: Peter Glotz. Er wusste schon vor Jahren, was wirklich sozial ist:
„Unsozial ist es vielmehr, kleine Lohnsteuerzahler, die nie auch nur in die Nähe von Hochschulen kommen, immer stärker zu belasten, damit die Kinder der Mittelschichten gebührenfrei studieren können.“
Die ZEIT.
Jetzt heißt es wieder überall, die Studiengebühren minderten die Chancen der Arbeiterkinder, den Weg zum Studium zu finden und begünstige die „Bürgertöchter und Bürgersöhne“. Mich stört daran, wie schnell Menschen das Wort „Arbeiter“ in den Mund nehmen, die gar nicht wissen, was ein Arbeiter denkt. Der Arbeitersohn jedenfalls, der Ingenieur werden will, wird es mit oder ohne Studiengebühr, während es sich das Bürgersöhnchen demnächst hoffentlich besser überlegen wird, ob ein Studium der Soziologie auch für ein späteres Einkommen geeignet ist.
„Unsozial ist es vielmehr, kleine Lohnsteuerzahler, die nie auch nur in die Nähe von Hochschulen kommen, immer stärker zu belasten, damit die Kinder der Mittelschichten gebührenfrei studieren können.“
Die ZEIT.
Jetzt heißt es wieder überall, die Studiengebühren minderten die Chancen der Arbeiterkinder, den Weg zum Studium zu finden und begünstige die „Bürgertöchter und Bürgersöhne“. Mich stört daran, wie schnell Menschen das Wort „Arbeiter“ in den Mund nehmen, die gar nicht wissen, was ein Arbeiter denkt. Der Arbeitersohn jedenfalls, der Ingenieur werden will, wird es mit oder ohne Studiengebühr, während es sich das Bürgersöhnchen demnächst hoffentlich besser überlegen wird, ob ein Studium der Soziologie auch für ein späteres Einkommen geeignet ist.
sehpferd - am Mittwoch, 4. August 2004, 09:03 - Rubrik: aufgegriffen
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Wie alt man wird, merkt man, wenn die Menschen der vorausgegangenen Generation nach und nach hinwegstreben. Dieser Tage war es der legendäre Curt Anatol Tichy, besser bekannt als tollpatschiger Kriminalassistent „Schrammel“ in der legendären Fernsehserie „Kottan ermittelt“.
Der Schauspieler wurde 80 Jahre alt. Statt eines Nachrufs hier einer der legendären Dialoge (über Schrammel):
Kottan (deutet auf ein Glas mit Goldfisch drin): "Wos is des?"
Schremser: "Den hob I für`n Schrammel kriegt."
Kottan: "A guader Tausch."
Heute bekommen wir im Fernsehen niemanden wie den Schrammel mehr. Hab mir schon überlegt, die Röhre ausbauen zu lassen und dafür ein Goldfischglas hineinzubauen.
Der Schauspieler wurde 80 Jahre alt. Statt eines Nachrufs hier einer der legendären Dialoge (über Schrammel):
Kottan (deutet auf ein Glas mit Goldfisch drin): "Wos is des?"
Schremser: "Den hob I für`n Schrammel kriegt."
Kottan: "A guader Tausch."
Heute bekommen wir im Fernsehen niemanden wie den Schrammel mehr. Hab mir schon überlegt, die Röhre ausbauen zu lassen und dafür ein Goldfischglas hineinzubauen.
sehpferd - am Dienstag, 3. August 2004, 16:17 - Rubrik: aufgegriffen
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Irgendwie muss ich seinen Tod übersehen haben: Michael Lukas Moeller, der zeitweilige Weggefährte, verließ die Welt im Juli 2002. Einer Meinung waren wir nie: die akademische Welt hat ihren Anspruch, das Leben selber aber stellt andere Forderungen.
Ich selbst habe ihn und seine Arbeit aus den Augen verloren, als ich selbst meine damalige Aufgabe an den Nagel hängte – eine lange Geschichte, die hier vielleicht noch einmal erzählt werden könnte. Ich sah ihn noch manchmal im Fernsehen – das war freilich nicht mehr derselbe Michael, den ich kennen gelernt hatte.
Ich höre, dass Michael noch viele Bücher schrieb, vor allem über die Liebe. Ab etwa 1990 widmete er sich dann ganz diesem Thema. Mag er auch manchmal etwas zu sehr die Öffentlichkeit geliebt haben, doch eines ist sicher: Was er anpackte, tat er engagiert und aus vollem Herzen.
Ich selbst habe ihn und seine Arbeit aus den Augen verloren, als ich selbst meine damalige Aufgabe an den Nagel hängte – eine lange Geschichte, die hier vielleicht noch einmal erzählt werden könnte. Ich sah ihn noch manchmal im Fernsehen – das war freilich nicht mehr derselbe Michael, den ich kennen gelernt hatte.
Ich höre, dass Michael noch viele Bücher schrieb, vor allem über die Liebe. Ab etwa 1990 widmete er sich dann ganz diesem Thema. Mag er auch manchmal etwas zu sehr die Öffentlichkeit geliebt haben, doch eines ist sicher: Was er anpackte, tat er engagiert und aus vollem Herzen.
sehpferd - am Montag, 2. August 2004, 10:12 - Rubrik: aufgegriffen
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Die echte Nackte war die Rechte: Edeltraud Linkesch, das „Kalendergirl“ eines Benefiz-Kalenders, zeigte sich diesmal hochgeschlossen – und verstand geschickt, das Rateteam von „Was bin ich?“ zu verwirren.
Dabei hätte man sie eigentlich erkennen können: Schließlich wurden die Bilder aus dem Kalender damals überall in der Presse herumgereicht.
Die Sendung wurde bereits am vergangenen Montag ausgestrahlt.
(c) Gerhard Launer
Aus der Sendung - copyright des Screenhshots 2004 by sehpferd
Sehpferd schrieb über die Affäre bereits:
hier, hier und hier.
Dabei hätte man sie eigentlich erkennen können: Schließlich wurden die Bilder aus dem Kalender damals überall in der Presse herumgereicht.
Die Sendung wurde bereits am vergangenen Montag ausgestrahlt.

(c) Gerhard Launer

Aus der Sendung - copyright des Screenhshots 2004 by sehpferd
Sehpferd schrieb über die Affäre bereits:
hier, hier und hier.
sehpferd - am Sonntag, 1. August 2004, 14:50 - Rubrik: aufgegriffen
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Erinnern wir uns an frühere Jahre, so war die Moral in den Menschen fest verankert, und sie war im sozialen Bereich sehr einfach definiert: Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich, muss aber auch die Schwächeren stützen. Also helfen Familien, Gemeinden, Belegschaften und Solidaritätsgemeinschaften anderer Art sich gegenseitig – so ist für den Fall der Not für jeden gesorgt.
Das klingt schön und edel, hatte aber eine Konsequenz: Wer sich leichtfertig über die Selbstverantwortung hinwegsetzte, wurde von der Gesellschaft verachtet: Schmarotzer in der Familie, in der Gemeinde oder am Arbeitsplatz mussten damit rechnen, ermahnt zu werden, und falls auch dies noch nichts half, wurden sie diszipliniert.
Tatsächlich muss ich feststellen, dass nicht der Staat, nicht die Parteien, Wirtschaftsunternehmen und Organisationen unmoralisch geworden sind, sondern die Bürger, die gelernt haben, sich an des Staates Theke zu bedienen – und siehe: Der Aufschrei kommt von ihnen.
Eine neue Regierung, die sich jetzt viele wünschen, wird keinesfalls auf die Reformen im Sozialwesen verzichten können. Doch diejenigen, die das Wort „sozial“ so heftig im Munde führen, sollten sich klar sein, dass eigentlich „sozial“ nur der Ausgleich innerhalb der Solidaritätsgemeinschaften ist – nicht der bodenlose Topf der so genannten „Sozialhilfe“.
Ich zweifele nicht, dass es “Hilfe zum Lebensunterhalt“ geben muss, weil jeder Mensch einmal in Not kommen kann. Aber wenn Tausende junger, arbeitsfähiger Menschen nichts anderes kennen lernen als Sozialhilfe, dann ist etwas faul im Staate Deutschland – und es ist nicht der Staat, der faul ist im Staate, sondern die Moral: Arbeit muss wieder ein Wert an sich werden.
Das klingt schön und edel, hatte aber eine Konsequenz: Wer sich leichtfertig über die Selbstverantwortung hinwegsetzte, wurde von der Gesellschaft verachtet: Schmarotzer in der Familie, in der Gemeinde oder am Arbeitsplatz mussten damit rechnen, ermahnt zu werden, und falls auch dies noch nichts half, wurden sie diszipliniert.
Tatsächlich muss ich feststellen, dass nicht der Staat, nicht die Parteien, Wirtschaftsunternehmen und Organisationen unmoralisch geworden sind, sondern die Bürger, die gelernt haben, sich an des Staates Theke zu bedienen – und siehe: Der Aufschrei kommt von ihnen.
Eine neue Regierung, die sich jetzt viele wünschen, wird keinesfalls auf die Reformen im Sozialwesen verzichten können. Doch diejenigen, die das Wort „sozial“ so heftig im Munde führen, sollten sich klar sein, dass eigentlich „sozial“ nur der Ausgleich innerhalb der Solidaritätsgemeinschaften ist – nicht der bodenlose Topf der so genannten „Sozialhilfe“.
Ich zweifele nicht, dass es “Hilfe zum Lebensunterhalt“ geben muss, weil jeder Mensch einmal in Not kommen kann. Aber wenn Tausende junger, arbeitsfähiger Menschen nichts anderes kennen lernen als Sozialhilfe, dann ist etwas faul im Staate Deutschland – und es ist nicht der Staat, der faul ist im Staate, sondern die Moral: Arbeit muss wieder ein Wert an sich werden.
sehpferd - am Sonntag, 1. August 2004, 09:47 - Rubrik: aufgegriffen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Bei der Themensuche zum Blog fiel mir auf, dass es nicht nur das Sommerloch gibt, sondern auch noch einen Ort dieses Namens – ob dort derzeit alle Journalisten hocken?
Noch eine Anmerkung: Wer bezweifelt, dass dort Menschen wohnen, wird hier eines Besseren belehrt - man kann dort sogar geboren werden.
Noch eine Anmerkung: Wer bezweifelt, dass dort Menschen wohnen, wird hier eines Besseren belehrt - man kann dort sogar geboren werden.
sehpferd - am Samstag, 31. Juli 2004, 21:42 - Rubrik: aufgegriffen
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