anstoss

  sehpferdvs sehpferds magazin für anstöße und anstößiges

wochenschau

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Eigentlich wollte ich mich ja gleich heute Morgen hinsetzen und ein Geblubber schreiben - aber dann habe ich doch erst einmal die nackten Bäurinnen, Bäuerinnen, Bauersfrauen und Bauerntöchter verwurstet, die angeblich „nackt“ oder „erotisch“ für Wandkalender posiert haben. Also, wenn Sie mich fragen: Bei den österreichischen Bauernmädchen nebst einigen eingestreuten Bajuwarinnen hat man künstlerisch zu hoch gegriffen und bei den Schweizerinnen zu tief: Fotografisch fehlbesetzt war die Rolle hinter der Kamera jedenfalls für mich bei beiden, und so ist etwas Lustiges herausgekommen: bei den Schweizern ein soßiger Erotikkitsch, sodass man aus dem Lachen nicht mehr herauskommt und bei den Österreichern ein gewillkürter Kunstanspruch, der ebenso komisch wirkt: vor allem, wenn die Damen diese ulkigen Dessous tragen.

Persönlich tut es mir ganz gut, mich ab und an mal vom Blog loszureißen. Ich muss mich wirklich um meine Immobilen und um meine Zukunft ab 1. Juli nächsten Jahres kümmern – das liegt immerhin schon in einem Zeitrahmen, den man überschauen kann. Selbstverständlich ist so etwas auch wichtiger als mein Streit mit diesem merkwürdigen Telefonprovider – aber damit ich den Namen nicht ganz aus dem Gedächtnis streiche, sei er hier doch noch einmal erwähnt: TALKLINE.

Ich habe darüber nun schon so oft geschrieben, aber dies will ich Ihnen nicht vorenthalten: Viele Firmen versuchen ja heutzutage, Produkte und Märkte miteinander zu verschwistern, so nach dem Motto: Wer so blöd ist, Zeitschriften zu abonnieren, kauft bestimmt auch Lotterielose – oder so. Liebe Leserinnen und Leser, ich sage ihnen eins: Das geht auch umgekehrt. Als ich mich nämlich über die TALKLINE geärgert habe, habe ich nicht nur dieser Firma gekündigt, sondern auch gleich allen anderen Firmen, die mich irgendwann in Abonnements hineingetrickst hatten. Insofern kann ich der TALKLINE eigentlich noch mal „danke schön“ sagen, denn irgendwie spare ich jetzt doch ein wenig Geld. Wie auch immer – für die TALKLINE bin ich ohnehin kein Kunde, sondern jemand, den man noch bis Januar 2007 abmelken will.

Ein Kessel Buntes heute, nicht wahr? Nicht einmal etwas über Blogs. Warum auch? Das Leben stellt mir noch andere Aufgaben als Blogs – dafür kann ich dem Leben wirklich dankbar sein.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Wenn sie mich in den letzten Monaten jeden Monat einmal zu Blogs befragt hätten, so hätte ich Ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit eine immer mehr verfeinerte Meinung geboten und dem Deutschen Blog vielleicht auch noch etwas Zukunft gegeben. Doch in den letzten drei Monaten, insbesondere aber durch das Wahlblog, komme ich immer mehr zu der Meinung, dass Blogs Medien zweiter Wahl sind.

Vielleicht haben sie bei mir gelesen, dass ich durch die Best of Blogs der „Deutschen Welle“ in meiner Meinung bestärkt wurde. Nichts gegen Lyssas Lounge. Ich habe sie auf meinen Feedreader und finde ganz lustig, was sie schreibt – aber „Best of Blogs“? Was ist denn nun so toll an diesem Blog und an den tausend anderen, ähnlichen Blogs? Haben sie eine wirkliche politische oder kulturelle Dimension? Erfahre ich in ihnen etwas, was ich sonst nicht erfahren könnte? Nein. Sie sind „nice to read“, wenn man Zeit totzuschlagen hat. Derzeit beginnen ja die Teenie-Kommunen, die Blogs zu entdecken – eher ein Nachteil für die verbliebenen Blogger, die noch etwas zu sagen haben.

Wichtig sind Blogs fast nur für Firmen, und hier insbesondere für Dienstleister, die mit ihren Kunden in Kontakt, kommen oder bleiben wollen. So haben vor allem die Huren Blogs entdeckt, um interessierte Herrn auf relativ harmlose Weise zu den eigentlich interessanten Seiten zu lenken, auf denen ihre Leistungen und Tarife zu lesen sind. Mir ist klar, dass es auch PR-Blogs anderer Firmen gibt, jedoch ist deren Anteil an der Unternehmes-PR vergleichsweis gering, während eine Hure ihr Blog oft als einziges PR-Mittel nutzt.

Das einzig wirklich Neue, was sich anbahnt, und was in den Vereinigten Staaten von Nordamerika mehr und mehr zum Geschäftsmodell wird, sind Online-Zeitungen, die ausschließlich mit Bloggern arbeiten. Die Kostenersparnis gegenüber angestellten, ausgebildeten Journalisten ist erheblich – schließlich sind die Blogger ja einfach freie Mitarbeiter. Es wird nicht lange dauern, bis dies auch in Deutschland der Fall sein wird. Denken wir einmal an all die so genannten „Fachzeitschriften“, also die Hobbymagazine der PC-Freaks, Fotoamateure oder sonstigen Hobbyreiter, so steht einer „Bloggerisierung“ nichts im Wege – die Qualität der Sprache interessiert in solchen Publikationen ohnehin nicht, Hauptsache die Tatsachen stimmen halbwegs. Genau in der gleichen Weise könnte man natürlich auch eine Boulevardzeitung im Netz herausgeben – Leute, die aus einem Dreizeiler der dpa einen Artikel über zwei Webseiten zusammendichten, gibt es in Hülle und Fülle.

Was ich selber tun werde? Ich weiß es noch nicht. Ich habe das große Glück, mich nicht für oder gegen etwas entscheiden zu müssen. Ab Mitte 2006 bin ich frei, um unentgeltlich für Ideen, Organisationen oder Personen zu arbeiten, bei denen es sich lohnt, mitzuwirken. Das ist, für sich genommen, schon eine fantastische Perspektive, und wer Ideen hat, der mag sich schon jetzt an mich wenden.

Das (heute ungewöhnliche) wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Erotische Geschichten gab es im Web schon lange, bevor es Blogs gab. Nun, es waren Geschichten, meist mit der heißen Nadel gestrickt, oft anatomisch oder technisch nicht möglich und auch sonst ganz und gar unglaubwürdig.

Wenn eine erotische Geschichte wirklich jenes süße Schaudern in den Bauch bringen soll, dass sie wohl immer beabsichtigt, muss sie den Leser teilhaben lassen – er muss gewissermaßen als Voyeur dabei sitzen, wenn die Gestalten des Buches auf seiner inneren Bühne auftreten, muss sich mit einer von ihnen identifizieren können. Ein Mann muss verlockt werden, wenn die Heldin des Abenteuers langsam die Bluse aufknöpft, sein Atem muss schneller werden, er muss auf den Genuss der nackten Brüste hoffen, die langsam vor seinen inneren Augen hervorquellen.

Wenn eine Haut gestreichelt wird, dann muss man die Hand der Heldin auf seiner Haut spüren, muss ahnen, was diese sanften Hände noch tun könnten – ach, und sie könnten so viele tun. Ihr Finger bahnt sich langsam den Weg zwischen seine Lippen, die er nur zögerlich öffnet.

Nein, nein, dies soll keine erotische Geschichte werden. Nur ein Beispiel dafür, wie man den Leser dazu bringen könnte, sich so zu fühlen, als habe er die Geschichte selbst miterlebt. Sehen Sie, liebe Leserinnen und Leser, das wäre eine wirklich gute Idee für ein Blog. Kommen sie mir jetzt bitte nicht mit „authentisch“. Welches Erotiklog ist schon authentisch? Und warum eigentlich sollte ein literarisches Blog authentisch sein?

Ich las gerade einmal wieder die Memoiren der Hure Tina von S. Diese Frau ist authentisch, und dennoch würden Sie das, was sie schreibt, nicht lesen wollen: Es stakst in der Sprache so vor sich hin, dass man es fast nicht lesen mag. Aber etwas beeindruckte mich schon immer: ihre Einführung.

„Es mag ungewöhnlich sein, in der heutigen Zeit ein ehrliches Buch zu schreiben. In einer Zeit, in der viele prominente Menschen ... ihre Lebensbeichten von sich geben – und natürlich nicht erzählen, was ihrer Karriere Schaden zufügen könnte“.

Viellicht wollen sie, dass erotische Blogs wahr sind. Dann müssen Sie aber auch in Kauf nehmen, dass die Damen und Herren, die darin vorkommen, nicht immer schöne Körper haben, manchmal schlecht riechen und gelegentlich unsaubere Slips tragen. Ich erspare mir mal, darauf hinzuweisen, wie oft sie ihren Arzt aufsuchen mussten, weil von der Dame oder dem Herrn etwas zurückblieb oder wie teuer die Nacht im nachhinein gesehen kam – die geklaute Brieftasche mit eingerechnet – den Hunderter, den ihnen die Dame schon beim gemeinsamen Essen abluchste, verschweigen sie ja ohnehin.

Blogs und Wahrheit – die Welt da draußen ist genau, wie die Welt da draußen ist: Nämlich gemischt. In Blogs wird die Wahrheit hingegen sorgfältig gefiltert: Wer sich in einer Situation nicht gut machte, der schönt sie eben nach – oder verschweigt sie.

Ich wünsche Ihnen allen einen schönen, erfüllten Sonntag – möglichst mit demjenigen im Bett, denn sie gerade sehr lieb haben. Und wenn sie ihn lieb haben – bloggen sie lieber nicht zu viel über diesen Tag.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Unser Denken, meine lieben Leserinnen und Leser, ist bisweilen zu einseitig. Ob wir wollten oder nicht, wir sind in der Tradition eines oft verdeckten, aber immer präsenten Kirchenchristentums groß geworden, das kaum jemand von uns verleugnen kann. Nun, sagen Sie selbst – haben sie jemals gelernt, Bibelstellen zu hinterfragen? Vermutlich nein. Sie mussten sie hinnehmen, wie sie sind. Sie mussten es einfach glauben.

Mir wäre diese Denkweise wirklich gleichgültig, wenn sie nur Einfluss auf den inneren Kern der Kirche hätte. Aber Beispiele aus der vergangenen Adenauer-Ära wie auch noch von heute (ich erinnere an die Diskussionen in den USA) beweisen, wie tief fragwürdige Vorstellungen der Christenreligion in weite Bereiche des Lebens aller Menschen dringen können.

Dies alles sage ich Ihnen nicht, um sie von ihrem Glauben abzubringen – ich sage es Ihnen, damit sie argumentieren können, dass die Dinge von vielen Seiten gesehen werden können.Dinge sind nicht einfach – sie erscheinen stets in einem gewissen Licht, das der Autor auf sie fallen lässt. Andere können auf die gleichen Dinge ein völlig anderes Licht werfen – und sie werden dann in unserem Bewusstsein zu etwas völlig Neuem.

Im Christentum war dies beispielsweise bei der Rolle der Frau der Fall. Es ist ein Unterschied, ob ich Frauen sage, dass sie als Gottes Ebenbild gleichberechtigt sind oder ob ich ihnen sage, dass Eva als Sünderin die Ursache der Erbsünde war, die nur durch Maria (die Mutter des Jesus) wieder aufgehoben werden konnte.

Der Unterschied geht durch viele Wissenschaften und alltägliche Betrachtungsweisen. Die Psychotherapie kommt zu einer völlig anderen Denkweise über sexuelle Abweichungen als die Lehren zuvor, und sie kann dennoch als eine bloße Sichtweise entlarvt werden – durch andere Psychotherapeuten, aber auch durch völlig andere Wissenschaften. Gegenwärtig erleben wir, dass es völlig neue Betrachtungen über die menschliche Sexualität gibt, die sich eher an den Naturwissenschaften orientieren. Auch durch sie fällt nicht das letzte Licht auf unser Verhalten, denn wir müssen es immer noch denken, lenken und abwägen.

Mehr als in anderen Zeiten ist derzeit Quer- und Diagonaldenken gefragt, und zwar auf allen Gebieten. Doch dazu ist es nötig, das Erlernte jeden Tag in Frage zu stellen und nur das beizubehalten, was sich beim Anlegen kritischer Maßstäben wirklich bewährt.

Wem das alles nicht gefällt: Es ist sehr, sehr bequem, sich auf Religionen, Ideologien und überkommenen Vorstellungen ein schönes Ruhekissen zu machen – es ist weitaus unbequemer, sich den eigenen Weg durch die Dornenstrecken des Lebens zu bahnen – aber so ähnlich hat es ja der Religionsstifter des Christentums auch gesagt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag - und falls sie heute einen Pfarrer treffen - fragen sie ihn ruhig danach.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – meist sonntags

Meist geht es mir so: Ich schreibe, hoffe gelesen zu werden und das war es dann. Hin und wieder werfe ich einen Blick auf jene, die sich selbst die „Blogosphere“ nennen, und gestatte mir, die Sache nicht ganz erst zu nehmen – es war ja schon viel die Rede davon, dass die so genannten „Top 100“-Blogger nur deswegen die Top 100 sind, weil sie sich alle umarmen. Irgendwie wird mir mulmig, wenn ich den Spreeblick auf Platz zwei sehe und den Schockwellenreiter auf Platz neun – das also ist die Blogosphere?

Nicht meine Blogosphere, ja überhaupt nicht meine Welt. Ich werde angeschrieben, doch bitte bei so einer Umfrage über Blogs mitzumachen, und fühle mich überhaupt nicht angesprochen. Nur, weil ich hier schreibe, soll ich ein Blogger oder Blogleser sein? Ich habe meinen Feedreader, und in dem befinden sich auch ein paar Blogs, unterhaltsame überwiegend. Etwas anderes erwarte ich schon gar nicht mehr. Bin ich ein Blogleser, nur weil ich in meinem Feedreader Blogs habe? Eher nicht.

Wenn ich noch etwas für Deutschland und Europa erreichen will, wenigstens ein ganz Kleines bisschen, dann muss ich dies anderwärts tun – die Blogosphere ist mir viel zu negativ, destruktiv und selbstherrlich.

Aber was bleibt dann? Die kleinen Meldungen, die in den Redaktionen immer haarscharf am Papierkorb vorbeiwandern? Nein, das ist mir zu wenig. Ich bleibe Zeitzeuge, schreibe, was ich beobachten kann, setze es in Relationen, die kaum ein anderer Autor wagt, und bin glücklich, wenn es mir gelingt. Leser? Na ja - ich hoffe, dass es noch einige gibt, zum Beispiel solche, die dies hier gelesen haben. Mit ihnen solidarsiere ich mich gerne.

Da ich mit wenig zufrieden bin, kann ich auch über das Wetter heute glücklich sein – ich werde wohl bald in die Weinberge entschwinden. Sie hatten etwas anderes erwartet, nicht wahr? Sehen Sie, nichts ist so beständig wie der Wandel – und wenn Sie etwas Gutes für sich tun wollen, dann genießen sie diesen schönen Oktobertag.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Die Politik dümpelt vor sich hin, und wir tun es auch. Wahl war gestern, Staatsbürger war man gestern, Öffentlichkeit war man gestern. Heut bastelt man wieder daran, in der kleinen Welt der Blogs wieder seinen Rang einzunehmen. Bitte schön, liebe Bloggerinnen und Blogger – tun Sie, was sie nicht lassen können, aber eines sage ich Ihnen allen dazu: Ich mache da nicht mit.

Ich habe diese Seite vor kurzem wieder ein wenig umgestellt: auch, um zu demonstrieren, dass ich nicht für alle und für alles zu haben bin. Die Bloggerszenerie wird mir nach und nach immer gleichgültiger, weil ich nun so ganz und gar nicht dazugehören will: Blogs sind, von Ausnahmen abgesehen, einfach nicht ernst zu nehmen. Da mag sich jeder bespiegeln und sehen, ob er in die Nische passt, in den ich sie oder ihn jetzt stelle. Es kommt, wie immer, auf die Ansprüche an. Wer aber seine Stimme erheben will, wer wichtig werden will und nicht nur so erscheinen, wer Öffentlichkeit darstellen will und nicht nur so tun, als sei ein Blog bereits die Öffentlichkeit schlechthin, der muss umdenken.

Die politischen Bloggerinnen und Blogger? Sie sind, mit Verlaub, ein zusammengewürfelter Haufen ziel- und planloser Egoisten. Da werden nachrichten aus der Tagespresse völlig unqualifiziert herausgerissen, um zu beweisen, wie richtig die eigene Ideologie ist – und wenn gar keine seriösen Presseorgane mehr zur Verfügung stehen, dann bedient man sich eben der kommunistischen Presse. Welchen Wahrheits- oder Bedeutungsgehalt deren Meldungen haben, interessiert doch gar nicht – ein typisches Beispiel für diese Methode ist zum Beispiel der Schockwellenreiter.

Er ist allerdings nur ein Beispiel für eine ganze Gruppe von bloggenden Dinosauriern, die ihren kindischen Trotz gegen die Republik und ihre Repräsentanten hinausschleudern. Im Grunde sind es Ritter von der traurigen Gestalt, die ihr Pferd vom Schwanz her aufgezäumt haben: Die Augen nach vorne gerichtet, laufen ihr Pferde rückwärts. Fortschritt liegt bei ihnen immer hinten, es sei denn, Technik wäre betroffen: Da glänzen denn die Äuglein dieser Falschspieler wieder, gerade so, als ob die Entwicklung neuer Technologien nicht dem gleichen Kapitalismus entspringen würde, gegen den sie in ihren Blogs wettern.

Negativ sein, nicht dabei sein wollen, nicht deutsch sein wollen und nicht europäisch: die meisten der deutschen selbst ernannten „Spitzenblogger“, betreiben gemeinsam ein falsches Spiel: Sie gaukeln den Lesern des neuen Mediums „Blogs“ vor, man müsse so sein, wie sie selbst sind, wenn man „Blogs“ machen würde – links, technikversessen aber ansonsten bar jeder Bindung an die tatsächliche Welt.

Es ist zu bezweifeln, ob man tatsächlich Leserinnen und Leser erreichen will – meist reicht es, sich gegenseitig hoch zu loben, zu zitieren und sich miteinander zu verlinken: dadurch wird Popularität gewillkürt. Die tatsächliche Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger ist ihnen längst entronnen: Blogger sind in der Regel Versager an der Realität, und sie sprechen schon deswegen kaum noch einen Menschen an, der in diese Realität eingebunden ist.

Politische Bloggerinnen und Blogger schreiben sich die Demokratie immer ganz oben auf die Brust. Doch wenn es an die wirkliche Demokratie geht, die mehr ist als die Scheinwelt ihrer Blogs, versagen sie. Vor allem vergessen sie, dass man den Menschen in der Republik Mut machen muss. Redakteure tun dies, um junge Menschen an das Medium „Zeitung“ heranzuführen – sie lernen dabei ein gutes Stück Demokratie kennen. Vergleicht man, damit, was die meisten Blogger tun, so wird der Unterschied zwischen „positiver“ und „negativer“ Geisteshaltung blitzartig deutlich – und auch, wer tatsächlich für die Demokratie eintritt.

Womit ich heute beim Punkt wäre: Auf der einen Seite pulsiert das Leben – auf der anderen Seite dümpeln die Blogs. wer der Meinung ist, dass dies gut ist, mag dabei bleiben. Ich sage jedenfalls: Es ist schlecht, denn es schadet allen, die irgendein Blog führen. Denken sie doch bitte daran: Niemand ist in erster Linie Blogger. wir sind alle zunächst und vor allem etwas Anderes. Wem das nicht in den Schädel geht, dem ist vermutlich nicht mehr zu helfen.

Noch ein Wort zum Blogsterben: Des Lebens und der Liebe Wogen verschieben das Weltbild der Menschen bisweilen. Das mag hingehen. Aber es zeigt auch, dass Blogger und Bloggerinnen sich eben nicht am Leser und seinem Informations- und Unterhaltungsbedürfnis orientieren, sondern ausschließlich an ihrem Spiegelbild – und das ist zu wenig – viel zu wenig.

Sagte ich das alles nicht schon irgendwann? Natürlich. Doch ich wollte es noch einmal erwähnen, bevor für die Dinosaurier der Blogs die Dino-Götterdämmerung anbricht: Sie sollen nicht eines Tages sagen können, niemand hätte sie davor gewarnt, dass Scheinwelten ein sehr begrenztes Leben haben.

(geringfügig überarbeitet am 04.Oktober 2005)

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Da war also die Wahl – und zur Wahl selbst will ich gar nicht mehr sagen als diex: Ich war in Budapest, inmitten ungarischer und deutscher Bürger, als Kanzler Schröder zwei Mal ausfällig wurde: Einmal, vor der „Elefantenrunde“, fand er Worte gegen die Medien, die man besser vermeiden sollte – immerhin könnte es ja sein, dass man die Medien noch einmal braucht. Sodann, in der „Elefantenrunde“, wurde er auf eine unsägliche, arrogante Art ausfällig.

Meine lieben Leserinnen und Leser, wenn Herr Schröder dies über irgendeinen Sender gesagt hätte, der bestenfalls in deutschen Wohnstuben zu empfangen wäre, wäre das alles noch mit dem Mäntelchen der etwas überhitzten Liebe zu sich selbst zuzudecken gewesen. Aber wir haben andere Zeiten.

Heute nämlich können alle unsere Nachbarstaaten unsere ARD-Sender und das ZDF per Satellit empfangen – und in diesen Nachbarländern beherrschen sehr viel Menschen die deutsche Sprache in Wort und Schrift, sodass Herr Schröder (und jeder andere politisch aktive Mensch) dort sofort verstanden wird – und auch die Unflätigkeiten, die aus seinem Munde kamen. Sehen sie, da schämt man sich dann manchmal, ein Deutscher zu sein, wenn sich schon der Regierungschef nicht zu benehmen weiß.

Doch ich wollte Ihnen heute noch viel mehr dazu sagen: Im Internet sind vor einiger Zeit Wahlblogs entstanden. Nachdem die Wahl vorbei war, haben sich die Autoren so gut wie alle wieder zurückgezogen (es gibt dafür heftigere Ausdrücke). Politische Blogs? Ach so. Ja, das war mal während der Wahl. Jetzt ist Alltag. Da kann man wieder auf die Globalisierung schimpfen und auf den Neoliberalismus – das ist ja auch viel einfacher, als die Probleme mal mit den Händen anzupacken.

Dies nun wieder wirft viel Licht auf die Blogger, aber ein wenig Licht fällt dabei auch auf Deutschland: Politik ist jeden Tag man ist jeden Tag Deutscher und man kann jeden Tag auf seine Weise etwas für seine Stadt, sein Bundesland, die Republik oder unser Europa tun. Das ist, mit Verlaub, ihre Aufgabe, meine Damen und Herren Staatsbürger – und nicht ihre Tage vollzuknallen mit Wohlfühlterminen. Wobei ich gleich sagen will, dass ich nichts gegen das Wohlfühlen habe – aber alles zu seiner Zeit.

Wie so oft sonntags will ich sie noch einmal dazu anregen, mit mir zu kooperieren und mich in ihre gegenwärtigen Projekte einzubeziehen. Wir alle leisten am Meisten, wenn wir unsere besten Fähigkeiten zusammenwerfen – das gilt so gut wie überall, nur Blogger ignorieren dies nach wie vor. Es ist sehr schade, wie viel intellektuelles Potenzial dabei vor die Hunde geht.

In diesem Sinne könnten sie ja eigentlich noch mal nachdenken an diesem Wochenende.

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen - fast immer sonntags

Irgendwo im deutschen Bloggerdorf tobt ja immer der Kindergarten – nur ist es zumeist ein Strohfeuer, und die beteiligten Sandkastenspieler ziehen sich nach einiger Zeit schmollend in ihre Ecken zurück. Doch wenn Don Alphonso gegen Statler und Waldorf im Wahlblog die Fetzen fliegen lassen, wobei Don Alphonse klar der Auslöser war, dann ist es an der Zeit zu sagen: Leute, jetzt muss aber mal Schluss sein!

Doch sagen wir es? Don Alphonso scheint die Gerechtigkeit gepachtet zu haben, darf herumrüpeln, wie es ihm gerade Freude bereitet, und die Welt in „linke“ = „gute“ sowie „rechte“ = „schlechte“ Blogger teilen. Dabei wird geholzt und gebolzt, dass man meint, man wäre im falschen Film, jedenfalls nicht mehr in einem seriösen Wahlblog. Zitat: „Ich mache Eure Räume klein. Ich nehme Euch das proamerikanisch, ich nehme Euch die Judenanschleimerei, ich reduziere Euch auf den piefigen Rest“. Was, aber, bitte schön, tun die Blogger dagegen? Sie lassen Don Alphonso hochleben. „Hautse, hautse, immer vor die Schnauze“, scheint inzwischen unter Bloggern eine durchaus akzeptable Verhaltensweise zu sein – wie kann es auch anders sein, wenn schon die angeblichen Vorreiter so handeln. Ich hatte darüber schon in meinem anderen Sehpferd-Blog geschrieben.

Immerhin sehen wenigstens Statler und Waldorf die Sache noch mit Humor und wenn ich genau nachdenke, ist Humor vielleicht die beste Waffe im Kampf gegen die Sandkastenkriege der Blogger, von denen ja die meisten glauben, Eliten zu sein, nur weil sie bloggen – dabei bloggen sie nur.

In diesem Zusammenhang ist im Übrigen auch mein Artikel über „Neo“, „Anti“ und „Pro“ zu sehen – er zeigt, dass man ganz schön dusselig sein kann, auch wenn man einen Universitätsabschluss hat – man muss es nur wollen.

Robert Basic, der angeblich nicht der Kopf des MEX Blogs sein will, sondern dort eben nur schrieb, wie er bemerkte, hat das Blog nun aufgegeben – und gibt damit ein bemerkenswert schlechtes Beispiel. Blogs sind offenbar doch Kindergarten: Trainingsfelder für Leute, die „mal was ausprobieren wollen“. Originalton Robert Basic: „Dazu ist ja übrigens gerade der Juniorenverein da, dass man Dinge ausprobieren, trainieren, kommunizieren und weitergeben kann.“. Blogs sind also Plätze, auf denen Probehandlungen für das richtige Leben stattfinden. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Und g-a-n-z l-a-n-g-s-a-m nochmal lesen.

Auf der anderen Seite lese ich erstaunt und mit innerer Begeisterung, dass Jim wieder da ist – in englischer Sprache mit einem neuen Blog „The Egoist“. Als ich noch nicht viel Erfahrung hatte, habe ich nur Jimmiz Journal und den Schockwellenreiter gelesen. Den Schockwellenreiter lese ich jetzt nur noch äußerst selten – mich interessieren dressierte Hunde ebenso wenig wie die lästige Agitation, die er aus der Ultralinkspresse bezieht.

Ich verkneife mir, heute wieder über „Kunde sein“ zu schreiben, aber wer immer mal Ärger mit einer Firma „Magical Works“ hatte, darf sich gerne mit mir in Verbindung setzen - vorsichtshalber über sehpferd at sehpferd de, da diese Webseite glücklicherweise nicht von Magical Works gehostet wird.

Der Charme des Don Alphonso als Dokument (falls er seinen Kommentar mal löschen sollte):

alphonso

Das wöchentliche Geblubber aus den Algen – fast immer sonntags

Sie werden sich amüsieren, wenn ich ihnen sage, dass ich diese Woche sehr wenig aus den Algen zu berichten weiß. Irgendwo da draußen werden überall Blogfriedhöfe vermutet, und ich habe tatsächlich auch schon einige besichtigt. Auch "vorübergende" Stilllegungen geben mir zu denken, vor allem, wenn es sich um sehr erfolgreiche Blogs handelt. Auf der anderen Seite gibt es, wie es scheint, so etwas wie Wiedergeburten – Blogs, mit denen man schon gar nicht mehr rechnet, werden plötzlich wiederbelebt. So, wie beispielsweise Sophies Blog, das ich ganz besonders schätze, während die Autorin nach kurzen und heftigen Schreibanfällen offenbar wieder das Weite suchte. Geblieben ist eine Darstellerin in Filmen für ein erwachsenes Publikum, die allerdings, wie es scheint, von den bloggenden Gutmenschen weitgehehend gemieden wird.

Wie auch immer – die Idee der Blogs wird erwachsen, und wer erwachsen ist, will etwas mehr als nur herumspielen – das Blog muss einen Sinn haben, so, wie eine Zeitung oder ein Buch eben auch einen Sinn hat, und ich kann nicht umhin, meine eigenen Blogs bei solchen Betrachtungen mit einzubeziehen. Ich werde kritisch Bilanz ziehen müssen, wie dies Andere schon vor mir getan haben – nur soviel weiß ich schon jetzt: Das Budapest-Blog wird bleiben und weiter ausgebaut werden, sobald ich selbst häufiger in Budapest bin. Das neue Erotikblog, der „Nachtfalter“, wird zum 1. September offiziell eröffnet, und zwar auch dann, wenn sich bis dahin niemand zur Zusammenarbeit gefunden hat.

Nach und nach kommt mir wirklich in den Sinn, dass es aussichtslos ist, Blogger um Kooperation zu bitten: Alle arbeiten eigensinnig und ohne persönlichen Nutzen vor sich hin, und dennoch behaupten alle, persönlich von ihren Blogs zu profitieren. Sieht man freilich genau hin, so haben selbst die Topnamen in der deutschen Bloggerei so gut wie nichts mehr zu sagen – es sei denn, sie glauben, Gebetsmühlen könnten sprechen. Nehme ich die Polemik einmal weg, so bleibt dies: Wenn Menschen zusammenkommen und etwas zusammen planen, dann vervielfältigen sich die Potenziale und es entsteht Synergie – wenn Menschen von sich hinschreiben dann erschöpfen sich ihre Potenziale und die Ergebnisse werden von Monat zu Monat schlechter. Es ist, als ob man eine Zitrone auspresst: Irgendwie kommt immer noch etwas Saft, aber irgendwann ist es auch damit aus – neue Zitronen müssen her.

Wenn sie meinen, noch ein Paar Früchtchen im Ärmel zu haben, ist es ja nie zu spät, mal mit der Zusammenarbeit zu beginnen. Bei mir finden Sie jedenfalls immer ein offenes Ohr. Aber tun sie es bitte schnell – der erste September kommt bald, und zum Jahresende wird dann die erste Bilanz gezogen. Meine Einladung an Blogger(innen) geht selbstverständlich auch an alle Journalistinnen und Journalisten.

Was ich sonst noch zu sagen hätte? Ach, liebe Damen und Herren Herausgeber, ich wundere mich, dass Ihre Wochenendausgaben immer noch ohne Sehpferd auskommen. Sie wollten doch Leser, oder irre ich mich?

 

Add to Technorati FavoritesMy Popularity (by popuri.us)

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma

development