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einig fallerland

Deutsche, die an keinem Ort dieser Welt das Vaterland missen möchten, werden hier fündig. Garantiert.

Muss ich eigentlich dauernd wissen, wo sich ein gewisser Herr Kaplan befindet? Eigentlich nicht. Doch die Politiker der BRD, allen voran die rechtskonservativen Ausländerhasser, haben nun wieder Wasser auf ihre Mühlen bekommen - und Deutschland hat abermals ein Thema, das eigentlich überflüssig ist.

Wichtig wäre, den Wirtschaftsaufschwung voranzutreiben. Doch jetzt kommen erst einmal wieder die Bremser auf die Wirtschaftslokomotive: „Unterschriftenaktion gegen den Sozialabbau“ heißt so etwas dann marktwirksam, und viele Arbeitnehmer werden denken: „Nun, ja, unterschreiben kann man ja mal“.

Kostet ja nichts – und hat mit dem wirklichen Sozialabbau auch nichts zu tun, sondern nur darum, der kränkelnden Gewerkschaft mal wieder etwas Glanz überzuhauchen.

Nun wissen wir, dank Nadja Auermann und dem Stern, woran wir kranken: an unserem fehlenden Nationalgefühl. „Es ist ungesund, keines zu haben“, sagte die zweifache Mutter dem Stern. Möglicherweise könnte das „Fehlen von Nationalgefühl“ demnächst auch als psychische Krankheit behandelt werden – damit wir alle an Wurzel und Stamm gesunden. Schließlich fehlt uns möglicherweise nicht nur das „Nationalgefühl“ sonder auch noch ein „gesundes Volksempfinden“.

Überhaupt kann man von der unnahbaren Späterblondeten noch mehr lernen: : sie kaufe, so offenbarte sie verblüfften Pressevertretern, ja nicht einmal Modemagazine – die lese sie im Flugzeug, weil sie dort umsonst seien.

Nein, ich beschäftige mich nicht mit Fußball – aber das merkwürdige Ballspiel ist nun einmal eine Faszination für Millionen Menschen, und deswegen ist es wohl wichtig. Nun hat also die FIFA beschlossen, die Fußballweltmeisterschaft 2010 nach Südafrika zu vergeben, und was fällt einem deutschen Sportredakteur dazu ein?

Nun, wir erwarteten nichts Besseres. „Das ist aber risikoreich“ schrieb ein deutscher Federfuchser Namens Georg Gulde, seines Zeichens Sportredakteur bei der „Badischen Zeitung“.

„Risikoreich“ – das Wort, das Deutschland in Bann hält, das Wort, das uns die Hände bindet, das Wort, das uns wirtschaftlich zurückwirft. Wie wäre es, wenn wir es mal mit dem Wort „Chance“ versuchen würden? Dort, in Südafrika, hat man dies längst begriffen. Hier wird man es noch lernen müssen.

Die deutsche “Ausbildungsabgabe”, die ohnehin ein lächerlicher Auswuchs deutscher Gewerkschaftsmentalität ist, darf nun mit weiterer Häme rechnen: Selbstverständlich müssten auch Bordelle eine „Ausbildungsabgabe“ zahlen, wenn sie nicht genügend „Nachwuchs“ ausbilden würden.

Der „Nachwuchs“ soll sich freilich eher auf „Kellner und kaufmännische Angestellte“ beziehen, ließen die Koalitionäre von SPD und Grünen verlauten. Eine Ausnahme für Bordelle soll es nicht geben – im „zuständigen“ Bildungsministerium befürchtete man „große Abgrenzungsschwierigkeiten“.

Die Meldung des Spiegel wurde über Ananova und ähnliche Nachrichtenkanäle inzwischen über die ganze Welt verbreitet. Wie war das? Lachte da jemand?

Wenn im einig Fallerland, etwas klappt, dann sind es die Possen: Der Baden-Württembergische Landtag gebot jetzt „keine politischen, religiösen, weltanschaulichen oder ähnliche äußeren Bekundungen ab(zu)geben, die geeignet sind, die Neutralität des Landes (oder den) Schulfrieden zu gefährden oder zu stören". Dass Sozialdemokratie nicht vor Borniertheit schützt, wurde auch klar: Die meisten SPD-Abgeordneten stimmten dem Gesetz zu.

Hinter dem Bandwurmsatz , der vordergründig ja noch ganz plausibel klingt, steht nur eines: Kopftücher raus aus der Schule. Denn anders als beim Nachbarn Frankreich geht es Regierung und Landtag nicht wirklich um die Trennung von Staat und Kirche, sondern um die Heiligtümer des „Abendlandes“, denn „entsprechende Darstellung christlicher und abendländischer Bildungs- und Kulturwerte widerspreche nicht diesem Gebot“.

Fragt sich nur, ob das einig Fallerland keine anderen Probleme hat, oder auch dies: Da streuen die Volksvertreter dem Bürger weltanschaulichen Sand in die Augen. Schlafe, einig Fallerland.

Mehr (beispielsweise) in der FAZ.

Noch ist Herr Köhler nicht einmal Bundespräsident, da kürt er schon eine Pfarrerstochter zur Kanzlerin: „Und ich werde im Prinzip den gleichen Ansatz haben, wenn dann hoffentlich jemand von der CDU - Frau Merkel - Bundeskanzlerin ist." Schrieb rp-online.

Was bitte, soll das, Herr Köhler? „Ich mach dich zum Präsidenten, dafür machst du mich zur Kanzlerin?“

Von einem Kandidaten zum Bundespräsidenten hätten wir uns mehr erwartet. Vor allem mehr Schweigsamkeit, wenn es angebracht ist.

Mehr zum Beruf des Köhlers.

Solange Ministerinnen sich mediumswirksame Empörungsmasken anlegen, braucht die Produktionsgesellschaft Endemol keine Angst um die Popularität einer Sendung zu haben, die an sich nicht auf das Gemüt von Ministerinnen abzielt, sondern auf Verkäuferinnen und Friseurinnen: Natürlich ist die Rede von "Big Brother".

Warum die Berliner SPD-Ministerin Renate S. und ihre CSU-Kollegin Monika H. auf den Fliegenleim der Produktionsgesellschaft Endemol gegangen sind, wissen wahrscheinlich nur sie selbst und ein paar Journalisten der BILD-Zeitung, in der das Ganze gestanden haben soll.

Offenbar haben die Damen derzeit keine anderen Probleme.

Gelesen habe ich es im Spiegel.

Nachdem die Springer-Blätter und fast die gesamte bürgerliche Presse den Kandidaten Horst Köhler in den Himmel heben, sagt Süddeutsche-Redakteur Bernd Oswald deutlich, was er zum Vorschlagskandidaten für das Amt des Deutschen Bundespräsidenten hält: „Sie haben in kurzer Zeit auch schon bewiesen, was für ein toller Phrasendrescher Sie sind“ - und: „So ein Geblubber nervt“. Recht hat er, der Mann.

Der Kandidat ist kaum aus dem Eeene-Meene-Muh-Zirkus seiner Nominierung hervorgegangen, da gibt er auch schon BILD-Interviews: Host Köhler, seines Zeichens gemeinsamer Kandidat von CDU, CSU und FDP für das Amt des Deutschen Bundespräsidenten, weiß, was die Politik alles falsch gemacht hat, und er sagt es auch. Klingt nicht sehr nach Bundespräsident, eher nach Besserwisser.

Allerdings haben wir in Deutschland schon genug Besserwisser, so dass wir uns fragen, wozu wir diesen Kandidaten brauchen. Im Übrigen meinte Herr Köhler, dass Deutschland ein „Land mit großartigen Menschen“ sei: Großartig, Herr Köhler, einfach Großartig – sollte mal in ein Synonymlexikon gucken, der Mann.

Gelesen bei: ntv

 

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