aufgegriffen
Als ich das Wort heute Morgen zum ersten Mal las, schwamm es noch in der Wörtersuppe herum wie alle anderen auch: das Wort „kinderentwöhnt“. Erst als ich es hörte, gar noch aus dem Munde einer leibhaftigen Ministerin, ging mir ein Licht auf. „kinderfeindlich“ wird in Zukunft im Rahmen eines Wortverdrehungsprogramms in „kinderentwöhnt“ umgewandelt.
Fragt sich, was das soll. Diese Republik ist, insgesamt genommen, nicht sehr freundlich zu Kindern und keinesfalls „kinderentwöhnt“. Wer einmal ein kinderfreundliches Land sehen will, darf sich gerne in einem der skandinavischen Länder orientieren und dann vergleichen.
Was sagte nun die Ministerin? Dieses: „Wir sind zwar kein kinderfeindliches Land, aber ein kinderentwöhntes“. Neu daran ist neben dem neuen Ersatzwort vor allem, dass „wir“ ein „Land“ sind – bisher dachte ich immer noch, wir seien Bürger eines Landes.
Richtig sollte es so heißen: Unter den Bürgern dieses Landes gibt es zu viele, die Kindern unfreundlich gegenübertreten und ihre Belange nicht ernst genug nehmen. So wird ein Schuh draus und so kommen wir auch der Wahrheit einen Schritt näher.
Fragt sich, was das soll. Diese Republik ist, insgesamt genommen, nicht sehr freundlich zu Kindern und keinesfalls „kinderentwöhnt“. Wer einmal ein kinderfreundliches Land sehen will, darf sich gerne in einem der skandinavischen Länder orientieren und dann vergleichen.
Was sagte nun die Ministerin? Dieses: „Wir sind zwar kein kinderfeindliches Land, aber ein kinderentwöhntes“. Neu daran ist neben dem neuen Ersatzwort vor allem, dass „wir“ ein „Land“ sind – bisher dachte ich immer noch, wir seien Bürger eines Landes.
Richtig sollte es so heißen: Unter den Bürgern dieses Landes gibt es zu viele, die Kindern unfreundlich gegenübertreten und ihre Belange nicht ernst genug nehmen. So wird ein Schuh draus und so kommen wir auch der Wahrheit einen Schritt näher.
sehpferd - am Montag, 17. Januar 2005, 23:02 - Rubrik: aufgegriffen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Wer etwas über das deutsche Wesen erfahren will, insbesondere darüber, warum in diesem Lande so wenig zustande kommt (und anderwärts eben mehr), muss lesen, was eine deutsche Tageszeitung zur neuen Kopenhagener Oper schreibt. Nein, wirklich Negatives gab es nicht, außer ein paar vernachlässigbaren architektonischen Details, die man vielleicht auch anders hätte lösen können.
Aber die Unverschämtheit, seiner Stadt eine neue Oper zu schenken, dafür 335 Millionen Euro auf den Tisch zu legen und dann noch selbst bestimmen zu wollen, wie sie aussieht, die muss man natürlich breit auswalzen – und am Ende verurteilen: der Staat sei viel zu zahm und zahnlos, deshalb verlöre er die Fähigkeit, derartige Geschenke abzulehnen.
Aber die Unverschämtheit, seiner Stadt eine neue Oper zu schenken, dafür 335 Millionen Euro auf den Tisch zu legen und dann noch selbst bestimmen zu wollen, wie sie aussieht, die muss man natürlich breit auswalzen – und am Ende verurteilen: der Staat sei viel zu zahm und zahnlos, deshalb verlöre er die Fähigkeit, derartige Geschenke abzulehnen.
sehpferd - am Montag, 17. Januar 2005, 13:53 - Rubrik: aufgegriffen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Was mich an diesem Land so stört? Sie wollen es wissen? Ich sage es ihnen:
Dass wir die Probleme der Zukunft nicht mutig anpacken, sondern über Grundsatzfragen schwadronieren, bis die anderen uns die Butter vom Brot geklaut haben.
Da ist die Diskussion um die Moral, ob ein Vater ein Vater sein muss, wenn er kein Vater ist, hier die Diskussion darüber, ob man Geschäfte machen soll, wenn doch sowieso alle kein Geld haben, um etwas zu kaufen, und morgen werden wir sicher darüber diskutieren, ob sich der Niedergang Deutschlands nicht durch ein Forschungsprojekt über den Niedergang Deutschlands noch verhindern ließe. Ich könnte diese Liste fortsetzen, aber ich verkneife es mir.
Ach, sie glauben, ich hätte abgehoben? Mitnichten. Ich bin mitten auf der Erde, in einer Kleinstadt. Vorhin war ich zum Beispiel einkaufen. Zwei junge Frauen diskutierten darüber, dass sie vielleicht bald sonntags arbeiten müssen. Vor einigen Monaten diskutierten sie noch darüber, dass sie jetzt am Samstag länger arbeiten müssen, und vor ein paar Jahren haben sie darüber diskutiert, dass sie jetzt bis 20 Uhr arbeiten müssen. Ihre Argumente waren immer die Gleichen: „Die Kunden haben doch Kühlschränke, was müssen die so spät noch bei uns einkaufen“. Dass ihre besseren Tante-Emma-SB-Läden und damit ihre Arbeitsplätze überhaupt nur noch existieren, weil die Kundschaft weiß, dass sie hier ihren Tagesbedarf noch schnell decken kann, wann immer es ihr gefällt, beachteten sie nicht.
Deutschland eben. Der Kunde hat gefälligst das zu tun, was die Ladenmädchen wollen – sonst werden sie pampig.
Dies sollte ich vielleicht hinzufügen: zwei Bahnstationen mit der S-Bahn weiter ist der "Badische Bahnhof". Man muss nur einsteigen, sechs Minuten fahren und befindet sich dann in einem herrlichen Supermarkt, der jeden Tag bis Mitternacht geöffnet ist. Es heißt, dass er auch viele deutsche Kunden habe, vor allem an Wochenenden und an Feiertagen.
Dass wir die Probleme der Zukunft nicht mutig anpacken, sondern über Grundsatzfragen schwadronieren, bis die anderen uns die Butter vom Brot geklaut haben.
Da ist die Diskussion um die Moral, ob ein Vater ein Vater sein muss, wenn er kein Vater ist, hier die Diskussion darüber, ob man Geschäfte machen soll, wenn doch sowieso alle kein Geld haben, um etwas zu kaufen, und morgen werden wir sicher darüber diskutieren, ob sich der Niedergang Deutschlands nicht durch ein Forschungsprojekt über den Niedergang Deutschlands noch verhindern ließe. Ich könnte diese Liste fortsetzen, aber ich verkneife es mir.
Ach, sie glauben, ich hätte abgehoben? Mitnichten. Ich bin mitten auf der Erde, in einer Kleinstadt. Vorhin war ich zum Beispiel einkaufen. Zwei junge Frauen diskutierten darüber, dass sie vielleicht bald sonntags arbeiten müssen. Vor einigen Monaten diskutierten sie noch darüber, dass sie jetzt am Samstag länger arbeiten müssen, und vor ein paar Jahren haben sie darüber diskutiert, dass sie jetzt bis 20 Uhr arbeiten müssen. Ihre Argumente waren immer die Gleichen: „Die Kunden haben doch Kühlschränke, was müssen die so spät noch bei uns einkaufen“. Dass ihre besseren Tante-Emma-SB-Läden und damit ihre Arbeitsplätze überhaupt nur noch existieren, weil die Kundschaft weiß, dass sie hier ihren Tagesbedarf noch schnell decken kann, wann immer es ihr gefällt, beachteten sie nicht.
Deutschland eben. Der Kunde hat gefälligst das zu tun, was die Ladenmädchen wollen – sonst werden sie pampig.
Dies sollte ich vielleicht hinzufügen: zwei Bahnstationen mit der S-Bahn weiter ist der "Badische Bahnhof". Man muss nur einsteigen, sechs Minuten fahren und befindet sich dann in einem herrlichen Supermarkt, der jeden Tag bis Mitternacht geöffnet ist. Es heißt, dass er auch viele deutsche Kunden habe, vor allem an Wochenenden und an Feiertagen.
sehpferd - am Donnerstag, 13. Januar 2005, 21:12 - Rubrik: aufgegriffen
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Glaubt man den Umfragen, die Herrenzeitschriften so veranstalten, so hat über ein Drittel der deutschen Frauen einen Mann schon mal mit einer Lüge ins Bett gebracht, und weit über ein Viertel der befragten Frauen Schickern Männer an, um sie ins Bett zu lotsen. Doch scheinen deutsche Frauen ganz besonders gewaltbereit zu sein: 15 Prozent gaben an, ihre Liebhaber schon einmal zum Sex gezwungen zu haben.
Das mit dem Lügen verstehe ich, das mit dem Alkohol bis zu einem gewissen Grad (war zu viel Alkohol nicht potenzschädlich?), aber die Sache mit der Gewalt? Handschellen? Queening? Hiebe? Nun, vielleicht erfahren wir darüber ja noch mehr im FHM, das dergleichen behauptet.
Das mit dem Lügen verstehe ich, das mit dem Alkohol bis zu einem gewissen Grad (war zu viel Alkohol nicht potenzschädlich?), aber die Sache mit der Gewalt? Handschellen? Queening? Hiebe? Nun, vielleicht erfahren wir darüber ja noch mehr im FHM, das dergleichen behauptet.
sehpferd - am Donnerstag, 13. Januar 2005, 19:44 - Rubrik: aufgegriffen
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Heute ist der Tag der Kommentare. Thema ist der Bankert, und wieder einmal ist es der Tag der Edelmenschen unter den Kolumnisten.
„Wer heiratet, ist prinzipiell bereit, alle Kinder der Gattin als eigene mit zu Erziehen. Wer die Vaterschaft eines nichtehelichen Kindes annimmt, sagt Ja zur Vaterrolle. Laut Gesetz soll diese Vaterrolle nur in extremen Ausnahmefällen hinterfragt werden können, damit das Kind ein stabiles Umfeld hat.“. Das schrieb Christian Rath in der taz, und, ganz ähnlich, in der „Badischen Zeitung“.
Man könnet über dergleichen Aussagen in Zynismus verfallen: der Bankert gehört zu Familie wie die Waschmaschine. Auf Gutmenschendeutsch: „die hohen Hürden … bei der Vaterschaftsanfechtung … dienen … dem Wohl des Kindes“.
Ein Kind, das einen fremden Mann für seinen Vater hält? Man könnte hohnlachen. Kinder bleiben nicht immer Kinder, und es ist ein Menschenrecht, zu wissen, wer sein Vater ist. Das „Wohl des Kindes“ wird einmal mehr vorgeschoben.
Natürlich bin ich zu einer differenzierteren Betrachtung bereit und in der Lage. Nur bedarf es dazu auch differenzierterer Kommentare. Wer heiratet, ist eben nicht prinzipiell bereit, jeden Bankert mit zu erziehen.
„Wer heiratet, ist prinzipiell bereit, alle Kinder der Gattin als eigene mit zu Erziehen. Wer die Vaterschaft eines nichtehelichen Kindes annimmt, sagt Ja zur Vaterrolle. Laut Gesetz soll diese Vaterrolle nur in extremen Ausnahmefällen hinterfragt werden können, damit das Kind ein stabiles Umfeld hat.“. Das schrieb Christian Rath in der taz, und, ganz ähnlich, in der „Badischen Zeitung“.
Man könnet über dergleichen Aussagen in Zynismus verfallen: der Bankert gehört zu Familie wie die Waschmaschine. Auf Gutmenschendeutsch: „die hohen Hürden … bei der Vaterschaftsanfechtung … dienen … dem Wohl des Kindes“.
Ein Kind, das einen fremden Mann für seinen Vater hält? Man könnte hohnlachen. Kinder bleiben nicht immer Kinder, und es ist ein Menschenrecht, zu wissen, wer sein Vater ist. Das „Wohl des Kindes“ wird einmal mehr vorgeschoben.
Natürlich bin ich zu einer differenzierteren Betrachtung bereit und in der Lage. Nur bedarf es dazu auch differenzierterer Kommentare. Wer heiratet, ist eben nicht prinzipiell bereit, jeden Bankert mit zu erziehen.
sehpferd - am Donnerstag, 13. Januar 2005, 09:13 - Rubrik: aufgegriffen
Inzwischen wissen wir: Frau Zypries will das Gesetz mit all ihrer Macht durchsetzen – und sie verteidigt es mit Klauen und Zähnen. Für wen? Gegen wen? Es geht darum, so genannte „geheime“ Gentests zu verhindern, die eindeutig Aufschluss über die Vaterschaft geben können. Geheim sind sie vor allem für Frauen – die Kinder können darüber ja noch nicht selbst entscheiden.
Nein, es sei kein Gesetz gegen die Männer, beeilte sich die Sprecherin des Justizministeriums zu erklären, es gehe vielmehr um höhere Werte, und die Gene seien schließlich ein hoher Wert – ohne Einwilligung der Betroffenen dürften sie keinesfalls untersucht werden.
Was sie nicht sagte, war dies: Damit wird es einem Mann praktisch unmöglich gemacht, sich davon zu überzeugen, dass er der Vater seines Kindes ist, denn das Kind kann seine Rechte ja nicht selbst vertreten – also wäre die Einwilligung der Mutter nötig. Die freilich wird sich hüten, wenn sie dem Ehemann einen Bankert unterschiebt, denn nur so kann sie gegenüber der Gesellschaft das Gesicht wahren – und ihren Liebhaber vor finanziellen Forderungen schützen.
So werden wir also ein Gesetz bekommen, das die unehrenhafte Frau schützt, und sonst niemanden. Als Mann wird man den Verdacht nicht los, als sei das Gesetz von Frauen für Frauen gemacht worden – und nicht gerade für die ehrenwerten Menschen unter den Frauen.
Man mag streiten, ob Vaterschaftstests noch durchgeführt werden sollten, wenn das Kind den Vater als Vater anerkannt hat und der Vater das Kind als sein Kind. Man mag soziale und psychologische Fakten oder Meinungen darüber haben und verbreiten. Und man mag auch das Mäntelchen der Liebe über den Bankert halten. Eines aber ist sicher: Jeder Mensch hat ein Recht darauf, zu wissen, wer sein Vater ist.
Warum führen wir eigentlich keine obligatorischen Vaterschaftstests ein? Ich weiß, dass die Datenschützer jetzt Schaum vor dem Mund haben werden. Aber wenn denn die Gene so ein heiliges Gut sind, wie die Justizministerin uns jetzt zu erklären versucht, sind sie dann nicht wenigstens so wertvoll, dass wir wissen dürfen, wer uns eigentlich gezeugt hat?
Heute hat auch der Bundesgerichtshof entschieden. Für die Menschen im Land, die so etwas nicht unterscheiden können, sieht es so aus, als seien der Gesetzesentwurf der Ministerin und die Entscheidung des Gerichts zwei Seiten einer Medaille. Das ist mitnichten so. Das Gericht konnte gar nicht anders entscheiden. Doch auch das wird der Bürger nicht verstehen: Wenn ich als Mann weiß, nicht der Vater meines angeblichen ehelichen Kindes zu sein, warum muss ich dann noch einen Beweis des Beweises erbringen? Juristen könnten das erklären, natürlich. Aber der Bürger misstraut den Erklärungen aus dieser Richtung mittlerweile genau so, wie er einer Regierung misstraut, die Gesetze zugunsten von betrügerischen Ehefrauen schaffen will. Wir werden nicht verhindern können, dass sich die betroffenen Väter als Opfer der Frauen, aber auch als Opfer der Justiz sehen.
Bankert = uneheliches Kind, Kind, dass auf einer Bank (und nicht im Bett) gezeugt wurde
Nein, es sei kein Gesetz gegen die Männer, beeilte sich die Sprecherin des Justizministeriums zu erklären, es gehe vielmehr um höhere Werte, und die Gene seien schließlich ein hoher Wert – ohne Einwilligung der Betroffenen dürften sie keinesfalls untersucht werden.
Was sie nicht sagte, war dies: Damit wird es einem Mann praktisch unmöglich gemacht, sich davon zu überzeugen, dass er der Vater seines Kindes ist, denn das Kind kann seine Rechte ja nicht selbst vertreten – also wäre die Einwilligung der Mutter nötig. Die freilich wird sich hüten, wenn sie dem Ehemann einen Bankert unterschiebt, denn nur so kann sie gegenüber der Gesellschaft das Gesicht wahren – und ihren Liebhaber vor finanziellen Forderungen schützen.
So werden wir also ein Gesetz bekommen, das die unehrenhafte Frau schützt, und sonst niemanden. Als Mann wird man den Verdacht nicht los, als sei das Gesetz von Frauen für Frauen gemacht worden – und nicht gerade für die ehrenwerten Menschen unter den Frauen.
Man mag streiten, ob Vaterschaftstests noch durchgeführt werden sollten, wenn das Kind den Vater als Vater anerkannt hat und der Vater das Kind als sein Kind. Man mag soziale und psychologische Fakten oder Meinungen darüber haben und verbreiten. Und man mag auch das Mäntelchen der Liebe über den Bankert halten. Eines aber ist sicher: Jeder Mensch hat ein Recht darauf, zu wissen, wer sein Vater ist.
Warum führen wir eigentlich keine obligatorischen Vaterschaftstests ein? Ich weiß, dass die Datenschützer jetzt Schaum vor dem Mund haben werden. Aber wenn denn die Gene so ein heiliges Gut sind, wie die Justizministerin uns jetzt zu erklären versucht, sind sie dann nicht wenigstens so wertvoll, dass wir wissen dürfen, wer uns eigentlich gezeugt hat?
Heute hat auch der Bundesgerichtshof entschieden. Für die Menschen im Land, die so etwas nicht unterscheiden können, sieht es so aus, als seien der Gesetzesentwurf der Ministerin und die Entscheidung des Gerichts zwei Seiten einer Medaille. Das ist mitnichten so. Das Gericht konnte gar nicht anders entscheiden. Doch auch das wird der Bürger nicht verstehen: Wenn ich als Mann weiß, nicht der Vater meines angeblichen ehelichen Kindes zu sein, warum muss ich dann noch einen Beweis des Beweises erbringen? Juristen könnten das erklären, natürlich. Aber der Bürger misstraut den Erklärungen aus dieser Richtung mittlerweile genau so, wie er einer Regierung misstraut, die Gesetze zugunsten von betrügerischen Ehefrauen schaffen will. Wir werden nicht verhindern können, dass sich die betroffenen Väter als Opfer der Frauen, aber auch als Opfer der Justiz sehen.
Bankert = uneheliches Kind, Kind, dass auf einer Bank (und nicht im Bett) gezeugt wurde
sehpferd - am Mittwoch, 12. Januar 2005, 23:33 - Rubrik: aufgegriffen
Rollenspiele sind gegenwärtig der große Renner unter den erotischen Aktivitäten der Menschen, die man gemeinhin als die „mittlere“ Generation bezeichnet. Das beliebteste Spiel heißt: Unterwirf mich – und du wirst reich belohnt.
Nachfrager sind Frauen und Männer. Anbieter ist – kaum jemand. Jedenfalls nicht im unkommerziellen Teil der Begegnungen. Die Marktlücke hinterlässt Frust. Man erkennt Frauen, die sich in den einschlägigen Quasselboxen eng zusammenkuscheln, und hoffen, ein Dom möge erscheinen. „Vor BDSM war das Leben irgendwie leichter“ stöhnt eine.
Nun ja, vor dem ersten Zungenkuss war das Leben auch irgendwie einfacher.
(sehpferd verschweigt seine Quelle)
Nachfrager sind Frauen und Männer. Anbieter ist – kaum jemand. Jedenfalls nicht im unkommerziellen Teil der Begegnungen. Die Marktlücke hinterlässt Frust. Man erkennt Frauen, die sich in den einschlägigen Quasselboxen eng zusammenkuscheln, und hoffen, ein Dom möge erscheinen. „Vor BDSM war das Leben irgendwie leichter“ stöhnt eine.
Nun ja, vor dem ersten Zungenkuss war das Leben auch irgendwie einfacher.
(sehpferd verschweigt seine Quelle)
sehpferd - am Mittwoch, 12. Januar 2005, 18:14 - Rubrik: aufgegriffen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Dies will ich aufgreifen: das meiste, was wir heute über unser Menschsein lesen, stammt aus dem Wissensschatz des ersten Teils des vorigen Jahrhunderts. Behält man dieses Bild bei, so steht auf der einen Seite der kühle Intellekt, den man schnell mit den Machenschaften des Holländermichels identifiziert. Auf der anderen Seite aber steht das Glasmännlein, das Gefühle, Empfindungen und Intuition repräsentiert.
Doch Gefühle und Empfindungen haben auch etwas mit Chemie und Biologie zu tun, Empfindungen und Intuition sehr viel mit Nachrichtentechnik, Datenübermittlung und Datenverarbeitung - dieses Wissen kam allerdings erst im zweiten Teil des vergangenen Jahrhunderts auf.
Ich sage dies nicht, um den Menschen, die auf ihre Gefühle bauen und ihren Intuitionen vertrauen, den Tag zu verderben, sondern zu Gunsten derer, denen durch Fehler in der Gefühlswelt wie auch in der Intuition der Tag vermasselt wird.
Doch Gefühle und Empfindungen haben auch etwas mit Chemie und Biologie zu tun, Empfindungen und Intuition sehr viel mit Nachrichtentechnik, Datenübermittlung und Datenverarbeitung - dieses Wissen kam allerdings erst im zweiten Teil des vergangenen Jahrhunderts auf.
Ich sage dies nicht, um den Menschen, die auf ihre Gefühle bauen und ihren Intuitionen vertrauen, den Tag zu verderben, sondern zu Gunsten derer, denen durch Fehler in der Gefühlswelt wie auch in der Intuition der Tag vermasselt wird.
sehpferd - am Mittwoch, 12. Januar 2005, 18:08 - Rubrik: aufgegriffen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Jetzt wissen wir es genau: Die Phrasen aus den Katastrophengebieten kommen von „satte(n) Touristen in heil gebliebenen Hotels“, die „den Reportern in die Blöcke diktierten“. Nein, der Satz stammt nicht aus dem „Neuen Deutschland“, sondern von RAINER SCHAUER, seines Zeichens Kolumnist bei der „Frankfurter Rundschau“, und dann folgt eine Belehrung in deutscher Moral: Es ist nicht gut an den Stränden zu bleiben, auch wenn man dort vom Tourismus lebt, weil vom Tourismus leben nur dann gut ist, wenn die Einheimischen auch erheblich davon profitieren und nicht nur die Brosamen aufsammeln, die auf den Restauranttischen übrig bleiben.
Was bitte nützt einem Hotelangestellten, einem Fischer, einem Kleinbauern oder einer Hure (ich verwende die Vorgaben) in den katastrophengebeutelten Küstenstädten, wenn die Gäste fortbleiben? Es bringt ihn sie um ihr Einkommen, das sie gerade bitter nötig brauchen – und nicht nur sie. Denn von ihrem Geld leben auch noch andere – und sie können nun wieder damit beginnen, sich Existenzen aufzubauen. Offensichtlich ist „Wirtschaft“ für die Gourmetmoralisten ein unbekanntes Wort.
Es ist wieder die Zeit der Betroffenheitskostüme. Plötzlich ist Tourismus wieder schlecht, weil die Menschen vor Ort eigentlich kaum Geld damit verdienen, denn „den Reibach machen in erster Linie ausländische Reiseveranstalter, Fluggesellschaften und Hotelketten“, und dann werden noch die dänischen Molkereien, schottischen Destillen und französischen Käsereien erwähnt, die ebenfalls verdienen. All dies hätte man auch zu anderen Zeiten schreiben können. Aber jetzt – jetzt macht es sich natürlich besser.
Was bitte nützt einem Hotelangestellten, einem Fischer, einem Kleinbauern oder einer Hure (ich verwende die Vorgaben) in den katastrophengebeutelten Küstenstädten, wenn die Gäste fortbleiben? Es bringt ihn sie um ihr Einkommen, das sie gerade bitter nötig brauchen – und nicht nur sie. Denn von ihrem Geld leben auch noch andere – und sie können nun wieder damit beginnen, sich Existenzen aufzubauen. Offensichtlich ist „Wirtschaft“ für die Gourmetmoralisten ein unbekanntes Wort.
Es ist wieder die Zeit der Betroffenheitskostüme. Plötzlich ist Tourismus wieder schlecht, weil die Menschen vor Ort eigentlich kaum Geld damit verdienen, denn „den Reibach machen in erster Linie ausländische Reiseveranstalter, Fluggesellschaften und Hotelketten“, und dann werden noch die dänischen Molkereien, schottischen Destillen und französischen Käsereien erwähnt, die ebenfalls verdienen. All dies hätte man auch zu anderen Zeiten schreiben können. Aber jetzt – jetzt macht es sich natürlich besser.
sehpferd - am Montag, 10. Januar 2005, 21:38 - Rubrik: aufgegriffen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen
Unsere Lehrer redeten noch abfällig über ihn: Er sei ja eben nur ein LKW-Fahrer, was solle man da schon erwarten – schließlich waren Mozart und Beethoven nie Lastwagenfahrer. Doch trotz alledem wurde er die wichtigste Personen in der mittlerweile langen Geschichte des Rock ’n’ Roll. Er, der Weiße, er der Wilde, er, der Erotische. Elvis eben.
Die Schwarzen, die eigentlichen Erfinder des Rock, waren zwar wild und mindestens teilweise ebenfalls erotisch, doch sie waren eben nicht weiß: Elvis kam da gerade richtig.
Wie auch beim Jazz ist beim Rock die Frage nach dem Ursprung ungeklärt, nur eines erscheint bei beiden Musikformen mittlerweile sicher zu sein: die eigentlichen Macher wirkten im Hintergrund. Sobald die ersten rockigen Songs am Markt Erfolg hatten, wurden die Weichen für den neuen Zug gestellt, der bis heute über die Schienen donnert. Die Interpreten wurden Markennamen innerhalb eines gigantischen Geschäfts, das vielen nützte – und einigen schadete. Trompeter, Posaunisten und Klarinettisten verschwanden aus der Popmusik, und mit ihnen Engelschöre und Streicherwolken. Eine Weile noch röhrte das Tenorsaxofon wie eine rostige Axt durch den Rock, dann wurde es auch von den Gitarren erschlagen.
Rock? Nun ja. Langsam ist der Saft raus aus der Zitrone. Es wäre an der Zeit, etwas Neues zum Ausquetschen zu finden.
Die Schwarzen, die eigentlichen Erfinder des Rock, waren zwar wild und mindestens teilweise ebenfalls erotisch, doch sie waren eben nicht weiß: Elvis kam da gerade richtig.
Wie auch beim Jazz ist beim Rock die Frage nach dem Ursprung ungeklärt, nur eines erscheint bei beiden Musikformen mittlerweile sicher zu sein: die eigentlichen Macher wirkten im Hintergrund. Sobald die ersten rockigen Songs am Markt Erfolg hatten, wurden die Weichen für den neuen Zug gestellt, der bis heute über die Schienen donnert. Die Interpreten wurden Markennamen innerhalb eines gigantischen Geschäfts, das vielen nützte – und einigen schadete. Trompeter, Posaunisten und Klarinettisten verschwanden aus der Popmusik, und mit ihnen Engelschöre und Streicherwolken. Eine Weile noch röhrte das Tenorsaxofon wie eine rostige Axt durch den Rock, dann wurde es auch von den Gitarren erschlagen.
Rock? Nun ja. Langsam ist der Saft raus aus der Zitrone. Es wäre an der Zeit, etwas Neues zum Ausquetschen zu finden.
sehpferd - am Montag, 10. Januar 2005, 12:08 - Rubrik: aufgegriffen
noch nichts dazu gesagt - etwas dazu sagen