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Ich höre, gerade, dass Postzusteller einen „Mindestlohn“ von 9,80 Euro bekommen sollen – wie ich denn überhaupt sehr viel über Mindestlöhne und sonstige Anspruchshaltungen in Deutschland höre.

Mancher freie Journalist und mancher Schriftsteller wäre froh, wenn er diese 10 Euro bereits in der Tasche hätte – und mancher andere Freiberufler sicher auch. Rechnen Sie mal nach, wie „goldig“ das Einkommen der Selbstständigen ist: 20 Tage je 12 Stunden Arbeit pro Tag (knapp gerechnet) macht nach dem „Modell“ der Postleute 2400 Euro im Monat – leider aber erst Brutto - und das Brutto ist beim Freiberufler nicht das Gleiche wie beim Postler - er muss noch mal gut 50 Prozent mehr verdienen, um am Ende den gleichen Nettolohn zu haben. Wer glaubt, dass Freiberufler in der Regel wirklich so viel verdienen, mag die Hand heben. Sagte gerade jemand, Postler arbeiteten auch keine 240 Stunden im Monat? Ja, warum denn dann Freiberufler?

Vielleicht sollte sich Herr Müntefering mal überlegen, warum sich immer mehr Freiberufler von der SPD abwenden.

(Korrigiert gegen 11:00 Uhr)

Für den Herrn Lafontaine (das ist der westliche Teil der Doppelspitze der möglichen Linkspartei) gibt es nichts zu entschuldigen – sondern zu erläutern. Das tat er denn auch, nämlich bei einer Rede in Kassel, wie verschiedene Zeitungen berichteten, und diese waren seine Worte: „Menschen, die hier in Container gezwungen werden und für Hungerlöhne arbeiten müssen, (wolle er) nicht als Gastarbeiter bezeichnen ...“.

Na schön, Herr Lafontaine. Dann bezeichnen sie die Leute eben als Spargelarbeiter oder Erdbeerarbeiter. Und wenn sie gerade mal dabei sind: Sie könnten eigentlich gleich mal ein paar deutsche Arbeitslose für die nächste Spargel- und Erdbeersaison nach Südbaden anheuern, denn der „Staat (ist ja) verpflichtet, seine Bürger zu schützen, (und er müsse deshalb) verhindern, dass Familienväter und Frauen arbeitslos werden, weil Fremdarbeiter zu niedrigen Löhnen ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen”.

Inzwischen guckt auch die österreichische Presse etwas irritiert auf den Herrn, der so spricht.

Zitat: "Was sich unter dieser Voraussetzung als "links" bezeichnet, ist in Wirklichkeit ziemlich rechts. Kein Wunder, dass sich die NPD von dem WASG-PDS-Bündnis bedroht fühlt. Sie werben um dieselben Stimmen und setzen dabei auf dieselben Muster: Panikmache und Protest."

Wer sich für Herrn Lafontaine interessiert sollte einmal die 10 Thesen lesen. Es ist genau die Art von Texten, die man braucht, um einen listigen Demagogen zu entlarven: Gefühle einfordern, die man nicht befehlen kann, Geld ausgeben, das man nicht hat, auf Gremien verweisen, auf die man in Wahrheit nicht genügend Einfluss hat, kurz: die Populistensuppe am Brodeln halten.

Schade, dass sogar Menschen auf ihn hereinfallen, die angeblich politisch gebildet sind. Lesen sie den Artikel und die Meinungen dazu - und bilden Sie sich dann selbst eine Meinung.

Wenn ich irgend etwas hasse, dann die Stellvertreter-Meckerei des recht gut verdienenden Mittelschicht an den sozialen Verhältnissen der deutschen Familie. Mit ihrem ständigen breit machen und wegdrängeln verhindern sie, dass den Menschen geholfen wird, die wirklich Hilfe benötigen..

Klar, dass eine Familie, die 3700 Euro netto heimbringt (das ist nur das Durchschnittseinkommen der 2-Kinder-Familie) , auch noch andere Bedürfnisse hat als die Kinder durchzubringen. Ein Eigenheim ist ja schon überwiegend vorhanden, und ein sattes Sparkonto auch, aber man könnte sich ja immer noch mehr vorstellen.

Meine Leserinnen und Leser, lassen sie sich bitte nicht für dumm verkaufen. Eine Mittelschicht-Familie mit halbwüchsigen Kindern und zwei Verdienern hat sehr wohl die Mittel, für die eigene Altersversorgung Geld zurückzulegen, und das Kindergeld tatsächlich für die Kinder zu verwenden. Wenn die Mittelschicht (vor allem in der mittleren Generation) nicht mit Geld umgehen kann, muss sie es eben lernen.

(Damit keine Missverständnisse aufkommen: Meine Eltern waren nicht auf Rosen gebettet: Kein Kindergeld für das erste Kind, kein Spitzeneinkommen, einfachste Verhätnisse, Not, Winter 1947 - nichts zum Fressen (wörtlich gemeint), minus 20 Grad im Winter und nichts zum Heizen).

Höret, ihr Deutschen, der Weg ist gefunden. Wisset, dass er nicht in der Senkung von Abgaben noch in der Erhöhung solcher besteht. Denn jemand ist gekommen, das Heil zu bringen: Jürgen Liminski ist sein Name, und er ist wahrhaftig ein gestandener Journalist – was freilich nichts darüber sagt, wie kompetent er ist.

Jedenfalls weiß er dies: Uns fehlen acht Millionen Konsumenten. Wären sie da, würde auch die Wirtschaft boomen. Wo wir dir herkriegen? Na Babys, was dachten sie? Wie man sie bekommt? Ach, das wissen sie nicht? Na, dann lesen sie mal.

Das „Neue Deutschland“ ist nicht gerade meine Lieblingslektüre – aber erstaunlicherweise gibt der langjährige DGB-Funktionär Dieter Hooge von der neuen (oder bereits alten?) Partei WASG einem derartigen Presseerzeugnis ein Interview.

In dem wesentlichen Teil kommt vier Mal das Wort „gegen“ und einmal relativ unqualifiziert das Wort „für“ vor.

„Gegen Arbeitszeitverlängerung, gegen Privatisierungswahn, gegen eine weitere Umverteilung von unten nach oben, gegen eine weitere Deregulierung des Arbeitsmarktes, für Tarifautonomie und Flächentarifverträge.“

Das Interview zeigt in etwa, was wir von der neuen Partei – ob mit oder ohne PDS - zu erwarten haben. Kein weiterer Kommentar meinerseits.

Der unter anderem von der Abgeordneten Ursula Vollmer, Wolfgang Thierse und Hermann Otto Solms eingebrachte Vorschlag eines „Kinderwahlrechts“ ist endlich vom Tisch: Am letzten Donnerstag lehnte das Parlament den überparteilichen Antrag einer Parlamentariergruppe ab.

Es ist seit Langem ein Rätsel, wer die eigentlichen Drahtzieher im Hintergrund der Kinderwahlkampagne sind – so absurd ist die ganze Sache. Selbst eine Liste der Abgeordneten, die sich für dieses merkwürdige Initiative eingesetzt haben, gibt keinen Aufschluss darüber, wer die eigentliche Interessenten an einem solchen Gesetz waren.

Selbst mit viel gutem Willen ist weder eine politische Absicht, noch eine politische Notwendigkeit hinter dieser Farce zu erkennen. Angeblich sollen so genannte „Kindergruppen“ involviert sein, doch welche politischen oder weltanschaulichen Kräfte wiederum hinter dieser Gruppierung stehen, bleibt ebenso rätselhaft.

Nach Presseinformationen wird unter anderem der "Familienbund der Katholiken" genannt, wenn von einem Wahlrecht von Geburt an die Rede ist.

Dass die Rechtschreibreform zum 1. August und damit zum neuen Schuljahr kommen würde, wissen die Lehrer seit langem – doch schon wieder nörgeln sie öffentlich daran herum.

Wir sollten den Damen und Herren Nörglern (nicht alle Lehrerinnen und Lehrer sind von dieser Art) vielleicht mal dies sagen: Als Lehrer erwarten wir von Ihnen, meine Damen und Herren, dass sie Vorbilder in Toleranz, Flexibilität und Kompromissbereitschaft sind. Als ewige Nörglerinnen und Nörgler hingegen geben sie ein schlechtes Vorbild ab.

Schon mal darüber nachgedacht? Wahrscheinlich nicht.

Dieser Beitrag hat denjenigen Wahrheitsgehalt, den satirische Beiträge üblicherweise haben“.

Nein, ich bin heute nicht ich. Ich bin Humpenbacher. Karl Humpenbacher. Vor einigen Monaten habe ich eine Frau gesucht, wissen sie. Bei einer dieser Online-Agenturen, und die hatten auch was für mich: Eine rothaarige drogenabhängige deutsche Sozialarbeiterin, eine arbeitslose Geologin aus einer ehemaligen Sowjetrepublik und eine Chefsekretärin mit halbwegs brauchbarer Vergangenheit und ein bisschen Hoffnung auf Zukunft. Also – ich habe die Chefsekretärin genommen – und sie mich auch. Aber jetzt habe ich einen Fragebogen von der BuZeGeDi bekommen. Ach, die kennen sie nicht? Die Bundeszentrale gegen Diskriminierung. Die gibt es nicht? Sie haben recht – noch nicht.

Doch was, wenn die drogenabhängige deutsche Sozialarbeiterin wegen Diskriminierung klagen würde? Müsste ich dann meine Gründe offenbaren, warum ich sie abgelehnt habe? Nein, werden sie sagen. Natürlich nicht – sie haben doch ein Recht, ihr Leben so zu gestalten, wie sie wünschen.

Wie schön. Derzeit darf ich also auch noch ein italienisches Restaurant gehen, ohne dass mich der türkische Currywurstbudenbesitzer wegen Diskriminierung verklagt. Oder zu meiner schönen türkischen Änderungsschneiderin, ohne dass der örtliche deutsche Schneidermeister mir an den Kragen kann.

Aber, Humpenbacher, das ändert sich doch nicht, wenn das Antidiskriminierungsgesetz kommt.

Nö. Aber jetzt bin ich Carla, die Inhaberin der Agentur, sie erinnern sich? Ich suche eine(n) Programmierer(in). Also da habe ich die Wahl zwischen einem älteren deutschen Alkoholiker, einer arbeitslosen Geologin mit einer IT-Zusatzausbildung und einem jungen, ideenreichen Programmierer. Sehen sie, und bevor ich mich von dem Alkoholiker oder der Geologin verklagen lasse, sie nicht eingestellt zu haben, vergebe ich meine Programmierarbeiten nach Estland. Schade um den jungen Mann, aber der hätte auch drei Mal so viel gekostet.

Sollte ich nun wirklich noch Giovanni werden, der italienische Gaststättenbesitzer, oder Aisha, die türkische Änderungsschneidereibesitzerin? Wen würden sie als Kellner/Kellnerin oder als Änderungsschneider/in einstellen? Jemand, der zu ihrem Haus passt. Jemand, mit der sie das gemeinsame Arbeitsleben so gestalten können, wie sie es wünschen.

Und nun werde ich wieder Sehpferd: Sorgen sie bitte mit allen demokratisch erlaubten Mitteln dafür, dass das Antidiskriminierungsgesetz in der jetzigen Form wieder verschwindet und unterstützen sie auch in ihren Blogs derartigen Blödsinn nicht mehr.

Die Gesichter sind düster: Ach, die Frau Merkel wird den Durchbruch auch nicht schaffen, und ach, uns geht es ja so schlecht, und ach, sehen sie doch, Familien mit Kindern können sich doch jetzt gar nichts mehr leisten.

Ich weiß nicht, was noch hilft, um diesem Geheule endlich ein Ende zu machen: Tatsachen offenbar nicht, denn deutschen Familien geht es glänzend. Sie sacken ein, wo es nur geht: Vor allem beim Ehegattensplitting und beim Kindergeld. Das Nettoeinkommen der angeblich so „armen“ Familien liegt bei über 3700 Euro, da kann man manchen Euro auf die hohe Kante legen, und zwar auch noch dann, wenn die Hypothekenzinsen bezahlt sind: Natürlich hat eine satte Mehrheit der deutschen Familien mit zwei Kindern ein Eigenheim.

Ja, aber. Die Gebühren, die Energiekosten, die Kommunikationskosten – nichts als Steigerungen. Und dann die Rente, für die man „ja nun selbst sorgen“ müsste, so, als ob 628 Euro, der durchschnittliche Sparbetrag einer solchen Familie, nicht bereits eine gute Grundlage für das dritte Bein der Altersversorgung wäre.

Wenn den Familien dann gar nichts mehr einfällt, worüber sie noch herumjammern könnten, sind es die gestiegenen Kosten für Pauschalreisen oder die erhöhten Kosten für „das Essen gehen wegen des Euros – das sei mit Kindern ja nun schon gar nicht mehr möglich“. Mir kommen angesichts dieser Argumente die Tränen.

Arme Familien, ich sehe ein, dass man soziale Suppenküchen für euch einrichten muss.


Quelle der Zahlen

 

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